„Es berührt uns im Herzen, wieder Nachwuchs zu haben.“ Das sagte der Hagnauer Bürgermeister Volker Frede angesichts der ersten öffentlichen Probe der Jugendfeuerwehr. Für andere Wehren in der Region sei es selbstverständlich, auch Kinder und Jugendliche in der Feuerwehren zu haben – für Hagnau aber eben leider nicht, meinte Frede. Umso erfreuter war Volker Frede, dass die erst im September wieder neu gestartete Jugendfeuerwehr mit acht Jugendlichen auf dem Rathausvorplatz an den Start ging und ein selbstgezimmertes Holzhäuschen, das in Flammen stand, löschte. „Das bereichert und motiviert die ganze Wehr“, meinte Frede.

Wehr rückt vom Ortsrandparkplatz aus an
Im Anschluss waren die erwachsenen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr an der Reihe. Da das Übungsobjekt, die Lagerhalle des Winzervereins, direkt gegenüber des Feuerwehrgerätehauses liegt, war die Wehr erst auf den Ortsrandparkplatz ausgerückt, um dann spektakulär unter Blaulicht und Martinshorn zum angenommenen Brandobjekt anzurücken.
Einsatzleiter und stellvertretender Kommandant Michael Vogt war mit als Erster am vermeintlichen Brandobjekt, kontrollierte im Laufschritt das Gebäude und informierte sich über die Lage, um dann die einrückenden Fahrzeuge einzuweisen. Pressesprecher Philipp Gotterbarm informierte derweil am Mikrofon die zahlreichen Zuschauer über das angenommene Szenario.

Noch fünf Besucher im Keller
Ein Passant habe die Leitstelle informiert, dass es in der Abfüllung des Winzervereins einen lauten Knall gegeben habe und Rauch aus einem Fenster dringe. Zudem habe der Anrufer berichtet, dass zwei Menschen auf dem Balkon stünden und nach Hilfe riefen. Später habe ein Mitarbeiter des Winzervereins der Leitstelle berichtet, dass sich noch eine fünfköpfige Besuchergruppe im Keller des Gebäudes aufhalte, erklärte Gotterbarm.

Einsatzleiter Michael Vogt dirigierte die Fahrzeuge auf ihre Plätze, insbesondere die große Drehleiter aus Immenstaad. Ihr stand auf dem schrägen Parkplatz vor dem Winzerverein zwischen anderen Fahrzeugen und Bauschuttcontainern nur wenig Platz zur Verfügung, um für die Rettung der Menschen auf dem Balkon eingesetzt werden zu können.
Unterstützung aus Meersburg und Immenstaad
Während die weiteren Wehrleute aus Hagnau und Meersburg mit der Menschenrettung aus dem Gebäude beschäftigt waren und die ersten Wasserleitungen an die Fahrzeuge anschlossen, legte ein weiterer Trupp aus Immenstaad eine Wasserleitung aus dem nahegelegenen Bodensee durch das Rathaustor zum Übungsobjekt.

Wasserdruck aus Hydranten kann zu niedrig sein
Martin Scheerer, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands Bodenseekreis, erklärte gegenüber dem SÜDKURIER, dass eine zusätzliche Wasserversorgung, zum Beispiel aus dem See, insbesondere dann notwendig sei, wenn die umliegenden Hydranten an eine einzige Ringleitung angeschlossen seien. Würde die Feuerwehr nur durch diese verbundenen Hydranten mit Löschwasser versorgt, könnte der Wasserdruck durch die gleichzeitige hohe Wasserentnahme zu niedrig werden.
Rotes Kreuz kümmert sich um Gerettete und Atemschutzträger
Unterdessen versorgte dass Deutsche Rote Kreuz (DRK) unter Einsatzleiter André Maier die vermeintlichen sieben Verletzten und überprüfte den Gesundheitszustand der Atemschutzträger der Feuerwehr. Zusätzlich wurde die Psychosoziale Notfallversorgung (PSVN) des DRK-Kreisverbands Bodenseekreis informiert. Deren Leiterin Franziska Trunz beantwortete die Fragen der Besucher zu ihrer Aufgabe.

„Wir sind die ‚Erste Hilfe für die Seele‘“, erklärte Trunz. Die angenommene Besuchergruppe im Keller habe sich bis zu ihrer Rettung in einer besonderen Stresssituation befunden. Die Menschen seien zwar nicht unmittelbar gefährdet gewesen, aber durch das Eingeschlossensein im unteren Geschoss eines brennenden Gebäudes hätten sie sich in einer ungewissen Extremsituation befunden. Daher kümmerten sich die ehrenamtlichen PSNV-Mitglieder nach der Rettung um die Menschen.

Der stellvertretende Kreisbrandmeister Michael Fischer gab vor der anschließenden Manöverkritik als erstes Fazit: „Die Truppe hat sauber gearbeitet. Die Gruppenführer wurden vom Einsatzleiter gut eingewiesen.“