Das Gerüst an der Nordfassade des Rathauses ist verschwunden. „Die Sanierung war aus ökonomischen und ökologischen Gründen dringend nötig“, sagt Bürgermeister Frank Amann.
Kommunalwahl brachte große Veränderungen
Wenn man ihn nach den größten Veränderungen 2019 fragt, dann braucht er nicht lange überlegen. „Die Kommunalwahl“, antwortet er. Kein Wunder: Sechs neue Räte sitzen im zwölfköpfigen Gremium, das sich auch deutlich verjüngt hat. Urgesteine wie Alfred Rock, Lorenz Duelli, und Heinrich Stengele wurden verabschiedet und eine kommunalpolitische Gemeindechronik über die Zeit seit dem Gemeindezusammenschluss vorgestellt. Bei der Feier zu diesem Anlass im voll besetzten Sennhof wurde auch der neue Imagefilm der Gemeinde öffentlich vorgestellt.
Ein herausragendes Ereignis war für Frank Amann auch das dreitägige Jubiläum des Narrenvereins Wolkenschieber: „Da hat man gleich zu Jahresbeginn Maßstäbe gesetzt und Heiligenberg stand Kopf“, erinnert sich der Bürgermeister und schmunzelt.

Auch sonst hatte der Rathauschef im Jahr 2019 gut lachen. Schließlich konnte der Verkauf des Post-Areals abgeschlossen werden. „Der Bau und der Betrieb dieses Areals werden unsere Gemeinde mehr verändern, als wir uns heute vorstellen können“, lautet seine Zukunftsprognose.
Bebauung des Hotel-Post-Areals
„Bis zum 31. Juli muss der Bauantrag vom Käufer eingereicht sein“, macht Amann die Vorgabe deutlich. Klar sei: Nicht die Gemeinde plane und baue, sondern ein Investor. Der und der von der Gemeinde ausgewählte Architekt „werden das schaffen“, zeigt sich der Rathauschef überzeugt. Eine Mischung aus Hotel, Gastronomie, Sky-Bar, Wohnungen und Räumen für Dienstleistungen soll entstehen. Die Verhandlungen zur Ansiedlung eines Anbieters aus der Gesundheitsbranche, ein Wunsch aus dem Bürgerbeteiligungsprozess, haben leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt, so der Bürgermeister.

Die Bebauung des Post-Areals werde das kostenintensivste und städtebaulich prägendste Projekt seit dem Bau des Schlosses vor 500 Jahren werden, ist sich der Bürgermeister sicher. Und er betont, dass man sich von Beginn an um Bürgerbeteiligung und Bürgerdialog gekümmert habe.
Erweiterung des Gewerbegebietes in Hattenweiler
Mit dem Spatenstich für die Erweiterung des Gewerbegebietes im Teilort Hattenweiler stehen weitere 1,5 Hektar Fläche für Betriebe zur Verfügung. „Unser Ziel ist es, kleineren Betrieben aus dem Ort oder der Region eine Entwicklungsmöglichkeit zu geben“, erklärt Amann das Ziel. „Es sind die kleineren Handwerks- und mittelständischen Betriebe, die unser Gewerbe prägen.“ Und beim größten Arbeitgeber vor Ort stehen nicht Montagebänder sondern Menschen im Vordergrund: Die Camphill-Stiftung bietet mit ihren Einrichtungen die meisten Arbeitsplätze.
Betenbrunn als digitaler Vorreiter
Dass ausgerechnet der kleine Teilort Betenbrunn mit knapp 100 Einwohnern den Weg ins digitale Zeitalter bereits geschafft hat, hängt mit der Gaskonzessionsvergabe im Jahr 2015 zusammen. Im Zuge der Gas- und Glasfaserverlegungen wurde zum Abschluss die Ortsdurchfahrt saniert. Zudem wurden die Stromleitungen komplett unter die Erde verlegt.

Verabschiedet wurde Dr. Gabriele Heidenreich als Leiterin der Grundschule in Wintersulgen. Sie hatte sich von Beginn an enorm für neue Betreuungsangebote eingesetzt. Und die wird es auch in Zukunft geben. „Wir müssen im Bereich der Mensa unbedingt etwas machen“, sagt Frank Amann und spricht die räumlichen Gegebenheiten an. Das Thema werde man im Jahr 2021 angehen.
Thema Betreuungsplätze für Kinder drängt
Hauptthema im neuen Jahr sei die Anzahl der Betreuungsplätze und Betreuungsformen für Klein- und Vorschulkinder. Man sei mit den beiden Trägern Camphill-Schulgemeinschaft Föhrenbühl und der Katholischen Pfarrgemeinde in Kontakt. Ab Sommer gebe es Wartelisten. „Da müssen zeitnah Perspektiven für die Eltern aufgezeigt werden“, sagt Amann. Deutlich gestiegene Betreuungsquoten erforderten das Handeln seitens der Gemeinde. „Wir haben nicht mehr Kinder, aber mehr Nachfrage nach Betreuung“, stellt der Bürgermeister fest. Man arbeite bereits an einer Übergangslösung, die allen gerecht werde.
Gemeinde will siebenstellige Summe für „neues soziales Wohnen“ ausgeben
Auch 2019 befasste man sich mit dem Thema Baugebiete und der Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen. Drei Bebauungspläne wurden auf den Weg gebracht. In den neuen Baugebieten Heiligenberg und Wintersulgen sind Mehrfamilienhäuser vorgesehen. 2020 will die Gemeinde eine siebenstellige Zahl für „neues soziales Wohnen“ ausgeben. „Wir wollen die Einnahmen aus dem Verkauf des Post-Areals in Höhe von 1,2 Millionen Euro in die Hand nehmen, um sozial schwächeren bezahlbaren Mietwohnraum anbieten zu können“, bekräftigt Bürgermeister Amann das Ergebnis der Klausurtagung des Gemeinderats.
Vorgesehen sei, alle drei bis fünf Jahre selbst ein Mehrfamilienhaus zu bauen und zu vermieten. Mietwohnungen mit bezahlbaren Mieten in allen Ortsteilen seien für Heiligenberg wichtig und nötig.
Nahversorger im Baugebietes Ziegelhalde als Top-Thema unter Einwohnern
Mit Klagen rechnet Amann bei der Entwicklung des Baugebietes Ziegelhalde, wo auch ein Nahversorger etabliert werden soll. „Der Nahversorger ist bei Gesprächen mit den Einwohnern immer das Top-Thema“, weiß Amann. Die Realisierung sei ein allgemeiner Wunsch. „Es gibt aber unterschiedliche Interessenlagen und die Grundstücke sind noch nicht gekauft“, erklärt er. Ohne die Sicherheit, dass alles auch so entwickelt und umgesetzt werden kann, wie es sich die Gemeinde wünscht, werde man kein Geld für Grundstücke ausgeben.
Tourismus als wichtiges Thema
Zufrieden ist Frank Amann mit der Einführung der Echt-Bodensee-Card: „Die bietet einen riesigen Mehrwert für unseren Gast“, zeigt sich der Bürgermeister überzeugt. Das spiegle sich in den positiven Rückmeldungen der Gäste wider. Nach wie vor sei der Tourismus ein wichtiges Thema für Heiligenberg. „Wer bei uns Urlaub macht, der besucht die Bodenseeregion, nimmt aber auch unsere Angebote wahr, so das neu sanierte Freibad und die zahlreichen Wander- und Radwege “, stellt Amann fest. Inklusive der Ferienwohnungen könne man 300 Betten für Gäste anbieten.
Waldrappe sorgen für Furore
Für viel Furore in ganz Deutschland hat Heiligenberg 2019 aber ausgerechnet mit einem Vogel gesorgt, dem Waldrapp: „Diesem eigentümlichen, etwas eigenartig aussehenden Vogel haben wir eine unglaubliche Presse- und Medienpräsenz zu verdanken“, sagt Frank Amann, der noch dreieinhalb Jahre Bürgermeister von Heiligenberg sein wird.

Dann steht die Wahl des Gemeindeoberhauptes an. Wird er wieder kandidieren? „Das entscheide ich zu gegebener Zeit“, sagt er.