Auch wenn man es sich angesichts der aktuellen Hitze kaum vorstellen kann, gibt es immer häufiger Hochwasserereignisse und Überschwemmungen. Sie sind die Folge von Starkregen oder langanhaltenden Niederschlägen. Vor einiger Zeit bekamen die Mitglieder des Gemeinderats von Orsingen-Nenzingen daher erste Informationen zum Thema intelligente Hochwasserwarnung. Die Netze BW bieten dafür mit „Noysee“ ein digitales Warnsystem an. Eigeltingen und Stockach nutzen es bereits. Nun will auch Orsingen-Nenzingen nachziehen.

Welche Vorteile hat das Warnsystem?

Bürgermeister Stefan Keil erklärte in der Sitzung, dieses Warnsystem biete eine operative Erweiterung, um präventiv zu überwachen und im Hochwasserfall zu steuern. Das Katastrophenschutzkonzept der Gemeinde enthalte mit Notfallorganisation, Warnketten und Informationsstrukturen bereits wesentliche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und Krisenorganisation. Doch diese würden dank einer genaueren Risikoabschätzung durch Echtzeitdaten unterstützt, damit man den Einsatz besser planen und Ressourcen besser steuern kann. So könnten Bevölkerung, Gebäude und kritische Infrastruktur besser geschützt werden.

Die Erfahrungen aus Eigeltingen und Stockach zeigten, dass durch die Anbindung mehrerer Messpunkte auch kleinräumige Starkregenereignisse besser erkannt und Auswirkungen präziser prognostiziert werden können. Es sei geplant, dass sich Stockach, Eigeltingen und Orsingen-Nenzingen die Messungen gegenseitig freigeben.

Drei Pegelmesspunkte sind geplant

Förster Franz-Josef Hartmann sprach sich für die digitale Pegelüberwachung aus. Es sei zeitraubend, wenn man wiederholt rausfahren müsse, um zu kontrollieren, ob der Krebsbach schon ansteige oder das Wasser bei der Sägebrücke kurz vor dem Überlaufen sei.

Man habe für die neue Technik drei Standorte ausgesucht, die als neuralgische Punkte bisher immer zuerst angefahren wurden: den großen Rechen am Detzelbach, die Sägebrücke auf der Verbindungsstraße zwischen Nenzingen und Wahlwies sowie die Brücke in der Orsinger Mühlenstraße. Dort stehe das Feuerwehrhaus – laut Hochwasserkarten am hochwassergefährdetsten Platz des Ortes. Weitere Standorte könnten bei Bedarf später eingebunden werden.

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Bürgermeister Keil sagte, für das Haushaltsjahr 2025 seien Mittel in Höhe von 12.000 Euro vorgesehen. Das Angebot für drei Sensoren liege bei knapp 8000 Euro brutto zuzüglich monatlicher Betriebskosten von knapp 50 Euro pro Modul. Der Vertrag wäre fünf Jahre gültig.

Haben auch Bürger Zugriff auf die Daten?

Gemeinderätin Christine Leithe wollte wissen, ob die Sensoren melden, wenn sie defekt sind. Die prinzipielle Betriebsbereitschaft sollte ablesbar sein, so Förster Hartmann. Er sagte, Stand Mai 2025 seien bereits über 45 Projekte in Baden-Württemberg und Bayern realisiert worden. Es gebe eine Voralarm-Funktion und man werde mit jedem Schadensereignis weitere Informationen gewinnen.

Joachim Kiewel nannte das Projekt eine „gute Geschichte“, bei der Eigeltingen, Stockach und Orsingen-Nenzingen voneinander profitierten. Frank Zimmermann erkundigte sich, ob optional jeder Interessierte die Daten aufs Handy bekäme. Franz-Josef Hartmann erklärte, zunächst sollten die Daten Bürgermeister, Bauhof und Feuerwehr zur Verfügung stehen. Später könne man sie eventuell auf der Internetseite sichtbar machen.

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Einzelne Räte äußern Kritik, Messpunkte werden reduziert

Roman Roth äußerte sich verhalten. Ihm mache die Entwicklung etwas Angst, dass sich immer mehr Anbieter spezialisierten und einen monatlichen Service anböten. „Die laufenden Kosten steigen immer weiter. Ich verstehe, dass es wünschenswert ist, die Pegel zu beobachten und die Gefahren zu erkennen. Verhindern können wir sie trotzdem nicht“, sagte er.

Der Meinung war auch Stefan Stemmer, der hinzufügte: „Wenn es langsamer regnet und die Pegel steigen, kriegen wir das mit. Bei Ereignissen wie dem Hagel in Sipplingen können wir eh nichts machen. Firmen wollen Profit schlagen, ich wehre mich etwas dagegen.“

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Nach dem Antrag von Marius Zeiher, vorerst nur die Sägebrücke und den Rechen am Detzelbach mit den Sensoren auszustatten, beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, das intelligente Hochwasserwarnsystem Noysee mit zwei Pegelmessgeräten einzuführen und die laufenden Betriebskosten in die künftigen Haushaltspläne aufzunehmen.