Der Fortbestand des Theaterstadels und des Wirtshauses am Gehrenberg sind gesichert: Eigentümer Albert Weber hat seine Kündigungsoption, anders als im Dezember 2014 angekündigt, verstreichen lassen.
Damit hat sich der Pachtvertrag für das Pächter-Ehepaar Frank Schirl und Alexandra Berchtold automatisch um zehn weitere Jahre, bis 31. Juli 2030 verlängert. Dies ist exakt jener Zeitraum, den sich auch die Schirls für ihre überregional bekannte Kulturgastronomie immer schon gewünscht hatten. Hätte Weber die Kündigungsoption gezogen, hätten die Schirls ihren Betrieb zum 31. Juli 2020 einstellen müssen.

Pächter-Ehepaar ist glücklich
Der Vertragsvorgang ist bereits seit längeren Monaten in trockenen Tüchern. Bislang wollte ihn Schirl aber noch nicht öffentlich machen. „Für uns war das natürlich eine absolut positive Nachricht und wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Perspektive von zehn Jahren weitermachen können“, sagt der Wirtshaus-Pächter im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Schirl ist Jahrgang 1964, für das Pächterpaar war 2030 das Wunschjahr für den Eintritt in den eigenen Ruhestand. Froh ist Schirl auch darüber, dass die jahrelange Hängepartie um die Wirtshaus-Zukunft nun beendet ist. Denn natürlich hätten sich Gäste wie auch Künstler immer wieder danach erkundigt.

Markdorfer Musiker Wagener sieht sich in seinem Engagement bestätigt
„Schön, dass es nun so gelaufen ist“, sagt auch Tom Wagener. Der Markdorfer Musiker, der mit seiner Band „Little Wing & Friends“ alljährlich am zweiten Weihnachtsfeiertag im Theaterstadel auftritt, hatte vor vier Jahren gemeinsam mit anderen Mitstreitern aus dem Kulturbereich die Aktion „Pro Gehrenberg„ gegründet und im Juli 2015 im Rathaus eine Liste mit 5373 Unterschriften für den Fortbestand des Wirtshauses an Bürgermeister Georg Riedmann und Albert Weber überreicht.

„Ich denke schon, dass auch wir zu einem Nachdenken aller Beteiligten beigetragen haben“, sagt Wagener, der als Drummer in ganz Europa auf Tournee ist: „Der Theaterstadel und das Wirtshaus sind tatsächlich in ganz Deutschland bekannt, das bekommen wir auch überall bei unseren Auftritten mit.“ Würde man das Wirtshaus schließen, hätte man eine „kulturelle Einöde“ in Markdorf. Insofern sei die Information über die stillschweigende Verlängerung des Pachtvertrages eine „super Nachricht“ gewesen.
Bürgermeister Georg Riedmann: „Toll, dass sich der Eigentümer nun so entschieden hat“
Ähnlich sieht man es auch im Markdorfer Rathaus. Er sei „sehr glücklich darüber“, auch wenn es sich für ihn bereits seit längerem so angedeutet habe, sagt Bürgermeister Georg Riedmann: „Und ich bin froh, dass man damit nun auch in die Öffentlichkeit gehen kann, denn damit ist die Zeit der Gerüchte nun endgültig vorbei.“ Dass sich Eigentümer Albert Weber dazu entschlossen habe, die Kündigung nicht auszusprechen, sei „eine tolle Sache, auch für die Stadt Markdorf„. Weber selbst äußerte sich bislang auf eine Anfrage des SÜDKURIER noch nicht.
Die Gastronomie und die Politik
- Wirtshaus und Theaterstadel: Die Gastronomie mit Kulturbetrieb am Gehrenberg wurden 1979 von Peter Berchtold und Walter Schirl ins Leben gerufen, im September konnten die jetzigen Pächter und Kinder der Gründer, das Ehepaar Frank Schirl und Alexandra Berchtold, das 40-jährige Bestehen feiern. Seit Jahrzehnten treten im Stadel die Stars der deutschen Kabarett- und Kleinkunstszene auf. Künstler wie Michael Mittermeier, die Spider Murphy Gang oder Christoph Sonntag starteten dort auf der Bühne ihre Karriere vor größerem Publikum.
- Die Vorgeschichte: Eigentümer Albert Weber, dem am Gehrenberg neben dem Wirtshaus-Grundstück auch andere Flächen gehören, wollte eine dieser Flächen vor fünf Jahren in einem Bebauungsplanverfahren zu einer Wohnbaufläche umwidmen lassen. Nachdem der Gemeinderat im Dezember 2014 diese Pläne und den Bebauungsplan „Lichtenberg III, 2. Änderung“ jedoch abgelehnt hatte, kündigte Weber an, den Pachtvertrag für das Wirtshaus zum 31. Juli 2020 auslaufen zu lassen, da er die geplante Bebauung unterhalb des Wirtshauses nun nach Paragraf 34 (Bauen im unbeplanten Bereich nach Maßgabe der Umgebungsbebauung) duchzusetzen gedenke. Wäre dann aber eine Bebauung möglich, sei die direkt benachbarte Kulturgastronomie nicht mehr überlebensfähig, argumentierte er. Der Gemeinderat hatte den Bebauungsplan damals einstimmig abgelehnt, einzig Bürgermeister Georg Riedmann hatte dafür gestimmt. Weber machte tags darauf seine Kündigungsentscheidung öffentlich.