Die Region um Markdorf liegt in Sachen ÖPNV im Dornröschenschlaf. Zwar gibt es den Städteschnellbus Ravensburg – Konstanz, der die Gehrenbergstadt an die Gemeinden entlang der B-33-Achse anbindet, und es gibt den Silberpfeil der Linie 11 der Häfler Stadtverkehr GmbH, der werktäglich stündlich über Kluftern zwischen Friedrichshafen und Markdorf verkehrt. Doch gerade die kleineren Nachbargemeinden um Markdorf sind von dort aus per ÖPNV teils nur unzureichend zu erreichen.
Fakten zum Verkehrsverbund
Anfang dieses Jahres wurde noch einmal ein Anlauf unternommen, per weiträumigem Ringverkehr die Hinterlandstrecke von Markdorf über Oberteuringen und Ailingen nach Friedrichshafen zu erschließen. Die Stadt Markdorf war dazu in intensiven Gesprächen mit der Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH. Geklappt hat es dann doch nicht. Zu lange Fahrtzeiten, eine als zu gering prognostizierte Auslastung der Busse und in Folge zu hohe zu erwartende Kosten standen dem Vorhaben entgegen.

Bahn ist oft keine Alternative
Eine Alternative haben die Markdorfer noch mit der Bodenseegürtelbahn, sollten sie Ziele entlang des Sees ansteuern wollen. Doch deren Züge sind häufig unpünktlich, teils waren sie in der Vergangenheit oft auch von Defekten betroffen. Ist man auf Verlässlichkeit und Pünktlichkeit angewiesen, ist die Bahn keine wirkliche Alternative. Was also tun? Und: Wie beurteilt ein Experte die ÖPNV-Situation vor Ort?

Ein Verkehrsverbund für drei Landkreise
Grundsätzlich, findet Jürgen Löffler, sei Markdorf nicht gar so schlecht angebunden, wie es gemeinhin gesagt werde. Löffler ist Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Bodensee-Oberschwaben Bodo in Ravensburg. Der verbindet seit 2004 per Bus und Bahn die Landkreise Bodenseekreis, Ravensburg und Lindau mit seinem ÖPNV-Angebot. Auch zahlreiche Schulbuslinien werden von Bodo bedient, in dessen Auftrag Omnibusunternehmen wie etwa Wegis in Ahausen oder Bühler in Wilhelmsdorf auch in der Gehrenbergregion im Einsatz sind.

Ländliche Gegenden sind schwierig
Löffler verweist dabei auf den Auftrag des Verkehrsverbundes. Der wird von den drei Landkreisen getragen, die wiederum Bodo finanziell und mit Linienaufträgen ausstatten. Und hierin liegt bereits ein wesentlicher Knackpunkt. „Gerade in eher ländlich strukturierten Gegenden ist es schwierig, die ausgeprägten Hauptverkehrszeiten zu bedienen“, sagt Löffler. Dichter Takt und viele Fahrzeuge kosten Geld. Das rentiere sich aber erst bei einer gewissen Auslastung. „Natürlich sollten wir auch auf solchen Strecken zu einem Halb-Stunden-Takt kommen, aber davon sind wir noch weit entfernt“, bekennt der Bodo-Chef.
Starke Strecken stärken
Für die großen Verbünde laute die Losung daher: Die starken Strecken stärken. Den Flächenverkehr auf dem Land, so Löffler, müssten lokale Unternehmen oder auch Stadtbus-Konzepte übernehmen. Ein solches ist seit der vergangenen Woche nun auch in Markdorf auf den Weg gebracht – allerdings steht es noch ganz am Anfang.
ÖPNV ist immer ein Zuschussgeschäft
Das Problem: Selbst in den großen Verkehrsverbünden fahren die Busunternehmen letzten Endes auf eigene Rechnung, sie sind selbst verantwortlich dafür, dass sich ihr Betrieb wirtschaftlich rechnet. „Und einem Unternehmen ist nicht zuzumuten, dass es in die Pleite fährt“, gibt Löffler zu bedenken. ÖPNV ist nahezu immer ein Zuschussgeschäft. Ohne finanzielle Unterstützung, sei es seitens der Kommunen wie beim Stadtverkehr in Friedrichshafen oder seitens der Landkreise wie bei Bodo, wäre selbst das bestehende Angebot nicht aufrechtzuerhalten.

Neue Angebote benötigen drei Jahre
Und ein weiterer Faktor spiele eine Rolle, sagt Löffler: „Ein neues Angebot braucht immer drei Jahre, bis es angenommen wird. Auch dieser Umstand müsse zunächst einmal wirtschaftlich gestemmt werden. Auf den „Rennstrecken“, also im urbanen Bereich, sei das Potenzial da, in der Fläche eher nicht, bringt es der ÖPNV-Experte auf den Punkt. Für Löffler liegt die Konsequenz auf der Hand – und die betrifft eben auch die Region um Markdorf: „Auf dem flachen Land muss der ÖPNV die Grundversorgung machen – aber auch da sind wir noch nicht am Ziel.“

Blick in die Zukunft „vorsichtig optimistisch“
Immerhin, sagt Löffler, sei man sich in den Kreisverwaltungen der Problematik bewusst: „Im Bodenseekreis zum Beispiel sollen die Fördermaßnahmen nun angepasst werden, damit in Zukunft auch der ländliche Raum besser bedient werden kann.“ Eine stärkere Taktverdichtung und eine bessere Grundbedienung müsse man hinbekommen. Dies sei auch sein eigener Anspruch, betont der Bodo-Geschäftsführer.
Löffler: Finanzierungsfrage muss diskutiert werden
Zugleich erwartet Löffler auch die nötige Offenheit in den Behörden und Ratsgremien: „Die Finanzierungsfrage muss auf Kreis- und Ortsebene noch intensiver diskutiert werden“, mahnt er. Für die Zukunft sei er vorsichtig optimistisch. „Wir sind auf dem Weg, mehr Angebot zu generieren und wirklich alle vorhandenen Fördermöglichkeiten auszuschöpfen.“ Dafür müssten dann alle Partner – Unternehmen und Verbünde wie die Behörden – an einem Strang ziehen.