Karlheinz Fahlbusch

Bis Ende 2019 ist der Bolzplatz an der Betenbrunner Straße noch genutzt worden. Jetzt steht in unmittelbarer Nähe das Minispielfeld beim Freibad zur Verfügung, das sogar ganzjährig genutzt werden kann. Der Bolzplatz wurde daher von der Gemeinde stillgelegt. Jetzt sollen auf dem Gelände Mietwohnungen in Modulbauweise erstellt werden.

Wohnraum für 40 Menschen kostet 1,2 Millionen Euro

Bauherr ist die Gemeinde Heiligenberg und sie wird auch die Wohnungen vermieten, in denen insgesamt bis zu 40 Menschen leben können. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde der entsprechende Auftrag vergeben. Rund 1,2 Millionen Euro sollen investiert werden. Das Geld kommt aus dem Verkauf des Post-Areals, auf dem ein Hotel und Wohnungen entstehen sollen.

Die neuen Gebäude sind durch Stege miteinander verbunden.
Die neuen Gebäude sind durch Stege miteinander verbunden. | Bild: Moriz Guhl

Gemeinde verzichtet bewusst auf Zuschuss aus Förderprogramm

1,25 Millionen Euro wird die Gemeinde durch den Verkauf erzielen. Da das Gelände des ehemaligen Bolzplatzes in Gemeineigentum ist, fallen keine Grundstückskosten an. Heiligenberg wird außerdem auf einen Zuschuss aus dem Förderprogramm für den sozialen Wohnungsbau verzichten. Damit erhofft man sich mehr Flexibilität bei der Wohnungsvergabe. Zudem sollen die neuen Wohnungen nur eine temporäre Lösung sein. Die Bauweise ermöglich auch einen schnellen Abbau.

Das könnte Sie auch interessieren

Ausweisung neuer Baugebiete wird immer schwieriger

Deutlich wurde in der Ratssitzung, dass die Ausweisung neuer Baugebiet immer schwieriger werde. Das liege an der Gesetzeslage, aber auch an Anwohnern, die über Einsprüche und Klagen die Ausweisung neuer Baugebiete verzögerten. In Heiligenberg gibt es Widerstand gegen das neue Gebiet Ziegelhalde, wo Wohnhäuser und ein Nahversorger gebaut werden sollen. Andererseits ist Wohnraum knapp und die Verwaltung ist zudem in Zugzwang, für geflüchtete Menschen Möglichkeiten zur Anschlussunterbringung zur Verfügung zu stellen.

Das könnte Sie auch interessieren

Aufnahmequote für Geflüchtete kann noch nicht erfüllt werden

Man habe die Aufnahmequote noch nicht erfüllen können. Bürgermeister Frank Amann sagt: „Trotz intensiver Suche ist es enorm schwierig, für diese Personengruppe Unterbringungsmöglichkeiten zu finden.“ Auch die Problematik drohender Obdachlosigkeit geht an der Gemeinde nicht vorbei. Wenn es Notfälle gebe, wie kürzlich nach einem Brand, dann tue man sich schwer, Menschen unterzubringen.

Verzicht auf Fördermittel macht Gemeinde frei für Entscheidungen

Über das Förderprogramm „Wohnungsbau – Förderlinie kommunal“ werden Belegungsbindungen definiert. Diese beziehen sich auf Punkte wie Wohnungsgröße, Einkommensgrenze und Wohnberechtigungsschein. „Unsere Intention ist es, einem breiteren Personenkreis, gegebenenfalls auch ohne Wohnberechtigungsschein, die Möglichkeit zu geben, günstigen Wohnraum zu beziehen“, erläutert Amann die Überlegungen, die zum Verzicht auf Fördermittel geführt haben. Auch die 30-jährige Bindung an eine Belegung sei für Heiligenberg nicht der richtige Weg. Das Projekt „Neues Soziales Wohnen“ sei nicht als Dauerlösung, sondern als Zwischenlösung gedacht. „Städtebaulich streben wir mittelfristig eine interessante Gesamtlösung mit den unmittelbaren Nachbargrundstücken an“, macht Amann deutlich. Überlegungen und Gespräche dazu gebe es bereits.

Die Module sollen sich harmonisch in die Umgebung einfügen.
Die Module sollen sich harmonisch in die Umgebung einfügen. | Bild: Moriz Guhl

Ehrenamtliche können neuen Bewohnern einleben erleichtern

Wo viele Menschen auf einer relativ kleinen Fläche zusammen leben, kann es zu Konflikten kommen. „Ja, das sehen wir auch so und haben das im Auge“, sagt Amann. „Wir werden hier einen Hausmeister benennen, der sich um die Gesamtanlage und die Wohnungen kümmert. Wir werden schließlich auch Mieteinnahmen generieren“, macht der Bürgermeister deutlich. Der Gemeinderat hoffe, dass sich Menschen aus der Gemeinde finden, die den Bewohnern der neuen Module Hilfestellungen im alltäglichen Leben geben können. Amann fügt an: „Diese Menschen gibt es bereits und ich bin mir sicher, es wird auch weitere geben. Man muss sich das nur trauen, dann kann das auch das eigene Leben bereichern.“

„Wir streben eine behutsame Belegung an“

Bürgermeister Frank Amann hofft auf Unterstützung in der Gemeinde Heiligenberg für das neue Wohnprojekt.

Die geplanten Wohnmodule werden das vorgesehene Gelände wohl fast vollständig füllen. Befürchten Sie irgendwelche Probleme dadurch?

Nein, Probleme sehen wir hier derzeit überhaupt nicht. Das Verhältnis der überbauten Fläche zur Gesamtgrundstücksfläche entspricht durchaus anderen Bauvorhaben in unserer Gemeinde. Die geplante zweigeschossige Bauweise passt sich meiner Ansicht nach gut in die vorhandene Umgebungsbebauung ein.

Mit der Baumaßnahme kann die Gemeinde ihren Verpflichtungen zur Anschlussunterbringung von Geflüchteten nachkommen, hat aber auch die Möglichkeit, jemanden unterzubringen, wenn er kurzfristig obdachlos geworden ist, so wie kürzlich bei einem Brand. Bedeutet das, dass nicht alle Wohneinheiten belegt sein werden, damit die Gemeinde einen Puffer hat?

Genau in diese Richtung haben wir es vor. Unser Ziel ist es, nicht alle Wohnungen gleich nach Fertigstellung der neuen Anlage zu belegen. Wir streben eine behutsame Belegung mit einer guten Durchmischung der Bewohnerinnen und Bewohner an. Daher suchen wir auch weiterhin nach geeigneten Mietwohnungen oder Häusern für Anschlussunterbringung von anerkannten Flüchtlingen, zu der wir verpflichtet sind. Für diesen Personenkreis halten wir dezentrale Lösungen in unseren Ortsteilen am geeignetsten.