Der Udo-Lindenberg-Verschnitt mit schwarzem Schlapphut und langen Haaren schlurft lässig heran: „Entschuldigen Sie, ist das der Sonderbus nach Immenstaad? Ich muss mal eben dahin“, singt er. Ihm folgt ein Herr mit dunkler Pilotenbrille, der sich beim Hinhören als Falco-Variante entpuppt: „Drah di jetzt um, die Fasnet zieht herum!“
Sie steigen in den Bus, auf dem groß „Sonderfahrt“ steht – der Beitrag der Bohnenbrätscher zum Fasnetsspiel stellt die Partnerzunft Griesebigger dar auf der Fahrt von Kressbronn zur Hennensuppe. Doch erst halten Tänzer den Bus auf, dann wird geblitzt und schließlich müssen die Narren feststellen, dass in der Linzgauhalle nichts los ist. Währenddessen läuft auf dem Sender „Hennenschlitter FM“ Werbung, etwa für den Likör der Narrenzunft, der die Sehkraft verdoppelt: „Drei trinken, sechs bezahlen, doppelt gucken!“
Die Hennenschlitter proben auf der Freiluftbühne vor dem Rathaus für das Fasnetsspiel am kommenden Wochenende. Während die Gruppen üben, verteilen Helfer Hackschnitzel auf dem Boden und befestigen Regenhauben über den Strahlern. Stehtische mit Öfen darunter stehen bereits, ebenso wie Hütten und ein großes Zelt zum Schutz vor Regen oder Schnee. Zum zweiten Mal findet die Sonderausgabe der Hennensuppe im Narrendorf auf dem Rathausplatz statt, mit Freiluftbühne, Technikhütte und einem eigenen Zelt für die Musik.
„Alle vereinsinternen Gruppen werden wieder einen Stand betreiben und entweder mit Speisen oder Getränken kulinarisch das Fasnetsdorf verköstigen“, kündigt Elferrat Fabio Fischer an. Alle Gruppen, also Hennen, Hexen, Bohnen, Knecht und Mägd und Tanzgruppen, beteiligen sich. „Das Programm wird etwa von 17.30 bis 20.30 Uhr gehen und entweder mit einem kurzen Stück oder Tanz den Abend ausschmücken. Im Anschluss wird bis Mitternacht gefeiert“, so Fabio Fischer.
Nun gehen die Hexen auf das Podium. Ein Moderatorenteam überlegt, wie die Gruppe ihr 75-jähriges Bestehen angemessen feiern könnte. „Ich könnte etwas singen“, schlägt eine vor. „Das wäre wirklich schaurig, für die Ohren. Das würde gut passen zu uns Hexen“, findet ihre Kollegin und gleich geht es los. Ein Vorhang fällt und zu den Songzeilen „Völlig losgelöst von der Erde, schwebt die Hexe völlig schwerelos“ springen Hexen ausgelassen auf der Bühne herum.
Das Stück hat der aktuelle Prinz und Hexenvater Alex Schmidt geschrieben. „Wir wollten zum Jubiläum ein Stück, bei dem möglichst viele mitmachen können“, sagt Co-Regisseurin Caroline Matt. Hexenmutter Rebecca Röhrenbach rechnet mit rund 50 Hexen auf der Bühne – die Gruppe hat immerhin rund 450 Mitglieder, wenn aktive, passive sowie Kinder- und Jugendliche mitgerechnet werden.
Die Knecht und Mägd präsentieren neben tanzenden Wischmopps ihre eigene Band und spotten im Stück „Wisch und Weg“ erst über den Elferrat, dann über die Lokalpolitik. Wie es mit der Linzgauhalle weitergehe, ist die Frage. „Bis wir da Richtfest feiern, ist die neue B31 längst fertig“, die Antwort. Dass der Polizeiposten den Ort verlässt, sei ok, wenn die Ganoven auch gleich nach Fischbach umziehen. Immerhin: Mit dem Strafzettel verteilenden Dorfsheriff bleibe ein Mann in Uniform. „Dessen Fahrrädle putzen wir aber nicht“, kommentiert Obermagd Karin Bank.

Auch die Tanzgruppen nutzen die Gelegenheit, um ihre Auftritte zu perfektionieren. Die Hennenfiedle sind in Arbeiterhosen, Warnwesten und schwarzen Stiefeln unterwegs, am Gürtel hängen Taschen mit Hammer und Zollstock. Nach einem Arbeitseinsatz liegen sie flach auf dem Boden, doch mit dem ersten Hahnenschrei beginnen sie zu „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“ eine dynamische Choreografie. Anleihen auf dem Bau ergänzen sie durch schwungvolle Hüftbewegungen und ansteckendes Lächeln. „Seit Mitte Oktober proben wir zweimal in der Woche, jetzt kommt der Feinschliff“, sagt Hennenmutter Joana Amrein.

Die jüngsten Tänzerinnen machen bei Factory X mit, der Vorgruppe der Garde. Zwölf Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren haben schon Ende September mit den Proben begonnen. „Unser Motto ist Discofieber, unser Ziel ist es, die Leute zu begeistern.
Wir haben deshalb Lieder ausgesucht, die jeder kennt und die jeden mitreißen“, sagt Luna Schmid. In silbernen Pailletten-Jacken und schwarzen Glitzershorts verwandeln sie die Freiluftbühne in eine Tanzfläche voller Energie.