Nach Jahren der regelmäßigen Auszeichnungen hat das Theaterstadel am Gehrenberg nun den Gipfel erklommen: Die MFG Filmförderung Baden-Württemberg hat das Markdorfer Programmkino in diesem Jahr erstmals mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Das Kino im Theaterstadel erhält den mit 20 000 Euro dotierten Spitzenpreis für ein „herausragendes Jahresfilmprogramm“, heißt es in einer Mitteilung der MFG an die Medien im Land.

Frank Schirl: „Das kam für uns wirklich unerwartet, wir hatten nicht damit gerechnet.“
Frank Schirl: „Das kam für uns wirklich unerwartet, wir hatten nicht damit gerechnet.“ | Bild: Jörg Büsche
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Würdigung beim Festakt in Stuttgart

„Völlig überrascht“ seien sie gewesen, berichtet Stadel-Betreiber Frank Schirl über den Moment, als er und seine Ehefrau Alexandra Berchtold die Nachricht aus Stuttgart erhalten hatten: „Das kam für uns wirklich unerwartet, wir hatten nicht damit gerechnet, freuen uns aber natürlich riesig über die Auszeichnung“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Ausgezeichnet von der MFG wurden 59 Programmkinos für ihr besonders wertvolles Kinoprogramm in 2018. Schirl und Berchtold, die bereits seit Jahren von der MFG prämiert werden, nahmen den Hauptpreis 2018 Anfang des Monats bei einem Festakt in der Landeshauptstadt aus den Händen von Kultur-Staatssekretärin Petra Olschowski und MFG-Geschäftsführer Professor Carl Bergengruen entgegen.

Das Wirtshaus am Gehrenberg in Markdorf. Im Hintergrund ist das Gebäude des Theaterstadels zu sehen.
Das Wirtshaus am Gehrenberg in Markdorf. Im Hintergrund ist das Gebäude des Theaterstadels zu sehen. | Bild: Helmar Grupp

„Bereicherung der Kulturszene“

„Mit einem beeindruckenden Arthouse-Programm, in dem zahlreiche deutsche und europäische Filmwerke vertreten sind, bereichert das Kino im Theaterstadel die Kulturszene in der idyllischen Bodenseeregion, bietet hochwertiges Freizeitvergnügen und ist eine lebendige Begegnungsstätte, die im Übrigen überregional bekannt ist“, begründete die Jury ihre Entscheidung, in diesem Jahr das Kino am Gehrenberg auf den höchsten Podest zu setzen.

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Land stockt Fördermittel auf

In Stuttgart sieht man die Programmkinos im Land offenbar als einen unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Angebot an: Denn mit der diesjährigen Preisvergabe geht eine deutliche Erhöhung des Budgets einher. Um der „schwierigen Situation der Filmtheater auch in Baden-Württemberg entgegenzuwirken“, habe das Land das Gesamtbudget für die Kinopreise gegenüber 2017 um 100.000 Euro auf insgesamt rund 290.000 Euro erhöht, heißt es seitens der MFG. „Uns ist der Erhalt der vielfältigen Kinolandschaft des Südwestens ein sehr wichtiges Anliegen. Daher freue ich mich ganz besonders, dass uns das Land wieder ermöglicht, Prämien in Höhe von 290.000 Euro auszuschütten“, kommentiert Bergengruen die Aufstockung der Fördermittel durch das Land.

Heute nur noch Deko: Im Technikraum des Stadel-Kinos hängen noch die alten 35-Millimeter-Rollen an der Wand.
Heute nur noch Deko: Im Technikraum des Stadel-Kinos hängen noch die alten 35-Millimeter-Rollen an der Wand. | Bild: Helmar Grupp

Stadel ist bis 2030 gesichert

Die Zuerkennung des Hauptpreises der Filmförderung ist die zweite gute Nachricht für das Ehepaar Schirl/Berchtold in den vergangenen Wochen. Erst kürzlich war öffentlich geworden, dass der Markdorfer Unternehmer Albert Weber, der Eigentümer von Wirtshaus und Theaterstadel ist, die vor vier Jahren angedrohte Kündigungsoption nicht gezogen hatte. Die hätte das Aus für die Gastronomie wie auch für den Kulturbetrieb zum Sommer 2020 bedeutet. Nun jedoch kann das Pächterehepaar, wie von ihm gewünscht, den Betrieb bis 2030 weiterführen.

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Regelmäßige Investitionen

Der Hauptpreis dürfte für Frank Schirl und Alexandra Berchtold auch eine nachträgliche Bestätigung für ihre Entscheidung sein, regelmäßig in die Technik und die Ausstattung des Stadels zu investieren: Vor wenigen Jahren erst hatten sie für die Umstellung auf die digitale Filmtechnik einen fünfstelligen Betrag aufgewendet. Nun, mit dem gesicherten Fortbestand und dem Renomee als Hauptpreisträger des Landes, dürften sich auf Sicht die Investitionen amortisieren.

Die Kulturgastronomie

  • Das Programmkino: Das Markdorfer Programmkino hat seine Heimat im an das Wirtshaus am Gehrenberg angrenzenden Theaterstadel, in dem auch das Bühnenprogramm mit Kabarettisten und Musikbands stattfindet. Betreiber ist Frank Schirl, der Sohn des Wirtshaus-Mitbegründers Walter Schirl. Das Programm des Theaterstadels gibt es auch im Internet unter: https://gehrenberg.de
    Im Winterhalbjahr zeigt Schirl die Filme im Stadel-Saal, im Sommer werden sie als Open-Air-Kino im Innenhof des Wirtshauses gezeigt.
  • Wirtshaus und Stadel: Das Wirtshaus wurde im Herbst 1979 von Walter Schirl und Peter Berchtold gegründet. Berchtold ist Vater der heutigen Wirtshaus-Betreiberin und Ehefrau von Frank Schirl, Alexandra Berchtold. In den Anfangsjahren fanden die Kulturveranstaltungen, darunter auch Auftritte von Musikbands, noch im Wirtshaus statt, der nebenanliegende Stadel wurde erst später ausgebaut. Eigentümer der Kulturgastronomie ist der Markdorfer Unternehmer Albert Weber.