Mit zurückhaltender Feierlichkeit wurde der Dichter und Maler Bruno Epple in Wangen beigesetzt. Pfarrer Helmut Benkler, ein enger Freund des verstorbenen Wangeners, gab dem bekannten Bürger und landesweit berühmten Förderer von Sprache und Mundart das letzte Geleit. Zuvor hatte Weihbischof Wehrle ein Requiem für den im Alter von 92 Jahren verstorbenen Epple gehalten.
So wie Epple als Schriftsteller und Maler stets einen eigenen Stil pflegte, hatte er sich auch eine eigene Liturgie gewünscht. Alles sollte schlicht und ehrfürchtig sein, das hatte er noch in den letzten Wochen seines langen Lebens verfügt. Also keine Nachrufe und Reden in der Kirche und am Grab. Schließlich, so setzte er durchaus selbstbewusst hinzu, kenne man ihn ja. Daran hielten sich alle Beteiligten – bis auf einen Trauergast, der spontan ein Gedicht des Toten vortrug.
Einen Titel hat er sich ausdrücklich gewünscht
Auch musikalisch war die Feier auf spanische Strenge ausgerichtet. Der Radolfzeller Trommler Sigi Schaupp schlug auf seiner kleinen Trommel eindrucksvolle, leise düstere Takte. Die Orgel in der Kirche St. Pankratius spielte eher verhalten. Nur beim „Salve Regina“ durfte der Organist einige Register mehr ziehen – diesen marianischen Hymnus hatte sich Epple ausdrücklich gewünscht. Noch in seinen letzten Tagen hatte er diese alte Melodie hören wollen. Zum „Salve Regina“ hat der Dichter eine besondere Beziehung: Die schlichte Melodie wurde auf der Reichenau getextet und komponiert; immer wieder hat sich Epple mit dem Hymnus beschäftigt und ihn übersetzt.
Bei vielen Details wurde deutlich, wie sorgfältig die Feier geplant war. Die vier Sargträger in schwarzen Hosen und weißen Hemden tragen alle den Vornamen Bruno – einer davon war Bruno Bohner, der Ortsvorsteher von Wangen.
Tiefe Verbundenheit mit der Höri
Spürbar wurde, wie eng verbunden der Dichter von der Höri mit vielen Menschen war. Jeder wusste eine Geschichte zu erzählen über ihn. Weihbischof Paul Wehrle nannte ihn einen “geistlichen Bruder und Bruder“. Das Christliche habe bei diesem Künstler immer eine große Rolle gespielt, der Kirchgang war für ihn selbstverständlich. In einem Raum der Wangener Kirche stehen Tonfiguren von Epple.
Die beiden – Bischof und Poet – hatten einige Zeit in den letzten Lebenstagen verbracht. Dabei kam allerhand zur Sprache, wie Paul Wehrle in seiner kraftvollen Predigt sagte. Auch die Glaubenszweifel, die den gläubigen Katholiken auf den letzten Metern seines Lebensweges überfallen hatten. „Kann man das glauben?“, fragte Epple auf dem Sterbebett, berichtete Wehrle. Gemeinsam hätten sie über diese Existenzfrage gesprochen, ja gerungen.

Stiftung ins Leben gerufen
In seiner Ansprache nannte ihn Wehrle „einen Mann dieser Landschaft“. Er würdigte das Schaffen für die Literatur. Erst vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass Bruno Epple eine eigene Stiftung ins Leben gerufen hat. Sie wird der „Förderung der alemannischen Sprache„ dienen und im Rahmen der Muettersproch-Gsellschaft arbeiten. Die Einzelheiten dieser Stiftung stehen noch aus. Damit hinterlässt das Ehepaar Doris und Bruno Epple zwei Stiftungen: Doris Epple kümmert sich um arme Menschen in Russland, Bruno Epple um die Rettung des Dialekts.

Die Trauergäste kamen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen – überall dort, wo Epple seine kräftigen Spuren hinterlassen hatte. Oberbürgermeister Simon Gröger verneigte sich vor dem Toten, den er beim Hausherrenfest kennengelernt hatte. „Bruno Epple war ein wichtiges Vorbild“, sagte Gröger, „er ist eng verwoben mit Radolfzell.“
Künstlerkollegen geben letztes Geleit
Die Schriftstellerin Gabi Hauptmann gab ihrem Kollegen ebenso das letzte Geleit wie Schauspieler Frank Lettenewitsch oder der Musiker Bernd Konrad, der seinem Freund Bruno einige Notenblätter mit einer Komposition mit ins Grab gab. Narrenvertreter waren vertreten, so Rainer Hespeler von der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee oder Michael Fuchs vom Fasnachtsmuseum in Langenstein, das derzeit neu gebaut wird.
Die eindrucksvollste Grabbeigabe kam vom Trommler: Er warf seine beiden Trommelschlegel in die offene Grube; zuvor hatte er sie mit einem schwarzen Band verknüpft. Nun liegt Bruno Epple wieder bei seiner Frau Doris, die vor knapp drei Jahren verstorben ist.