Karlheinz Fahlbusch

18 Jahre hatte Gabriele Heidenreich in der Grundschule in Wintersulgen viel bewegt. Jetzt war die Zeit für den Abschied gekommen. Es war ein Abschied mit Tränen und Emotionen, aber auch mit der Hoffnung, dass es in Heiligenberg auch in Zukunft eine Schule geben wird.

In ihrem Koffer hat Gabriele Heidenreich viele schöne Erinnerungen an „ihre“ Schule und vor allem auch Zeit für neue Dinge.
In ihrem Koffer hat Gabriele Heidenreich viele schöne Erinnerungen an „ihre“ Schule und vor allem auch Zeit für neue Dinge. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Lang war die Liste der Honoratioren, Freunde und Kollegen, die zusammen mit Schülern und Eltern den großen Saal im Sennhof füllten. Gleich mehrsprachig begrüßten die Kinder die Gäste mit einem fröhlichen Willkommenslied.

Sie war das Gesicht der Schule

Helen Steiner, bislang stellvertretende Schulleiterin, sagte: „Wenn ich aufzählen würde, was Frau Heidenreich in vier Wochen geschafft und in die Wege geleitet hat, würde mir keiner glauben, dass wir sie heute verabschieden.“

Joscha, Timo und Noah (von links) rappten durch das bunte Programm.
Joscha, Timo und Noah (von links) rappten durch das bunte Programm. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Noah, Timo und Joscha führten mit einem Rap durch das Programm. „Jetzt bin ich 20 Jahre im Amt, aber so bin ich noch nie angekündigt worden“, sagte Bürgermeister Frank Amann schmunzeln, der Heidenreich als erfolgreiche und engagierte Schulleiterin bezeichnete. 18 Jahre sei sie das Bindeglied zwischen Schule und Schulträger gewesen und das Gesicht der Schule in der ganzen Region.

Beim Schülervideo mussten auch Matthias und Gabriele Heidenreich zusammen mit Bürgermeister Frank Amann (von links) herzlich lachen.
Beim Schülervideo mussten auch Matthias und Gabriele Heidenreich zusammen mit Bürgermeister Frank Amann (von links) herzlich lachen. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

„Sie haben das Vertrauen, das in Sie gesetzt wurde, nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen“, so Amann. Sie habe Akzente gesetzt, frische Impulse gegeben und die Schule ganz stark weiterentwickelt. Eltern wollten mehr mitbestimmen, mitwirken und forderten neue Betreuungsformen. Die Einführung der verlässlichen Grundschule, die Ausweitung der Nachmittagsangebote, wie sie in Gemeinde dieser Größe ungewöhnlich sei, umgesetzt.

Bürgermeister Frank Amann und Gabriele Heidenreich sind überzeugt, dass die Grundschule Wintersulgen eine Zukunft hat.
Bürgermeister Frank Amann und Gabriele Heidenreich sind überzeugt, dass die Grundschule Wintersulgen eine Zukunft hat. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

„Sie waren nicht nur eine besondere Pädagogin und haben es verstanden, bei den Kindern ganz neue Fähigkeiten und Interessen zu wecken.“ Sie habe eine Beziehung zu den Kindern aufgebaut. Auch seine eigenen Kinder haben die Grundschule besucht. „Wir wussten, dass unsere Jungs bei Ihnen und Ihrem Kollegium gut aufgehoben sind.“ Auch das DFB-Jugendspielfeld nach der Fußball-WM. „Wir als Gemeinde werden Sie als Schulleiterin vermissen.“

Sie habe den Königsweg geschafft

„Wie war denn Frau Heidenreich?“, fragte Schulrat Ulrich F. Damm. Die Antwort der Kinder war unüberhörbar: „Guuuuuut!“ Er hatte in der Personalakte gekramt und einige treffende Attribute festgestellt: Gründlichkeit, hohe Motivation, höchste Anforderungen an sich selbst, Verhältnis zu den Menschen. Sie habe den Königsweg geschafft, „dass Menschen Vertrauen zu dir haben“.

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Das sei neben dem pädagogischen Faktor das Wesentliche einer Schule. Wer sie kenne, der erlebe eine Frau Dr. Heidenreich als Pädagogin, die reflektiert und mit großen Durchsetzungsvermögen ausgestattet ist.

Das Schulteam hatte für die beliebte Chefin extra ein Lied gedichtet.
Das Schulteam hatte für die beliebte Chefin extra ein Lied gedichtet. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Alles was bildungspolitisch umgesetzt werden musste, musste durch ihr „Sieb“, ehe es an der Schule Wirklichkeit wurde. Dabei habe sie einen hohen Maßstab angelegt: das Beste für die Kinder in der Schule in Heiligenberg.

Eintrittskarte für mehr Lebensqualität

Die sei jetzt in einer mehr als soliden Zukunftsperspektive. Mit der Freistellungsphase bekomme sie eine Eintrittskarte für mehr Lebensqualität. „Du wirst deiner Schule nachweinen und das wird auch umgekehrt so sein“, betonte Hermann Magino, der geschäftsführende Schulleiter des Schulsprengels. Er dankte für die wertvolle Zusammenarbeit.

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Die Theater-AG begeisterte mit einer tollen Idee. In Zusammenarbeit mit Fritz Dold hatte man einen echten „Tatort“ gedreht. Das Video vom verlorenen Schlüssel war ein Spaß und immer mit der passenden Musik unterlegt.

Als Geschenk gab es einen elektronischen Schlüsselfinder. Der hat leider nicht funktioniert. „Aber das bekommen wir hin“, war von Schülerseite zu hören. Das Schulteam hatte den alten Schlager „Für Gabi tu ich alles“ umgetextet und sang sich damit in die Herzen der Gäste im Sennhof.

Laudatio in Versen vorgebracht

Elternsprecher Mario Clausing brachte seine Laudatio in Versen vor und da wurde schnell deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schulleitung ausgezeichnet war. „Sie dachte heut schon an morgen, hat den Ärger nicht verborgen“, hieß es. Clausing: „Mensch Gabi hatten wir ein Glück.“ Jetzt beginne ein neues Leben. Die Würdigung durch das Lehrerkollegium wurde von Bildern begleitet.

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„Ihr sollet eine Freude am Lernen und eine glückliche Grundschulzeit haben“, wandte sich Gabriele Heidereich in ihrem Schlusswort an die Kinder. Sie hatte sich der Reformpädagogik verschrieben und immer ein Kollegium, das sie kritisch unterstütze, und half, Dinge umzusetzen. Eltern und Schulträger mussten überzeugt werden.

„Ich wollte eine lebendige Schule“

Mit Beharrlichkeit und Argumenten kam sie zum Ziel. Sie wollte einen Ganztagsbetrieb. Man habe klein angefangen. Das Angebot wurde immer mehr angenommen und die Gemeinde habe immer mitgemacht. Vereine und Institutionen unterstützten das musische und sportorientierte Profil. Heidenreich: „Ich wollte eine lebendige Schule mit starken Schülern.“ Dass sie dieses Ziel erreicht hat, das wollte bei der Abschiedsfeier niemand bestreiten.

„Wir sind nicht unter Zeitdruck“

Ulrich F. Damm
Ulrich F. Damm | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Ulrich F. Damm ist als Schulrat beim Staatlichen Schulamt Markorf auch für Heiligenberg zuständig.

Herr Damm, bis wann kann man damit rechnen, dass die Schulleiterstelle wieder besetzt wird?

Die Stelle wird jetzt ausgeschrieben und dann gibt es in der Regel auch Bewerber. Unter Federführung des Regierungspräsidiums wird dann ein Bewerberverfahren terminiert. Wir haben mit Helen Steiner eine kommissarische Schulleitern mit der entsprechenden Kompetenz und sind von daher nicht unter Zeitdruck.

Es ist ja schon länger bekannt, dass Gabriele Heidenreich in den Ruhestand geht. Hätte man da nicht schneller reagieren können?

Genau genommen ist die Stelle ja noch gar nicht frei, weil Frau Heidenreich ja genau genommen nicht in den Ruhestand, sondern in die Freistellungsphase geht.

Man hört immer, dass nur wenig Lehrer Interesse an einer Leitungsfunktion haben. Ist das so?

Die Aufgaben sind wesentlich komplexer geworden, als noch vor zehn Jahren. Die Bewerberzahlen waren rückläufig, aber es konnten immer alle Stellen besetzt werden.