Wälder sind Orte der Natur, der Erholung und der Ruhe. Und so mancher Spaziergänger hat schon einmal darüber nachgedacht, am Lebensende in einem Wald begraben zu werden. In einem Friedwald gibt es diese Möglichkeit. In Heiligenberg bereits seit Mai 2007. Dort waren aber die meisten Bäume schon nach wenigen Jahren vergeben und so wurde 2013 damit begonnen, den Friedwald Elisenruhe für Bestattungen vorzubereiten.

Im Friedwald finden auch immer wieder Führungen statt. „Die Grabpflege übernimmt bei uns die Natur“, sagt Simone Hornstein während eines Rundgangs. Sie ist Diplomforstingenieurin und arbeitet mit der Friedwald GmbH zusammen, die ihren Sitz in Griesheim hat. Von dort werden über 60 Friedwald-Standorte in ganz Deutschland verwaltet. In Heiligenberg ist der Wald selbst im Besitz des Hauses Fürstenberg.

Aber: „Hier gilt die Friedhofsatzung der Gemeinde“, stellt die Försterin fest. Und die schreibt eine Mindestruhezeit von 15 Jahren vor. Im Friedwald darf die aber bis zu 99 Jahre betragen, je nachdem, wann die Bestattung erfolgt ist. Auch sonst ist hier manches nicht so, wie auf einem Friedhof der herkömmlichen Art. Hier sind Wanderer unterwegs oder es fährt jemand mit dem Mountainbike vorbei. „Wenn ich begraben bin, dann bekomme ich das nicht mehr mit“, sagt ein älterer Herr schmunzelnd, der zugibt, früher selbst immer gerne mit dem Fahrrad im Wald unterwegs gewesen zu sein.
Führungen und Beratungsgespräche
Humor ist hier erlaubt und so würde der Außenstehende die Gruppe wohl eher bei einem Seniorenausflug verorten, als bei Menschen, die sich Gedanken um ihr Lebensende machen. Es sind Paare und Einzelpersonen, die sich hier informieren wollen und mancher Teilnehmer des Rundgangs ist nicht zum ersten Mal dabei. „Es ist keine Entscheidung, die man sofort treffen muss“, sagt die Försterin. Und öfter mal vorbeischauen, das ist gar kein Problem. Simone Hornstein kann da mit einer ganzen Menge Anekdoten aufwarten.

„Einmal war eine Frau an ihrem Geburtstag hier und hatte Sekt und Brezeln dabei“, erinnert sie sich. Es wurde dann auf den Geburtstag und den zukünftigen Platz am Baum angestoßen. Übrigens anstoßen: Ein letztes Gläschen auf den Verstorbenen ist hier ebenso möglich wie das Abspielen von Musik. „Die Hinterbliebenen kennen ihre Grenzen und es gab noch nie Probleme“, weiß Hornstein, die seit elf Jahren im Friedwald arbeitet, Führungen macht und unzählige Beratungsgespräche geführt hat. Da ist der Bedarf sehr groß und nicht jeder entscheidet sich hinterher für die Bestattungsart.

Die ist übrigens gar nicht so neu, wie man vermuten könnte. Unter Nomadenvölkern waren Waldbestattungen durchaus verbreitet. Und das auch deshalb, weil sie ständig von Ort zu Ort gezogen sind und keinen Ort brauchten, an dem sie ihrem Verstorbenem gedenken konnten. Dazu kamen auch noch naturreligiöse Vorstellungen. In der Neuzeit gab es ebenfalls immer wieder Waldbestattungen. So ließen sich Gutsbesitzer und Forstleute in der Romantik gar nicht selten in ihren Wäldern beerdigen. Heutzutage dürften die Gründe meist anderer Natur sein. „Unsere Kinder wohnen alle weit weg. Wer soll denn das Grab pflegen“, macht eine ältere Frau ihre Beweggründe deutlich. Und zudem seien sie und ihr Mann immer gerne im Wald unterwegs. „Da fühlst du dich dem Herrgott so nahe“, sagt sie und ein zartes Lächeln huscht über ihr Gesicht.

Es sind emotionale und rationale Gründe, die Menschen dazu bewegen, sich in einem Friedwald beerdigen zu lassen. Das Geld dürfte nicht ausschlaggebend sein. Denn außer den Kosten für den Platz neben einem Baum müssen natürlich auch der Bestatter und das Krematorium bezahlt werden. Grabstein oder Grabschmuck braucht es hier nicht und sind auch nicht erlaubt. „Sie können immer wieder kommen. Und wenn Sie einen Baum gefunden haben, der Ihnen gefällt oder ein persönliches Beratungsgespräch wünschen, dann melden Sie sich einfach“, sagt die Friedwaldförsterin. „Werden wir tun“, hört man gleich mehrfach. Und alle gehen mit einem zufriedenen Blick in Richtung Parkplatz. Wer sich nun doch nicht für den Friedwald entscheidet, der hat zumindest einen interessanten Spaziergang hinter sich. Und der Beobachter die Erkenntnis: Sterben ist kein Tabuthema mehr. Man geht offen damit um und spricht darüber.
"Anonyme Beisetzung gibt es nicht"
Simone Hornstein ist Friedwaldförsterin in Heiligenberg.
Gibt es Vorgaben, wie eine Abschiedszeremonie gestaltet werden muss?
Nein. Die Gestaltung einer Beisetzung ist jedem selbst überlassen. Mit oder ohne Musik, nur im Familienkreis oder mit einer großen Trauergemeinde, alles ist möglich. Die Feier kann von einem Priester oder Trauerredner begleitet werden, das ist aber nicht vorgeschrieben.
Muss die Beisetzung immer in biologisch abbaubaren Urnen stattfinden?
Im Friedwald Elisenruhe gibt es neben den biologisch abbaubaren Urnen auch die Möglichkeit einer unvergänglichen Edelstahlurne.
Muss immer ein Namensschild an den Baum?
Nein. Das kann ganz individuell gehandhabt werden. Namensschilder werden von der Friedwaldverwaltung angebracht. Die meisten Menschen entscheiden sich für eine Namenstafel. Wer keine will, kann über eine Nummer am Baum den Bestattungsort zuordnen. Eine anonyme Beisetzung gibt es im Friedwald nicht.
Was bedeuten die gelben und blauen Bänder, die an manchen Bäumen angebracht sind?
Gelb steht für einen Baum, an dem einzelne Plätze verfügbar sind. Bis zu 20 Menschen können je nach Platz an einem Baum bestattet werden. Das blaue Band steht für einen Baum, bei dem man selbst bestimmen kann, wer dort bestattet wird. Man kauft also den kompletten Baum und nicht nur einen Begräbnisplatz.
Was kostet ein Ruheplatz im Friedwald?
Das ist ganz verschieden und ist abhängig von der Lage des Baums, der Stärke des Stamms und auch der Art des Baums. Nadelbäume gibt es im Friedwald nur begrenzt. Ein Beisetzungsplatz kann ab 490 Euro erworben werden. Die Preise für den individuellen Baum variieren zwischen 2490 Euro und 6990 Euro. Die Liegezeit kann bis zu 99 Jahren betragen und wird ab der Eröffnung des Friedwalds berechnet.