Diese Premiere ist bittersüß. Erstmals wird die Heinrich-Rehm Medaille postum verliehen – und zwar den kürzlich verstorbenen Bruno Epple. „Bruno Epple wird vom Maler- und Poetenhimmel herabblicken und sich mit seinem spitzbübischen Lächeln über diese Ehrung freuen“, vermutete Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, während der Begrüßung der Gäste bei der Verleihung der Heinrich-Rehm-Medaille in der Orsinger Kirnberghalle. Diese Auszeichnung wurde in Gedenken an den 2001 verstorbenen Gründer der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, den Nenzinger Heinrich Rehm, ins Leben gerufen.
Epple wusste von der Verleihung
„Wir haben Bruno Epple bereits im Juni dieses Jahres gefragt, ob er diese Ehrung annehmen würde, und er hat sich gefreut wie ein kleiner Bub“, erklärte Rainer Hespeler. Es sei zu keiner Zeit eine Option gewesen, die Medaille an den im August 2023 verstorbenen Bruno Epple nicht postum zu verleihen.
Verliehen wird die Medaille von der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee und dem Fasnachtmuseum Schloss Langenstein. „Bruno Epple wird für seine herausragenden Verdienste um die Verbreitung, Darstellung und Pflege der schwäbisch-alemannischen Fasnacht geehrt“, so Michael Fuchs, Präsident des Fasnachtmuseums.

Muettersproch Gesellschaft als Empfänger der Medaille
Entgegengenommen wurde die Medaille von Walter Möll, dem Gruppenleiter der Muettersproch Gsellschaft Regionalgruppe Hegau. „Bruno Epple hat kurz vor seinem Ableben noch eine gleichnamige Stiftung zum Erhalt der alemannischen Mundart initiiert, die momentan unter dem Dach der Muettersproch Gsellschaft gegründet wird“, so Rainer Hespeler. „Deshalb sind wir der Meinung, dass die Muettersproch Gsellschaft der ideale Empfänger dieser Medaille ist“, so Hespeler.
„Wir Muettersprochler aus dem Hegau nehmen mit großer Demut die Heinrich-Rehm-Medaille entgegen. Bruno Epple hat mit seinen warmherzigen und humorvollen Beiträgen zur Fasnacht, seinen unzähligen alemannischen Beiträgen und Büchern ein Lebenswerk hinterlassen. Er hat die alemannische Mundart meisterhaft und in seiner ganzen Vielfältigkeit und Schönheit gezeigt“, erklärte Walter Möll.

Große Bedeutung für die Fasnacht
Es falle schwer in Worte zu fassen, welch große Bedeutung und unschätzbaren Wert das Wirken des im Jahr 1931 in Rielasingen geborenen Bruno Epple für die schwäbisch-alemannische Fasnet und die bodenseealemannische Mundart habe, hieß es während der Veranstaltung. „Bruno Epple hat sich die richtigen Freunde ausgesucht, die ganze heutige Veranstaltung wird ausschließlich mit Freunden von Bruno Epple bestritten, für alle Genres haben wir die richtigen Personen“, erklärte Rainer Hespeler.
„So auch bei der musikalischen Begleitung des Nachmittags. Das sind keine Geringeren als Musikprofessor Bernd Konrad am Saxofon und am E-Piano der Journalist und begnadeter Musiker, Uli Fricker. Beide sind enge Freunde der Familie Epple“, so Hespeler.

Weggefährten sprechen über Epples Wirken
Auch Michael Fuchs zählt zu den Weggefährten, die ebenso informativ wie berührend das Wirken Bruno Epples darstellten. In einem Lichtbildvortrag erläuterte Fuchs das künstlerische Wirken des Malers, der bereits im Jahr 1955 als Student erste Bilder malte. Ein Merkmal seiner Fasnachtsbilder sei, dass sie oft vordergründig heiter seien, aber gleichzeitig geheimnisvoll, sogar beängstigend. So schreckte Bruno Epple nicht davor zurück, neben der bunten Heiterkeit auch den Tod zu zeigen.
„Der Künstler hat durch seine Zeichnungen, Gedichte, Tonfiguren und Gemälde, aber auch durch sein Engagement bei der Straßenfasnacht großen Anteil an der Weiterentwicklung der närrischen Tradition“, sagte Michael Fuchs. Seine närrische Heimat fand Bruno Epple bei den Narrizella Ratoldi in Radolfzell. „Er war Narrenrat, Kappedeschle, gestaltete Bühnenbilder und vieles mehr – all das sind Zeugnisse seiner Bereicherung des närrischen Brauchtums“. Auch bei den Kumpanei-Abenden auf Schloss Langenstein wirkte Epple über viele Jahre hinweg aktiv mit und wurde im Jahr 1998 mit dem heißbegehrten Alefanz Orden ausgezeichnet.

Verse in alemannischer Mundart waren sein Stil
Die Fasnacht ohne Mundart war für Bruno Epple undenkbar. Seine unzähligen Narrenverse wurden in alemannischer Mundart verfasst. Franz Allmayer, langjähriger Weggefährte Epples und laut Rainer Hespeler „der Bruno Epple Rezitator schlechthin“ trug einige seiner Verse vor: „Mir klepperet und depperet, d`Oma isch verdebberet, hat Suppe scho verlepperet“. Dieser Vers ist Teil eines Gedichts über die Tradition des Klepperns, das zum gelebten Brauchtum der Narrizella Ratoldi gehört.
„Es war wirklich beeindruckend, wie vielfältig Bruno Epples Auseinandersetzung mit der Fasnet war, so Uli Fricker. Der Journalist und Freund der Familie hielt im Dialog mit Rainer Hespeler die Laudatio auf Bruno Epple. „Es gibt nur sehr wenige Kunstwerke zur Fasnacht, in denen man wie in den Bildern von Bruno Epple minutenlang verweilen kann“, so Fricker. Die von Bruno Epple gelebte Doppelbegabung aus Malen und Dichten gibt es nur sehr selten, wir kennen sie beispielsweise von Loriot. Für mich ist Bruno Epple ein badischer Loriot“, so Fricker.

Fasnacht als Moment des Rückzugs
Ebenso wie Bruno Epple eine große Bedeutung für die schwäbisch-alemannische Fasnet hat, so hat die Fasnet eine ebenso große Bedeutung für die Gesellschaft. „Warum ist die Fasnet so wichtig? In einer Zeit großer Herausforderungen und Unsicherheiten gibt sie uns kostbare Momente des Rückzugs und der Freude“, sagte Stefan Keil, Bürgermeister der Gemeinde Orsingen-Nenzingen, in seinem Grußwort.
Die Fasnacht sei viel mehr als eine Zeit des ausgelassenen Feierns, sie sei ein Symbol für den Zusammenhalt und die Lebensfreude. Die einzigartige Zeit des Frohsinns und der Narretei spiegele die Vielfalt unserer Gesellschaft wider.