Viel Aufhebens um seine Person mochte er nicht wirklich – auch nicht an seinen Geburtstagen. Viel lieber waren Winfried Thum zwanglose Gespräche mit Besuchern, die er und seine Frau Monika zu sich einluden und gerne bewirteten.

Bambus in allen Spielarten: Als Hain, Bank, im Buch und als „Regenmacher“ aus der Karibik. Moni und Winfried Thum im ...
Bambus in allen Spielarten: Als Hain, Bank, im Buch und als „Regenmacher“ aus der Karibik. Moni und Winfried Thum im vergangenen Jahr in ihrem Garten. | Bild: Christiane Keutner

Er liebte das Reisen und den Garten

Bei solchen Gelegenheiten packte er dann und wann auch mal seine Akustikgitarre aus und spielte etwas. Er liebte das Reisen, besonders gerne in die Karibik, in die USA und Teneriffa, seine Harley, den zu einem kleinen Paradies gestalteten Hausgarten, Musik und das Lesen.

Winfried Thum liebte das Reisen, besonders in die USA.
Winfried Thum liebte das Reisen, besonders in die USA. | Bild: Privat

Winfried Thum, der einstige Leiter der SÜDKURIER-Lokalredaktion Markdorf, ist am 6. Juli unerwartet verstorben. Er hatte ein ausgeprägtes Gespür für Themen und war ein Verfechter des freien Journalismus‘. Konsequent trat er deshalb für seinen Berufsstand ein: Mit Rückgrat, mit einem Lächeln und dem Satz „Wir sind Redakteure, keine Protokollanten“ wischte er gleichsam Versuche vom Tisch, ihm etwas in den Block diktieren zu wollen.

Winfried Thum an seinem Arbeitsplatz kurz vor der Rente im September 2016.
Winfried Thum an seinem Arbeitsplatz kurz vor der Rente im September 2016. | Bild: Grupp, Helmar

Ebenso hat Winfried Thum ein Näschen für journalistische Nachwuchstalente gehabt, ihnen das notwendige Basiswissen vermittelt, sie väterlich begleitet, aufgebaut, gefördert und auch gefordert. Alles mit dem Ziel, dass Lesern „gut geschriebene Geschichten“ geboten werden.

43 Jahre für den SÜDKURIER gearbeitet

43 Jahre – mehr als ein durchschnittliches halbes Menschenleben – war Winfried Thum in Diensten des SÜDKURIER und ging 63-jährig offiziell zum 30. September 2016 in den Ruhestand. „Ich habe mit 20 Jahren als Verlagslehrling angefangen und fast 13 000 SÜDKURIER-Ausgaben später bin ich plötzlich 63 und Rentner. Es ist unglaublich schnell gegangen und war nie langweilig. Im Gegenteil!“, sagte er damals.

Winfried Thum bei seiner offiziellen Verabschiedung vom SÜDKURIER im Kreise seiner Kollegen.
Winfried Thum bei seiner offiziellen Verabschiedung vom SÜDKURIER im Kreise seiner Kollegen. | Bild: Lang, Andreas

Zum Journalismus war Winfried Thum über einen Umweg gekommen. Er hatte zunächst eine Ausbildung als Verlagskaufmann absolviert und war Anzeigensachbearbeiter in Konstanz, ehe er 1977 seinen Zivildienst im Krankenhaus Markdorf antrat, seiner Heimatstadt. Dort kam er in Kontakt mit dem damaligen Lokalredakteur Wolf Zimmermann, der Thum als freien Mitarbeiter in die Materie regionale Tageszeitung einführte.

Winfried Thum (vorne links) in jungen Jahren mit seinen SÜDKURIER-Kollegen in Konstanz.
Winfried Thum (vorne links) in jungen Jahren mit seinen SÜDKURIER-Kollegen in Konstanz. | Bild: Privat

Nach seinem Volontariat trat Winfried Thum 1983 seine erste Redakteursstelle in der Lokalredaktion Konstanz an. Er berichtete über den Bau und die Eröffnung von Euro-Disney in Konstanz‚ Partnerstadt Fontainebleau ebenso wie über die Entstehung der Imperia von Bildhauer Peter Lenk. Weitere sechs Jahre war er verantwortlich für die Bodensee-Zeitung, die Regionalseite des SÜDKURIER für alle Seeausgaben. 1993 übernahm er die Redaktion in Markdorf als Wolf Zimmermanns Nachfolger.

Faible für historische Markdorfer Themen

„Ich mag den Menschenschlag der Region und skizziere die Charaktere und ihre Eigenschaften gerne in der Zeitung“, sagte Thum über sich selbst. Kurioses und bunter Lesestoff im Blatt waren ihm stets ebenso wichtig wie sachliche Nachrichten. Und er hatte ein Faible für historische Markdorfer Themen. 23 Jahre lang hat er die Politik in der Stadt begleitet, drei Bürgermeister miterlebt und wohl an mehr Gemeinderatssitzungen teilgenommen als jeder amtierende Stadtrat.

Rudi Öxle und Winfried Thum vor Öxles erstem „Gastronomiebetrieb“, der Imbissbude neben der Bäckerei Neumann. Damals war der ...
Rudi Öxle und Winfried Thum vor Öxles erstem „Gastronomiebetrieb“, der Imbissbude neben der Bäckerei Neumann. Damals war der Imbiss beliebter Treffpunkt bei der Jugend. Auf dem Foto zu sehen sind (von links) Hubert Kugler, Wolfgang Rid, Winfried Thum, Michael Gava, Manfred Rid. | Bild: Helga Stützenberger

Winfried Thum hielt Kontakte zu Künstlern. Der international aktive Harald Häuser, der immer wieder in Markdorf weilt und Schüler am Bildungszentrum war, kennt Winfried Thum schon aus früheren Zeiten: „Mitte der 70er Jahre fanden in Markdorf die berühmt-berüchtigten Popfestivals in der alten Stadthalle statt. Winfried und ich gehörten zum Organisatoren-Team. Ich sollte eine Zeichnung für das Plakat machen und er sich um den Druck und das Marketing kümmern.“

Gute Freunde waren wichtig

Das sind Häusers früheste Erinnerungen. „Nach Jahrzehnten trafen wir uns in der Lokalredaktion des SÜDKURIER erstmals wieder, da er einen Ausstellungsbericht schreiben sollte. Ab da war Winfried für mich und meine Frau Gudrun ein ganz wichtiger Dreh-und Angelpunkt in Markdorf.“ Gut befreundet waren Winfried Thum und seine Frau Monika auch mit den Schriftsteller Janosch, der auf Teneriffa lebt und den sie regelmäßig besuchten.

Waren Freunde: Winfried Thum und der Schriftsteller Janosch, der auf Teneriffa lebt und den Winfried und seiner Frau Monika oft besucht ...
Waren Freunde: Winfried Thum und der Schriftsteller Janosch, der auf Teneriffa lebt und den Winfried und seiner Frau Monika oft besucht haben. | Bild: Anja Melina Heiss

Winfried Thum wird vielen als guter Kumpel, hilfsbereiter Freund und streitbarer Journalist in Erinnerung bleiben.

Die Trauerfeier beginnt am Freitag, 12. Juli, um 11 Uhr in der Aussegnungshalle des Markdorfer Friedhofs.