Ende Juni ist Denis Lehmann feierlich in sein Amt als Bürgermeister von Heiligenberg eingeführt worden. Aber das aufregendste Ereignis in seinen ersten drei Amtsmonaten war kein dienstliches, sondern ein privates, bekennt er im SÜDKURIER-Gespräch geradeheraus: die Geburt seiner zweiten Tochter Amila; die zweieinhalbjährige Chiara bekam im August ein Schwesterchen. Folglich verbrachte der mit frischen Vaterfreuden Bedachte seinen zweiwöchigen Sommerurlaub im August mit Lebenspartnerin Nina Rueff daheim im Kreis der Familie in Heiligenberg. Seinen Hobbys, vor allem dem Trompetenspiel im Musikverein Mimmenhausen, hofft er zwar weiter nachgehen zu können, aber wohl mit geringerem Zeiteinsatz.

Stefanie Göppert folgt in die Hauptamtsleitung

Auch im Rathaus gab es Stühlerücken, etliche Aufgaben waren neu zu verteilen. In die Hauptamtsleitung etwa, früher mit Lehmann besetzt, wächst jetzt Stefanie Göppert vom Salemer Rathaus als neue Mitarbeiterin hinein. Bis dahin wird der Bürgermeister, unterstützt vom Rathauspersonal, einige Funktionen des Hauptamts weiter ausfüllen, sodass er, wie Denis Lehmann betont, während der Zeit der Einarbeitung in sein neues Amt parallel mit zusätzlichen Anforderungen belegt ist.

Alltag mit vertrautem Team macht Einstieg leichter

Allerdings lobt er die große Unterstützung seiner Rathauskollegen, die es ihm leicht mache, in seine neue Rolle als Gesamtvorgesetzter und in die Chefetage hineinzuwachsen. Doch sei ein solcher Aufstieg innerhalb einer Verwaltungseinheit nicht alltäglich. Selbstverständlich duzt man sich untereinander auch weiterhin. Entgegenkommend sei auch die Kooperation mit dem Gemeinderat, man kennt sich ja schon seit Jahren, Fremdeln ist überflüssig. Mit seinen beiden Stellvertretern, den Räten Michael Moser und Maria Morgen, trifft er sich regelmäßig zu Abstimmungsgesprächen.

Als nunmehr Jüngster wurde Denis Lehmann in der Runde der Kreisbürgermeister mit einem aussagestarken Küken begrüßt.
Als nunmehr Jüngster wurde Denis Lehmann in der Runde der Kreisbürgermeister mit einem aussagestarken Küken begrüßt. | Bild: Hartmut Ferenschild

Herzlich sei die Aufnahme unter den Bürgermeistern im Landkreis gewesen, die Lehmann als Jüngsten in der Runde mit einem Plüschküken begrüßten.

Amtsvorgänger Frank Amann „wie ein Mentor“

Befragt nach den sprichwörtlichen großen Fußstapfen, die ihm sein Amtsvorgänger Frank Amann etwa hinterlassen habe, zitiert Denis Lehmann selbstbewusst seine Antrittsrede: „Ich werde meine eigenen Fußstapfen setzen.“ Jedoch hebt er hervor, wie sehr Frank Amann ihn über die Jahre hinweg gefördert habe: „Er war für mich wie ein Mentor.“ Dessen Ermutigung sei es gewesen, vom Zutrauen in die eigenen Kompetenzen einmal abgesehen, die ihn zur Bewerbung um das Amt motiviert habe.

Erste 100 Tage von der Dorfladen-Initiative besonders geprägt

Welche Projekte haben seine ersten 100 Amtstage besonders geprägt? Lehmann nennt zuerst die Dorfladen-Initiative, die in der jüngsten Ratssitzung zu einem aussichtsreichen Startpunkt befördert werden konnte. Das – auch finanzielle – Engagement vieler Heiligenberger Bürger sei ihm ein sehr eindrucksvoller Beleg für den Zusammenhalt in der Gemeinde, bei aller fair ausgetragenen Unterschiedlichkeit der Meinungen.

Dass ihn auch die Aufgabe der Unterbringung von Geflüchteten und Migranten in Atem hält, ist erwartbar. Dieses bedrängende Thema wird dem Bürgermeister auf absehbare Zeit erhalten bleiben. Es sei ihm ein Beispiel dafür, wie stark Reglungen des Bundes und das Landes die Geschicke kleiner Gemeinden unabwendbar beeinflussen. Auch gewichtige Bauprojekte, etwa auf den Arealen Post, Sturn und Herbst, bedürfen seiner intensiven Begleitung.

Neubau der Grundschulmensa auf der Agenda

Der Blick in die Zukunft fällt auf den Neubau der Grundschulmensa. Ab 2026 haben Eltern dort den Rechtsanspruch auf ein ganztagsschulisches Angebot. Die Fortentwicklung einer strukturierten Wasserversorgung steht ebenfalls auf der Agenda, auch wenn sie in der alltäglichen Wahrnehmung der Bürgerschaft nicht im Vordergrund steht.

Vielfalt der Themen „spektakulär“

Ungeachtet dieses Berges von Herausforderungen hebt Denis Lehmann immer wieder hervor, dass ihm mit dem Einzug ins Bürgermeisteramt schon früh ein beruflicher Traum in Erfüllung gegangen sei: „Diese Aufgabe macht mir unheimlich viel Spaß.“ Dabei sei er nicht etwa ein Genießer des – wie auch immer notwendigen – bürokratisch-verwaltungstechnischen Handwerks. Spektakulär sei vielmehr die Vielfalt der Themen in einer kleinen Gemeinde, in denen sich das alltägliche Leben facettenreich aufblättere, mit allem, das dazugehört – auch Schwierigem und Traurigem. „Über viele Themen muss man Bescheid wissen“, erklärt er, und in den ersten 100 Tagen sei das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben, nicht von ihm gewichen. Wachsende Amtsroutine sollte ihm da bald zu Hilfe kommen.