Seit dem Herbst vergangenen Jahres nahmen die Diskussionen um den ÖPNV in der Region um Markdorf Fahrt auf. Oder besser gesagt: Die Debatten darüber, welche Mosaiksteine noch fehlen, um den bisher noch unzureichenden ÖPNV im Bodensee-Hinterland zu stärken und auszuweiten. Der ÖPNV war so häufig wie kaum zuvor Thema im Gemeinderat der Gehrenbergstadt. Stichworte sind die Überführung des Markdorfer Ruftaxis „AST“ in den Bodo-Verbund unter der Marke „emma“ oder die Aufnahme von Planungen für ein Stadtbuskonzept. Aber auch im Kreistag wurden Maßnahmen und Projekte aufs Gleis gesetzt, die wesentlich auch der Region rund um den Gehrenberg zugute kommen werden. In vielen ÖPNV-Bereichen wenden sich 2020 die Verhältnisse zum Besseren.
1. Die neue Regiobuslinie Ravensburg – Konstanz
Die Regiobuslinie wird in diesem Jahr die deutlichste ÖPNV-Verbesserung sein. Nach zwei Jahren harter Verhandlungen nehmen das Land, die Landkreise Bodensee, Konstanz und Ravensburg sowie die beteiligten Städte nun viel Geld in die Hand, um die Gemeinden entlang der B 33 deutlich besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Der Regiobus wird den bisherigen Städteschnellbus 7373 der RAB ablösen, der fünf Mal täglich von Ravensburg und sechs Mal täglich aus Konstanz her die Region bedient. Samstags gibt es drei Fahrten in jeder Richtung, sonntags keine. Der künftige Regiobus wird an allen sieben Tagen der Woche im Stundentakt von morgens bis 24 Uhr verkehren – ein Quantensprung. „Regiobusse verkehren dort, wo es an der notwendigen Infrastruktur für den Schienenpersonennahverkehr fehlt“, heißt es in einer Mitteilung des Landesverkehrsministeriums. Und: „Regiobusse ergänzen den Stundentakt auf der Schiene und unterstützen den Ausbau des Nahverkehrsangebotes in der Fläche.“ Die Busse werden mit Wlan ausgestattet und klimatisiert sein und sind im schwarz-gelben Landesdesign gehalten.
Das Land fördert die Linie Ravensburg – Konstanz mit 4,1 Millionen Euro. Die Gremien in den Landkreisen und Kommunen haben der Regiobuslinie bereits zugestimmt, bis auf den Kreistag in Ravensburg, wo das Thema in der Sitzung am 30. Januar entschieden wird. Die Zustimmung des Landkreises Ravensburg gilt aber als sicher: Der dortige Ausschuss hat bereits seine Zustimmungsempfehlung erteilt, die Gelder sind im Kreishaushalt eingestellt. Mit rund 150 000 Euro wird sich der Landkreis Ravensburg an der neuen Linie beteiligen. In ähnlicher Höhe engagieren sich auch die Kreise Bodensee und Konstanz. Ebenfalls erhebliche Mittel werden die Städte Konstanz und Ravensburg beisteuern. Insgesamt wird es dann in Baden-Württemberg 20 Regiobuslinien geben, die vom Land gefördert werden. Stimmt der Kreistag in Ravensburg zu, soll der Start schnell über die Bühne gehen, sagt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes Bodenseekreis. „Wir haben zwischenzeitlich den Förderbescheid des Verkehrsministeriums, es enthält den Vorbehalt, dass alle Kommunen und Kreise wie geplant mitmachen“, sagt Schwarz: „Wenn alles wie geplant läuft, kann der erste Bus am 3. April nach dem neuen Fahrplan fahren.“

„Der siebentägige Stundentakt wird fast alle unsere Ortsteile stadtbusähnlich erschließen.“Georg Riedmann, Bürgermeister
Anders als der bisherige Städteschnellbus wird der künftige Regiobus auch den Ortskern von Oberteuringen erschließen, mit der Haltestelle Oberteuringen-Kirche. Außerdem wird der Regiobus zusätzlich auch noch die Haltestelle Hefigkofen-Kornstraße anfahren. Bislang bedient der Städteschnellbus lediglich die Teuringer Ortsteile Neuhaus und Hefigkofen entlang der B 33. Der Regiobus wird künftig in den Ort hineinfahren und somit das Zentrum der Gemeinde an die komplette Strecke der B 33 von Ravensburg bis auf die andere Seeseite anbinden. Auch Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann spricht von einer neuen Qualität, in die der ÖPNV auf dieser Strecke „katapultiert“ werde. Der siebentägige Stundentakt werde „fast alle unsere Ortsteile stadtbusähnlich erschließen“, freut sich Riedmann, der sich in seinem steten Einsatz nun bestätigt sieht. Seit der Einführung der Regiobuslinie Überlingen – Sigmaringen hatte Riedmann regelmäßig im Landratsamt und im Kreistag für den Ausbau zwischen Ravensburg und Konstanz geworben.
2. Der ÖPNV bekommt eine Million Euro mehr vom Kreis
Mit ihrem Antrag, der Landkreis solle das Angebot des ÖPNV mit einer Million Euro pro Jahr zusätzlich zum bestehenden Budget fördern, war die CDU-Fraktion im Kreistag erfolgreich. Auch diese Entscheidung wird als ein Quantensprung gesehen, denn mit der Million obendrauf können etliche Verbesserungen auch bei den bereits bestehenden Angeboten angegangen werden. Aktuell arbeitet die Kreisverwaltung ein Konzept dafür aus, wie und wo die zusätzliche Million eingesetzt werden kann. Auch hier werde es positive Auswirkungen in die Region und die Stadt Markdorf hinein geben, ist Riedmann überzeugt. Als CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag war er maßgeblich an dem Vorstoß und der Realisierung des Antrags beteiligt.

3. In Markdorf ist ein Stadtbus-Konzept auf dem Weg
Zumindest wird diese ÖPNV-Option für die Stadt inzwischen konkret geprüft und geplant. Im europäischen Amtsblatt hat die Stadt bereits ihre Absicht veröffentlicht, ab Dezember 2020 ein Stadtbussystem einrichten zu wollen. Damit werde „der Boden für eine rechtssichere Direktvergabe einer Buslinie an einen örtlichen Unternehmer bereitet“, heißt es seitens des Rathauses.


Der Markdorfer Gemeinderat hatte im Herbst vergangenen Jahres mehrheitlich die Aufnahme der Planungen für ein Stadtbuskonzept beschlossen. Ausgegangen war die Initiative von der Umweltgruppe Markdorf. In den kommenden Monaten wird es vor allem noch um offene Fragen der Finanzierung und Linienführung gehen – etwa um die Frage, ob und wie intensiv die Ortsteile in ein Stadtbussystem integriert werden sollen.

4. Das Markdorfer Anrufsammeltaxi AST heißt jetzt „emma„
Zum 15. Dezember 2019 wurde das bisherige Markdorfer Sammeltaxi AST in den Bodo-Verkehrsverbund und dort unter die Nahverkehrsmarke „emma“ überführt. Das bedeutet eine Reihe von ganz konkreten Verbesserungen für die Nutzer dieses ÖPNV-Angebotes: Erstens werden die Fahrten günstiger, der Tarif wurde von 2,80 Euro pro Fahrt auf 2,30 Euro gesenkt. Dieser Tarif entspricht dem Ein-Zonen-Tarif bei Bodo. Bislang musste man das Taxi telefonisch ordern, seit der Umstellung geht das telefonisch oder auch digital mit der Bodo-App. Außerdem wurden die Betriebszeiten bis täglich 0.30 Uhr erweitert und es werden nun auch die Bodo-Monatsfahrkarten anerkannt und man hat direkten Anschluss an die anderen Bodo-Verbindungen im gesamten Bereich des Verkehrsverbundes. Das „AST-emma“-Ruftaxi verkehrt in der Kernstadt Markdorf bis in alle Ortsteile. Eine Fahrt muss mindestens eine halbe Stunde vor gewünschtem Fahrtantritt geordert werden, die Fahrten werden im Halbstundentakt angeboten und es gibt 57 Haltestellen.
5. Dichterer Takt zwischen Markdorf und Immenstaad
Auf der RAB-Buslinie 7396 Immenstaad – Markdorf – Salem wurden bereits zum Sommerfahrplan 2019 Verbesserungen umgesetzt. Seither fahren die Busse von Markdorf an den See im Stundentakt. Damit wurde erstens eine deutlich bessere Anbindung der Gemeinden geschaffen, die auch dem Mobilitätsverhalten der Einwohner entgegenkommt, und die Nutzer haben zweitens nun die Verlässlichkeit, dass über den gesamten Tagesverlauf stündlich ein Bus fährt.
