Als der Tagesordnungspunkt aufgerufen wird, rückt Ernst Deisenberger seinen Stuhl im Gemeinderat nach hinten – wenn es um seine Entbindung geht, stimmt er nicht mit ab. Nach neun Jahren scheidet der SPD-Gemeinderat auf eigenen Wunsch aus dem Gremium aus.
In den vergangenen Jahren hatte Deisenberger die Gemeinde immer wieder auf die eigenen Sparziele hingewiesen und davor gewarnt, über die finanziellen Verhältnisse zu leben. Er forderte, alle Ausgaben, Kosten und Gebühren zu überprüfen, engagierte sich gegen Zweckentfremdung von Wohnungen und für die Teilnahme am European Energy Award.

Bürgermeister Johannes Henne betonte, den 62-Jährigen ungern ziehen zu lassen. Mit Herzblut habe er sich für Schule, Bildung und Gemeindeentwicklung eingesetzt. Vor allem aber gab es Anerkennung für die Beiträge zur Budgetplanung: „Ich kenne Sie als ausgewiesenen Finanzexperten, der sich vor allem in den Haushaltsdebatten besonders einbrachte“, sagte Henne.
Ernst Deisenberger ist von Beruf Bilanzbuchhalter. Seit 49 Jahren ist er SPD-Mitglied und seit 37 Jahren im Vorstand des Ortsverbands als Kassierer für die Finanzen zuständig. Im Weltladen Immenstaad ist er ebenfalls Vorstand und Kassier. Seinen Sachverstand in Finanzen lobte auch der stellvertretende Bürgermeister Andreas Graf (Freie Wähler). Auch um die fraktionsübergreifende Zusammenarbeit habe sich Deisenberger gekümmert. Der Rat verliere einen scharfen Denker mit viel Lebenserfahrung: „Wir können deine Beweggründe verstehen, aber nur ungern akzeptieren.“
Deisenberger blickte auf seine Zeit im Gemeinderat zurück als interessante, aber vor allem lehrreiche Jahre. Er habe gelernt, dass vieles nicht nach Bauchgefühl, sondern gemäß Regularien, Vorschriften und Gesetzen zu entscheiden sei. „Ich wünsche mir, dass manchmal mehr Bürger die Sitzungen des Gemeinderats besuchen würden, um zu erkennen, dass wir in unseren Entscheidungen nur frei sind im Rahmen eben dieser Vorgaben.“
Er habe im Rat auf Vertrauen im Umgang miteinander und auf Diskussion statt Konfrontation gesetzt. „Anderen zuzuhören, ihre Argumente aufzunehmen, zu überdenken, miteinander und mit meinen eigenen Argumenten zu vergleichen und im Zweifelsfalle anzuerkennen, dass die Argumente anderer stichhaltiger sind, um zum Ziel zu kommen, das war mein Bestreben“, sagte er.
Deisenbergers Nachfolgerin wird Katja Ries, sowohl im Gemeinderat als auch im Technischen Ausschuss und in der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands. Die 1963 geborene Diplom-Ingenieurin arbeitet bei Airbus als Sicherheitsingenieurin. „Daher bin ich beruflich auch für Umweltschutz zuständig“, sagte sie. Als Betriebsrätin war sie bei Cassidian und ist bei Airbus Defence and Space aktiv. In ihrer Freizeit segelt sie bei der Segelsportgruppe Dornier und organisiert dort das Dienstagssegeln. Sie gehört neben der SPD auch der IG Metall an und ist Mitglied im Ortsfrauenausschuss.
„Als mich vor der Wahl ein Kollege fragte, ob ich kandidieren wollte, hätte ich nie gedacht, dass ich heute hier stehen würde“, sagte sie. Ihr seien Themen wichtig, nicht Parteigrenzen und sie freue sich darauf, sachorientiert und vernünftig mit ihren neuen Kollegen im Rat nach guten Lösungen für Immenstaad zu suchen. Zunächst wolle sie aber viel zuhören.