Es dürften gut 250 Immenstaader gewesen sein, die am Samstag der Einladung von Bürgermeister Johannes Henne zum Bürgerspaziergang im Rahmen des Projekts "Mitte gestalten" gefolgt sind. An markanten Stellen an Haupt- und Bachstraße haben sie mit großem Interesse Stadtplaner Helmut Hornstein zugehört, der Probleme und Potentiale dieser Bereiche ansprach. Viele nahmen anschließend am Workshop im Rathaus teil und brachten ihre Ideen dazu ein, wie sie sich den Ortskern in Zukunft wünschen.

Mehr als 200 Immenstaader begrüßte Bürgermeister Johannes Henne erfreut vor dem Rathaus zum Bürgerspaziergang. Bild: Gisela Keller
Mehr als 200 Immenstaader begrüßte Bürgermeister Johannes Henne erfreut vor dem Rathaus zum Bürgerspaziergang. Bild: Gisela Keller | Bild: Gisela Keller

Soweit möglich, sollen die Anregungen der Bürger in den städtebaulichen Rahmenplan einfließen, mit dem die Gemeinde noch dieses Jahr ihre Vorstellungen für die zukünftige Gestaltung des Ortskerns definieren will. Damit hätte Immenstaad künftig ein Instrument in der Hand, mit dem die Gemeinde auch vor Gericht gegen Bauvorhaben vorgehen kann, die ihrem politischen Willen widersprechen. Bisher besitzt der Gemeinderat nur sehr begrenzte Möglichkeiten, auf Bauvorhaben im Ortskern Einfluss zu nehmen: Es handelt sich um einen Innenbereich ohne Bebauungsplan.

Ein langer Zug interessierter Bürger folgte Bürgermeister und Planer durchs Dorf – hier ist ein Teil von ihnen auf der Hauptstraße in ...
Ein langer Zug interessierter Bürger folgte Bürgermeister und Planer durchs Dorf – hier ist ein Teil von ihnen auf der Hauptstraße in Richtung Kirche unterwegs. | Bild: Gisela Keller

"Der Veränderungsdruck ist hoch und wir wollen weg vom Reagieren zum Agieren. Es geht um die Gebäude, aber auch um den Raum drumherum und den Verkehr", erklärte Bürgermeister Henne bei der Begrüßung den vielen Teilnehmern vor dem Rathaus und lud ein: "Wir wollen Sie aktiv einbinden, Ihre Ideen und Wünsche und auch Ihre Kritik hören".

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Erste Station auf dem Spaziergang war der Platz vor dem "Il Centro", dem Hornstein eine hohe Aufenthaltsqualität bescheinigte. Die nächste Station, der Kirchplatz, könne sich mehr öffnen und so könne – nicht weit vom Schwörerplatz – ein weiterer schöner Treffpunkt entstehen, regte Hornstein an. Jeder Garten im Ortskern sei ein Kleinod, den es zu erhalten gelte. An der Hauptstraße gebe es noch viele alte Häuser und auch Baulücken, die zu Begehrlichkeiten bei Bauträgern führen könnten. "Es kann sein, dass die Besitzer das noch viele Jahre so lassen", sagte Hornstein. Es könne aber auch sein, dass an einem Haus bald ein Schild mit der Aufschrift "Hier entstehen zwölf Eigentumswohnungen" stehe.

Was wünschen sich die Bürger für die Bachstraße? Darüber wurde in der "gelben" Ecke diskutiert und Ideen formuliert.
Was wünschen sich die Bürger für die Bachstraße? Darüber wurde in der "gelben" Ecke diskutiert und Ideen formuliert. | Bild: Gisela Keller

An der Ecke zur Bachstraße sagte er: "Hier ist schon etwas passiert. Diese Häuser sind ziemliche Brocken, die sich in den Vordergrund drängen". Die Bachstraße sei potentiell ein Kleinod, aber der Verkehr ein Problem, die alte Musikterasse nannte Hornstein einen schönen Aufenthaltspunkt. Zwischen Bürgerhaus, Gasthof Adler und dem Geschäftshaus gegenüber dränge sich eine Platzgestaltung als schöner Abschluss des inneren Ortskerns auf. Bei einer Bebauung noch freier Flächen solle durch für Zweitwohnungsbesitzer wenig attraktive Grundrisse eine "Rolladensiedlung" vermieden werden und die Bebauung in Richtung See niedriger werden. Enge, Dominanz der Straße und ein großes Gefahrenpotential durch "gesichtslose Neubauten", attestierte Hornstein der östlichen Hauptstraße.

Wie sich im Workshop zeigte, waren etliche Bürger was die Aufenthaltsqualität des "Il-Centro-Platzes" betrifft, anderer Meinung als ...
Wie sich im Workshop zeigte, waren etliche Bürger was die Aufenthaltsqualität des "Il-Centro-Platzes" betrifft, anderer Meinung als Stadtplaner Helmut Hornstein (links vorne). Bild: Gisela Keller | Bild: Gisela Keller

Im Workshop zeigte sich, dass die Bürger die Attraktivität der Bachstraße sehen und vielen der Erhalt der Geschäfte ein großes Anliegen ist. Mehr "echte" Wohnungen statt Ferienwohnungen, historische Gebäude im Vordergrund und eine Begrenzung des Bauvolumens waren die wichtigsten Wünsche zum Thema Architektur.

Um öffentliche Plätze und deren Gestaltung wurde hier diskutiert.
Um öffentliche Plätze und deren Gestaltung wurde hier diskutiert. | Bild: Gisela Keller

Mehr öffentliche Plätze mit Grün und Blumen, weniger versiegelte Flächen sowie Bäume, die groß werden dürfen, wünschten sich Bürger für öffentliche Plätze. Auch "Steinwüsten" in Vorgärten solle es nicht mehr geben. Durchgehende Tempobeschränkung und -kontrollen in der Hauptstraße, ein Parkleitsystem, eine verbesserte Radwegeführung und die Entlastung der Straßen im Ortskern waren Vorschläge zum Bereich Verkehr. In der Frage, ob die Bachstraße zur Fußgängerzone und der Lieferverkehr zeitlich eingeschränkt werden solle, gab es sehr unterschiedliche Meinungen.

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