Nur selten für Gottesdienste genutzt, bleibt die ehemalige Klosterkirche sonst verschlossen, sodass weder die prächtigen Altäre in dem Barockbau, noch der Sarkophag der heiligen Martina oder die Kopie des Turiner Grabtuchs betrachtet werden können.

Seit dem 14. Jahrhundert ein Wallfahrts-Ziel

Das "Entdecken, was uns verbindet" bezog sich am Tag des offenen Denkmals in Markdorf auf die Religion – genauer: auf die Religionsgeschichte beziehungsweise die gelebte Glaubenspraxis. Wie zahlreich die Zeugnisse für sie sind, das erklärte Hermann Zitzlsperger, unterstützt von Hauptamtsleiter Klaus Schiele, am Beispiel der Wallfahrt. Ziel solchen Wanderns war seit dem 14. Jahrhundert auch Markdorf. Vor allem die Bildbachkapelle mit der wundertätigen Marienstatue darin wurde viel besucht.

Bei strahlendem Sonnenschein erläutert Hermann Zitzelsperger seinen gut 90 Zuhörern, wie die Menschen einst nach Markdorf gewallt sind.
Bei strahlendem Sonnenschein erläutert Hermann Zitzelsperger seinen gut 90 Zuhörern, wie die Menschen einst nach Markdorf gewallt sind. | Bild: Jörg Büsche

"Schee wars", zitierte Zitzlsperger die Teilnehmerin einer Wallfahrt jüngeren Datums. Man schritt schon früher durchaus nicht fortwährend in stiller Einkehr. Und schon gar nicht strapazierten die Wallfahrer den eigenen Leib immerzu durch zusätzliche Beschwernisse, wie sich auf den Boden zu legen oder auf den Knien zu rutschen. Nein, so versicherte Zitzlsperger: Neben solchen Bußübungen standen auch fröhliches Miteinander und gemeinsame Einkehr in die von der vorigen Wallfahrt her vertrauten Lokale.

"Was blieb den Menschen damals denn anderes übrig?", schaut Hermann Zitzlsperger zurück ins Mittelalter und die frühe Neuzeit. Des Lesens und Schreibens nicht mächtig, holte sich die weit überwiegende Mehrheit der Menschen Hilfe im Glauben – oder Aberglauben.

Kunstschätze in der St.-Peter-und-Paul-Kirche

Nachdem er im ersten Teil seines Vortrages auf die nicht mehr vorhandene Bildbachkapelle beziehungsweise den später entstandenen Kirchenbau und dessen Anziehungskraft für den gesamten süddeutschen Raum eingegangen war, beleuchtete Zitzlsperger die Kunstschätze in der St.-Peter-und-Paul-Kirche.

Draußen auf dem Kirchenvorplatz waren seine Zuhörer noch in Gelächter ausgebrochen. Da hatte der Regional- und Kunsthistoriker scherzend behauptet, mit der Wundertätigkeit der Bildbach-Maria sei es schlagartig vorbei gewesen, nachdem man ihr den geschnitzten Faltenwurf ihres Statuen-Gewands weggehobelt habe. Drinnen im Kirchenschiff jedoch war nur noch konzentriertes Nachdenken, als Zitzlsperger die Kopie des Turiner Grabtuchs ansprach – und die tiefe Verehrung für diese Nachbildung einer vermeintlichen Fälschung.

"Einfach beeindruckend, außerdem anschaulich, sodass man sich jetzt alles mit ganz anderen Augen anschaut", fasste Zuhörer Karl-Hein Rübsamen aus Markdorf seinen Gesamteindruck zusammen.