Die mit dem Bahnverkehr kombinierte Ampelanlage an der Kreuzung Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße/Bernhardstraße/Heggelinstraße ist bekanntlich seit rund einem halben Jahr defekt. „Damit verbunden sind gewisse Defizite, was die Verkehrssicherheit betrifft. Um zumindest die Bedingungen für Fußgänger zu verbessern, haben wir seinerzeit zwei mobile Fußgängerampeln installiert“, berichtet Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess. Diese behelfsmäßigen Ampeln stehen in einiger Entfernung zur Kreuzung in der Bernhardstraße sowie in der Ensisheimer Straße.
Notprogramm steuert defekte Ampelanlage
Beim derzeitigen Ampelbetrieb an diesem Bahnübergang handelt es sich laut Hess um ein sogenanntes Bahnnotprogramm, das die Ampeln für den Fahrzeugverkehr für alle Fahrtrichtungen auf Rot schaltet, bevor die Schranken schließen. „Damit ist gewährleistet, dass die notwendigsten Sicherheitsanforderungen erfüllt werden. Laut bahninternen Sicherheitsvorschriften müssen die Fahrzeuge aus allen Richtungen anhalten, bevor ein Zug den Bahnübergang befährt. Die Bahn lässt das Abdecken einzelner Rotlichtsignale nicht zu“, legt Hess dar. Das bedeutet im Alltag für Verkehrsteilnehmer: Alle Ampeln schalten auf Rot oder sind aus – Grün gibt's nicht.

Bahnübergang muss frei sein
Durch dieses Bahnnotprogramm sei gewährleistet, dass der Bahnübergang rechtzeitig geräumt werde, bevor sich ein Zug nähert. Hess nennt ein Beispiel: „So kann ein langer Sattelschlepper, der auf der Gutenbergstraße an der Kreuzung steht und dessen Auflieger in den Gleisbereich ragt, aufgrund der Rotlichtsignale, die der bevorrechtigte Verkehr auf der Achse Ensisheimer Straße/Bernhardstraße erhält, in den Kreuzungsbereich einfahren und den Bahnübergang räumen.“

Stadt will abknickende Vorfahrtsstraße
Die DB Netz AG habe in einem Schreiben vom 23. Februar 2018 mitgeteilt, dass die Ampelanlage aus Sicherheitsgründen außer Betrieb genommen wird, eine erneute Reparatur sei nicht absehbar. „Seither stehen wir in engem Kontakt mit der Bahn, um eine verkehrstechnisch bessere Lösung zu verwirklichen“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Es ist geplant, an der Kreuzung die Vorfahrtsregelung zu ändern und die Verkehrsachse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße zu bevorrechtigen – eine abknickende Vorfahrt. Bekanntlich ist derzeit die Verkehrsachse Ensisheimer Straße/Bernhardstraße bevorrechtigt. „Die Einrichtung einer abknickenden Vorfahrt mit einer Bevorrechtigung der Achse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße hätte den Vorteil, dass auf eine mit dem Bahnverkehr gekoppelte Ampelregelung verzichtet werden könnte“, erklärt Hess. Er ergänzt: „Nur dann können die Rotlichtsignale, die nicht den Verkehr in Richtung Bahnübergang regeln, abgedeckt werden.“

Bahn forderte weitere Untersuchungen
Die DB Netz AG habe für eine solche Lösung Zustimmung signalisiert, aber in ihrer letzten Stellungnahme ergänzende Untersuchungen gefordert. Hess erläutert: „Dazu gehört unter anderem eine Schleppkurvenberechnung für Lastwagen bis zu einer Länge von 27 Metern, um zu gewährleisten, dass ein Blockieren des Bahnübergangs durch einen solchen Lastwagen ausgeschlossen ist." Mit diesen umfangreichen Untersuchungen hat die Stadt ein Verkehrsingenieurbüro beauftragt.

Unterlagen bei Straßenverkehrsbehörde
Die Untersuchungsergebnisse liegen laut Hess seit Anfang Juli vor und wurden an die Verkehrsbehörde weitergeleitet. „Nach Abstimmung mit der Polizei wird die Neuplanung der Bahn zur Prüfung vorgelegt. Sobald von dort eine positive Rückmeldung kommt, wollen wir die abknickende Vorfahrt so schnell wie möglich realisieren“, blickt der Ordnungsamtsleiter voraus.
Provisorium geplant
Die geplante abknickende Vorfahrtsstraße auf der Verkehrsachse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße wird laut Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess zunächst als Provisorium eingerichtet werden. Dazu werden Elemente aus Kunststoff verwendet, wie sie beispielsweise von Fahrbahnverschwenkungen in Baustellenbereichen oder von provisorischen Kreisverkehren bekannt sind. Wann das Provisorium an der Bahnkreuzung eingerichtet werden kann, dazu möchte der Ordnungsamtsleiter keine Prognose wagen: "Das wäre reine Spekulation." Die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes Bodenseekreis habe eine Bearbeitungszeit von rund zwei Wochen in Aussicht gestellt. Danach ist die Bahn mit der Überprüfung am Zug. (gan)