Das Ehepaar Doris und Bruno Epple hat Spuren in der Region hinterlassen. Er war einer der bekanntesten Künstler der Bodenseeregion und sie eine karitative Wohltäterin, die sich mit festem Glauben stets für andere eingesetzt hatte. Beide sind in den vergangenen Jahren gestorben, Doris Epple im Jahr 2020, Bruno Epple vor zwei Jahren im August 2023.
Die menschlichen Spuren verschwinden nun aber. Denn die umfangreiche Kunstsammlung der Epples ist versteigert worden. Das Haus mit Grundstück auf der Höri, im Öhninger Ortsteil Wangen, ist ebenfalls verkauft, wie Bürgermeister Andreas Schmid bestätigt.
Epple-Haus soll abgerissen werden
Was wird aus dem Grundstück? Das Haus soll abgerissen werden und einem Neubau weichen, der Gemeinderat habe dem Abriss schweren Herzens zugestimmt und keine rechtliche Möglichkeit gehabt, diesen zu verhindern. Dies hätten nur die Verkäufer beziehungsweise Erben im Kaufvertrag regeln können, was aber dann sicher Auswirkungen auf den Verkaufserlös gehabt hätte, so Schmid.
Wer der Käufer ist und wie hoch der Kaufpreis ist, nennt der Bürgermeister aus Datenschutzgründen nicht. Man gehe davon aus, dass der Käufer dort auch wohnen wird.
Erlös geht an zwei Herzensprojekte der Epples
Doch wie geht es nun weiter mit dem übrigen Epple-Erbe? Denn das Paar hatte keine Kinder. Aus dem Erlös der Versteigerung der Kunstwerke und des Nachlasses Epple werden zwei Herzensprojekte des Ehepaares bedacht: Zum einen die Doris-Epple-Stiftung „Armenhilfe in Russland“, die Suppenküchen und Obdachlosenunterkünfte für die Ärmsten betreibt, zum anderen die Bruno-Epple-Stiftung der Muttersprochgesellschaft, der es um den kulturellen Erhalt der alemannischen Sprache geht.
„Wir rechnen mit einer niedrigen siebenstelligen Summe“, sagt Ottmar Steffan von der Caritas Osnabrück, ehrenamtlicher Vorsitzender der Doris-Epple-Stiftung. Der Großteil des Erlöses gehe in den Stiftungsstock, werde gewissenhaft angelegt und soll über den Zinsertrag den langfristigen Erhalt der Stiftung gewährleisten, erklärt Steffan.
Ein geringerer Teil des Erlöses stehe für die aktuellen Projekte zur Verfügung. Jährlich benötige man zirka 250.000 Euro, um die sozialen Projekte der Doris-Epple-Stiftung am Laufen zu halten. Diese Summe werde von etwa 500 privaten Spendern aufgebracht, davon viele aus dem Bodenseebereich.
Darum kümmert sich die Doris-Epple-Stiftung
Nicht nur der demographische Wandel mache der Stiftung zu schaffen, wie Ottmar Steffan erklärt. Denn viele der privaten Spender würden die Doris-Epple-Stiftung schon viele Jahre unterstützen und selbst immer älter werden oder gar sterben. Auch der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, der mittlerweile drei Jahre andauert, mache es schwer, neue Spender für die humanitäre Arbeit in Russland zu gewinnen.
„Da ist der Erlös des Erbes der Eheleute Epple ein Segen für die Doris-Epple-Stiftung, damit sie im Sinne von Doris fortbestehen kann“, sagt Steffan. Doch ohne neue Spender sei die Zukunft der Stiftung ungewiss.
Die Doris-Epple-Stiftung arbeitet seit vielen Jahren mit der Russlandhilfe der Caritas Osnabrück zusammen. Unterstützung gibt es für das Kinderzentrum Majak in Luga und der Obdachlosenküche in Pskow, beide im Gebiet St. Petersburg gelegen. Ebenfalls finanziert die Stiftung die Suppenküche „Tatjana“ in St. Petersburg. Hinzugekommen ist das St. Petersburger Projekt „Meine Familie sind meine Mutter und ich“, das wie die vorhergenannten Projekte von der Caritas St. Petersburg verantwortet wird.
Außerdem finanziert die Doris-Epple-Stiftung schon lange die Obdachlosenarbeit der Caritas Sibirien in Novosibirsk, Omsk und Barnaul. Schließlich werde auch ein Kuh-Projekt unterstützt, in dem bedürftige Familien auf den Dörfern kostenlos eine Kuh zum Lebensunterhalt erhalten und das erste geborene Kalb einer weiteren bedürftigen Familie weitergeben.
Warum geht die Zusammenarbeit trotz Krieg?
Die Zusammenarbeit mit der Caritas Russland sei trotz des Krieges nicht eingestellt worden, so Steffan. Er selbst sei im vergangenen Jahr vor Ort gewesen und habe die Projekte besucht. Es sei noch immer möglich, trotz Sanktionen, humanitäre Mittel zu überweisen. „Die Bankenkontrolle ist wegen der Sanktionen sehr streng, wir können jedoch nachweisen, dass wir unsere Mittel ausschließlich für die Bedürftigen und leidende Bevölkerung einsetzen“, versichert der Stiftungsvorsitzende.
Die Mittel kämen eins zu eins bei den Projekten an, verspricht er. Dies gehe nur, weil die Caritas Russland sich bereits vor Jahren entschied, nicht als NGO, also Nichtregierungsorganisation, zu agieren, sondern als religiöse Organisation. Das schütze sie derzeit noch davor, als sogenannter „Ausländischer Agent“ stigmatisiert zu werden, erklärt Steffan.
Wie viel Geld erhält die Muettersproch-Gsellschaft?
Bei der Muttersproch-Gsellschaft wiederum rechnet man mit 250.000 Euro aus dem Erbe der Epples, wie Ursula Isele als eine der drei geschäftsführenden Vorstände auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt. Für das Erbe habe die Gesellschaft eine neue Bruno-Epple-Stiftung gegründet, die 250.000 Euro seien deren gesamtes Stiftungskapital, das nicht angerührt werden dürfe.
Stattdessen wird die Stiftung laut Isele aus den Zinserträgen Projekte, die dem Erhalten des Alemannischen dienen, unterstützen. So habe Epple in seinem Testament verfügt, dass die Zinserträge für Projekte an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zum Erhalt der Muttersprache bei Jugendlichen, für Forschung, Sprache und Literatur sowie für die Auslobung eines Bruno-Epple-Preises für besondere Leistungen zum Erhalt des Alemannischen verwendet werden dürfen.
Allerdings seien die Erträge aus den 250.000 Euro aufgrund der aktuellen Zinsen zunächst wohl so gering, fügt Isele hinzu, dass zunächst nur die Projekte zugunsten Jugendlicher umgesetzt werden können.