Immenstaad – Auf der Freibadwiese des Aquastaads oder doch Ausweichen in den Bürgersaal des Rathauses? Die Entscheidung, wo das 35. Jazzkonzert der DoX Memorial Big Band aus Immenstaad am Samstagabend stattfinden sollte, fiel aufgrund des unbeständigen Wetters erst wenige Stunden vor der Veranstaltung. „Umso schöner, dass Petrus auf Knopfdruck das trockene Wetter geliefert hat. Er liebt wohl auch die Jazzmusik im Freien.“ Mit diesen Worten leitete Helga Bauer, Vorsitzende des Heimatvereins Immenstaad und Saxofonistin der Band, den Abend um 20.30 Uhr ein.
Zum vierten Mal veranstaltete der Heimatverein das Jazzkonzert im Aquastaad. Wie im Jahr zuvor konnte die Band Ralf Hesse aus Stuttgart als Gast-Dirigenten und Trompeter für sich gewinnen. Etwa vier Wochen vor dem Auftritt erarbeiteten vier Profimusiker gemeinsam mit der Amateurband in einem zweitägigen Workshop die Stücke. Die Programmleitung in Vorbereitung auf das Konzert übernahm Hartmut Heinzelmann, während Ralf Hesse einen Teil der Arrangements selbst erstellte. Heraus kam ein abwechslungsreiches Programm mit Stücken aus verschiedenen Stilrichtungen wie Jazz, Soul, Rhythm and Blues und Pop.
„Der Fokus liegt dieses Jahr auf Soul“, sagten Sängerin Dagmar Egger und Ralf Hesse, Instrumental- und Gesangsstücke aus dem Bereich Swing, sanfte Balladen oder energiegeladenere Stücke im Merengue-Stil sowie soulige Klassiker wie „Isn´t she lovely“ oder „I wish“ aus den 1970er-Jahren von Stevie Wonder gehörten zum Repertoire. „Neu ist dieses Jahr nicht nur das Programm, sondern auch, dass wir zwei Background-Sänger mit auf der Bühne haben“, so Dagmar Egger. Trompeter Stefan Schäfer und Saxofonist Uwe Allweier bildeten unter anderem beim Song „I wish“ ein Vocalensemble mit der Sängerin. Zwischendurch gab es Soloauftritte der Sänger. Die Posaunen standen diesmal ebenfalls im Vordergrund, da Ralf Hesse ein „Trombone Section Feature“ eingebaut hatte, bei dem die Posaunenspieler ihre speziell für sie ausgearbeiteten Posaunensätze präsentierten.
Großes Lob erhielt der Dirigent Hesse von der Saxofonistin Bauer, die als Bindeglied zwischen der Band und dem Heimatverein fungiert und selbst seit fast 30 Jahren in der Gruppe spielt. „Am meisten freut mich, dass unser Publikumsliebling vom vorigen Jahr, Ralf Hesse, als feinfühliger und außergewöhnlicher Dirigent heute wieder mit dabei ist. Wir sind stolz darauf, dass wir zusammen mit ihm spielen dürfen.“ Aber so locker und entspannt, wie die Jazzmusik auf den Zuhörer wirkt, waren die Proben nicht. Sängerin Egger, die eine jahrelange klassische Gesangsausbildung genossen hat, nannte auch Schwierigkeiten beim Einstudieren: „Gerade der Blues war eine gesangliche Herausforderung, weil er harmonisch kritisch und gewöhnungsbedürftig ist.“
Ralf Hesse, Dagmar Egger und Helga Bauer moderierten abwechselnd den Abend. Immer wieder war das kühle Wetter ein Thema. „Hatten Sie alle Glühwein?“, scherzte Hesse nach der Pause auf der Bühne. In Pullis, Jacken und langen Hosen ließen sich die Gäste aber nicht davon abhalten, den Abend dort zu genießen. Helmut Enzenmüller aus Immenstaad beispielsweise besucht gerne Veranstaltungen im Ort, darunter auch das Jazzkonzert. „Als Jazzliebhaber komme ich wegen der guten Musik und des tollen Ambientes. Open Air ist immer klasse.“
Weitere Konzertbesucher waren die drei Brüder Cornelius, Simon und Manuel Schlegel. Ihr Vater ist Bandmitglied, und sie alle waren aus verschiedenen Städten angereist, um als musikalisch Interessierte beim Konzert dabei zu sein. „Zur Jazz Night kommen wir gerne. Ist auch gleichzeitig ein Familientreffen“, sagte Cornelius. Sein Bruder Simon meinte: „Es ist ein bunt gemischtes und abwechslungsreiches Programm.“ Der dritte Bruder Manuel fand das Programm kurzweilig und das Wetter toll. Dass im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Besucher da waren, erklärte Bauer durch zwei parallele Veranstaltungen in Immenstaad sowie das Seehasenfest mit Feuerwerk in Friedrichshafen.
Der Zugabesong – „Superstition“ von Stevie Wonder – wurde von einem besonderen Höhepunkt gekrönt. Ralf Hesse ermunterte die Zuschauer, während der Musik auch das fulminante Feuerwerk anzuschauen, das ab 22.30 Uhr von der Wiese des Freibads aus gut zu beobachten war.
Wer den Jazzabend verpasst hat, hat am 29. September beim Open-Air-Jazz-Konzert in Immenstaad am Landesteg die nächste Gelegenheit, sowie am 26. Oktober im Bürgerhaus in Kluftern.