Der langjährige Vorstandsvorsitzende des Winzervereins, Karl Megerle, zieht sich in den Ruhestand zurück, Fabian Dimmeler tritt in seine Fußstapfen. Dieser Wechsel an der Führungsspitze bestimmte naturgemäß die Reden beim traditionellen Winzertrunk im Winzersaal. Neben zahlreichen Dankesworten gab es zudem Ehrungen für langjährige Mitarbeiter.
Bevor er sich zurückzog, eröffnete Karl Megerle aber noch den Reigen der vielen Reden, begrüßte die Gäste und gab einen Überblick über das vergangene Weinjahr. Abwechslungsreich und herausfordernd sei es gewesen, mit dem trockenen Winter, dem feuchten Frühjahr und dem heißen Sommer, dem dann der Regen folgte.
Genossenschaft erhält Ehrenpreis
Trotzdem sei die Lese ertragreich gewesen. „Die Trauben waren noch nie so groß wie im vergangenen Jahr“, freute sich Megerle und verkündete, dass die Genossenschaft zum 21. Mal in Folge den Ehrenpreis des Badischen Weinbauverbandes erhalten habe. Solche Erfolge stellten sich nur ein, wenn man zusammen schafft, meinte der scheidende Winzerchef und gab später als Antwort auf die vielen lobenden Worte zu seinem Wirken: „Ich habe es nicht allein gemacht.“
Bessere Rahmenbedingungen für Jungwinzer
Für die Generation der Jungwinzer wünsche es sich politische Rahmenbedingungen, die auch diesen eine Zukunft geben, damit sie „ihren Spaß an der Arbeit nicht verlieren“. Dafür würden die Landwirte demonstrieren, sagte Megerle mit Blick auf die aktuellen Bauernproteste. Megerle dankte dem ganzen Team und auch dem Ehrenvorsitzenden Paul Dimmeler, welcher ihm mit seiner Disziplin stets ein großes Vorbild gewesen sei. Von diesem habe er vor 23 Jahren zum Amtsantritt den Generalschlüssel in einer silbernen Schatulle überreicht bekommen und diese Schatulle samt Schlüssel gab Megerle nun feierlich an seinen Nachfolger Fabian Dimmeler weiter.
Dimmeler gab zu, dass es für ihn ein besonderer Moment sei. „Ich bekomme ein bissele Gänsehaut“, sagte er freimütig, bevor er seine erste offizielle Amtshandlung begann und den scheidenden Megerle per Handschlag zum Ehrenvorsitzenden des Winzervereins ernannte.

Neuer Vorsitzender sieht sozialen Frieden in Gefahr
Dimmeler sagte, er sei stolz darauf, Teil der Hagnauer Winzerfamilie zu sein, äußerte aber ebenfalls seine Sorgen zu den politischen Rahmenbedingungen. „So darf es nicht weitergehen, wenn wir den sozialen Frieden aufrechterhalten wollen“, gab er ein klares Statement. Auch der Gründer des Winzervereins, Pfarrer Hansjakob, habe den Silberpokal zum Winzertrunk gestiftet, um ein friedliches Miteinander zu pflegen, schlug Dimmeler den Bogen zurück zum eigentlichen Sinn des Empfangs.
Mit „Prosit omnibus – es möge allen nutzen“, eröffnete dann auch Bürgermeister Volker Frede seine Grußworte, in Anlehnung auf seine Rede im Vorjahr, wo er mit Lateinkenntnissen glänzen konnte. Diesmal fehlte ihm jedoch so eine Steilvorlage auf dem Einladungsschreiben, sodass er ins Griechische wechselte und die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium verwendete, „denn Evangelium kommt aus dem griechischen und bedeutet gute Nachricht“, erklärte Frede. So sei es eine gute Nachricht gewesen, dass Hans Jakob nach Hagnau versetzt worden sei und lange hier wirken konnte, meinte er, denn diese Kontinuität in verantwortungsvollen Posten bringe Vorteile.

Pfarrer Matthias Schneider mit launiger Kurzrede
In Anbetracht der späten Stunde und der vielen vorausgegangenen Reden, wie von der Bodenseeweinprinzessin Angela Staneker, Mitarbeiterin Anita Schmidt, Carsten Eisele, Vorstand vom Genossenschaftsverband, Geschäftsführer Tobias Keck und Aufsichtsratsvorsitzenden Wilfried Hund, entschloss sich Pfarrer Matthias Schneider, seine Grußworte spontan zu ändern.
„Ich sehe bei 80 Prozent der Gäste auf der Stirn geschrieben, jetzt schwätzt der auch noch, obwohl wir Hunger haben“, flachste er in seiner gewohnt humorvollen Art und kündigte an, sich kurzzufassen. „Mein Vorgänger hat ja schon die Heilige Schrift zitiert und alle Sprachen bemüht“, meinte er augenzwinkernd in Richtung Bürgermeister, sodass er ein Büchlein zur Trunkenheit zurate zog.
Der Silberpokal wird gefüllt
Winzer und Kellermeister ließen sich Zeit, den Wein auszubauen und so solle man ihn auch genussvoll genießen und nicht wie die Wikinger in sich reinschütten, zog er sein Fazit aus den historischen Geschichten. Damit gab er dann auch den Startschuss für den Höhepunkt des Abends, dem Füllen des Silberpokals. Fabian Dimmeler erklärte, es sei eine besondere Edition eines Müller-Thurgau, dem Lieblingsweins von Karl Megerle. Die Charaktere würden sich ähneln, meinte Dimmeler und beschrieb den Wein als hell, sonnengelb, elegant und ausgewogen in Frucht, Süße und Säure.