Etwas zögerlich ist die Badesaison 2024 gestartet, aber mittlerweile haben die Frei- und Strandbäder der Region geöffnet – vor allem zur Freude der Kinder. Wie aber ist es um deren Fähigkeit bestellt, sich im Wasser sicher und gefahrlos zu bewegen? Im Herbst hatte der Tod eines siebenjährigen Grundschülers während des Schulschwimmens in einem Hallenbad in Konstanz für Entsetzen gesorgt.
Der SÜDKURIER hat bei einigen Grundschulen in der Region nachgefragt, wie sie die Kleinen auf das Schwimmen vorbereiten. Die Ergebnisse deuten nicht auf Gefahren hin, aber auf personelle und räumliche Engpässe.
Deggenhausertal: Ins Hallenbad direkt über den Schulhof
„Die Bedingungen hier sind ein Traum.“ So beschreibt Maike Steininger die Lage an der Grundschule Deggenhausertal, wo sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Diana Kirschner als Sportlehrerin für den Schwimmunterricht zuständig ist. Der Traum, den Maike Steininger meint, ist das Aquatal, das Hallenbad der Gemeinde Wittenhofen, von der Grundschule aus über den Schulhof hinüber mit wenigen Schritten zu erreichen.
So kann es gelingen, dass alle Kinder der Schule ab dem dritten Schuljahr an das Schwimmen herangeführt werden und auch die Jüngeren zumindest an das angstfreie Bewegen im Wasser gewöhnt werden. Unterstützt werden die Lehrkräfte dabei durch Giacomo Perotti, einen Fachangestellten für Bäderbetriebe im Dienst des privaten Betreibers des Aquatal.
Leistungskader bei Wettkämpfen regelmäßig vorn
Aufgrund der günstigen Situation haben die Grundschüler sogar einen Leistungskader gebildet, der bei schulübergreifenden Wettkämpfen regelmäßig erste Plätze belegt. Da Buskosten entfallen, kann die Gemeinde die Kosten für Badmiete und Aufsicht übernehmen.
Großschönach: Zeitraubender Transfer mit dem Bus
Von solchen Möglichkeiten können die Kolleginnen und Kollegen andernorts nur träumen. Maria Baader, Leiterin der Ramsbergschule in Großschönach, eines Teilorts der Gemeinde Herdwangen-Schönach, berichtet von den Mühen, ihre Schüler per Bus zeitraubend ins Pfullendorfer Bad zu schaffen und dort auch Schwimmzeiten auszuhandeln. Für die Schwimmkurse werden den Eltern 20 Euro in Rechnung gestellt.
Schwierig ist zudem die personelle Lage. Es ist vorgeschrieben, dass die Unterrichtsstunden im Bad von zwei in Wasserrettung ausgebildeten Personen betreut werden. Spätestens seit dem Unfall im Vorjahr in Konstanz wird diese Vorschrift peinlich genau beachtet. Das bedeutet aber, dass während der Schwimmzeit immer eine der beiden Lehrerinnen in deren Unterrichtsstunden vertreten werden muss. Auch genügend in Wasserrettung ausgebildete Kräfte finden sich in den Schulen nicht ohne Weiteres.
Heiligenberg: Auch hier fehlen ausgebildete Wasserretter
Ähnliches berichtet Helen Steiner als Leiterin der Grundschule in Heiligenberg. Ihr Ziel sei es, ab dem übernächsten Schuljahr wenigstens die jeweils dritten Klassen durchgängig mit verlässlicher Schwimmkompetenz auszustatten. Die Gemeinde bemühe sich um Lösungen, sodass die örtlichen Bäder – das Freibad und das Hallenbad des Altenwohnheims in Heiligenberg – zur Verfügung stehen. Transportkosten, zuletzt stark gestiegen, sind aber auch hier nicht zu vermeiden.
Privater Schwimmkurs kostet 120 Euro
Alle Grundschullehrerinnen machen die Corona-Zeit verantwortlich für den deutlichen Rückgang der Schwimmfähigkeit unter den Kindern. Die Zahl der Schüler, die als Nichtschwimmer eingeschult werden, sei gegenüber früheren Jahren stark angewachsen. Übereinstimmend wird beobachtet, dass die Zahl der Nichtschwimmer unter den Kindern aus zugewanderten Familien besonders hoch ist.
Schwimmmeister wie Giacomo Perotti oder Udo Göbel, der in Heiligenberg für das Freibad zuständig ist, aber auch die Grundschullehrerinnen richten einen dringlichen Appell an die Eltern, wenigstens zusätzlich auch die privaten Schwimmkurse zu nutzen, deren zehn Einheiten etwa in Heiligenberg 120¦Euro kosten. Nicht für alle Familien sei dies jedoch erschwinglich, sodass sie ihre Erwartungen wiederum an die Grundschulen richten.