Christiane Keutner

Herr Klank, Sie sind Sportler mit Leib und Seele und ihre Privat-Adresse lautet "Am Sportplatz". Zufall oder Absicht?

Das war purer Zufall. Wir hatten ein Objekt besichtigt, das der ganzen Familie gefallen hat. So wohne ich seither im Reihenhäuschen "Am Sportplatz".

Sie sind Fußballer durch und durch. Warum sind Sie 1990 als aktiver Spieler ausgeschieden?

Aus beruflichen Gründen. Aber Ende der 90er bin ich bei den Alten Herren wieder eingestiegen. Mit neuneinhalb Jahren hatte ich mit dem Fußball angefangen. Das war das Hauptthema für alle männlichen Jugendlichen. In Waldkirch gab es dieselbe Situation wie in Markdorf: Man konnte noch Leichtathletik und Handball wählen, aber die meisten Kinder und Jugendlichen der 15 000 Einwohner zählenden Stadt wollten Fußball spielen. Parallel habe ich Handball im Verein und Volleyball in der Schulmannschaft gespielt.

Hatte denn da die Schule nicht darunter gelitten?

Nein, das war problemlos. Ich habe alles unter einen Hut bekommen. Chemie und Physik waren meine Welt. Ich habe selbst experimentiert, zuhause ein kleines Chemielabor gehabt und die Nachbarschaft in Angst und Schrecken versetzt. Es kam zu mancher Rauchentwicklung.

Was bedeutet Ihnen Fußball?

Fußball und Vereinsleben bedeutet für mich, da sind meine Freunde, mit denen ich mich gut verstehe, die ich mag, die dieselben Interessen haben. Ich fühle mich auf dem Sportplatz und im Fußball zuhause und glaube, dass ich etwas davon verstehe. 1985 habe ich den Trainerlehrgang gemacht.

Sie sind jetzt im Verwaltungsbereich tätig, seit 2003 Abteilungsleiter Fußball.

Genau. Zwei Jahre gab es keinen Abteilungsleiter. Alfons Viellieber war damals Gesamtvorsitzender und hatte die Fußballer kommissarisch mitgeleitet. Wir waren eine Gruppe von zehn Leuten im Alter von 35 bis 45 Jahren und wollten etwas bewegen. Der damalige Vorstand war einverstanden, ein völlig neues Team zu übernehmen.

Sie sind nun 15 Jahre in diesem Amt – und noch nicht amtsmüde?

Nein, es macht nach wie vor Spaß, ich mache das gern und aktuell denke ich nicht daran, aufzuhören – solange es genügend Unterstützung gibt und alle mitziehen. Und solange es genügend Sponsoren gibt. Denn ohne die geht nichts, man müsste den Verein auflösen. Aber ich denke, Fußball hat einen guten Stellenwert.

Erklären Sie uns doch bitte Ihre Faszination von Fußball.

Ich sehe das nicht nur als Breitensport. Da greift mein Ehrgeiz, den ich umsetzen will. Amateurfußball bedeutet verantwortungsvolle soziale Arbeit und Persönlichkeitsbildung bei Jugendlichen. Sie lernen etwas Vernünftiges, Wettbewerb, Erfolge und Niederlagen kennen. Das ist nicht nur Breitensport, wo alle ein bisschen Spaß und es lustig haben und hinterher gemütlich am Biertisch sitzen, sondern es gibt Vorgaben und ein Ziel, sich sportlich zu verbessern. Leistung zählt – wie im Berufsleben und dieser Aspekt steht auf demselben Niveau wie der soziale. Die Sponsoren sehen das auch so.

Zittern Sie immer noch um den Verbleib der Ersten in der Landesliga? Und woher rührt die Nervosität?

Jugendliche können wir nur zum Wettbewerb anspornen, wenn sie ein klares Ziel vor Augen haben. Das ist unsere erste Mannschaft. Sie muss Vorbild sein in Benehmen, Disziplin, in der Sportlichkeit und der Qualität. Wenn sie in der höheren Liga spielt, können die Jugendlichen zu ihnen aufschauen. Ich würde aber eher sagen, ich bin unruhig, nicht nervös.

Für welchen überregionalen Verein schlägt Ihr Herz?

Für den SC Freiburg und Bayern München. Für den ersten aus Heimatverbundenheit und wegen der Bodenständigkeit. Es ist vorbildlich, wie der SC geführt wird. Ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen. Bei uns hieß es "Arbeite, dann haste was, arbeite, dann bist Du was". Daher stammen mein Ehrgeiz und die Bodenständigkeit und der Wille, mit einfachen Mitteln etwas zu bewegen – und vor allen Dingen mit ehrlichen Mitteln. Dazu gehört dennoch, dass man gute Spieler aus anderen Vereinen zu sich holt, oder in dem man der ersten Mannschaft etliches bietet – ich hatte als Landesligaspieler auch einen Benzinzuschuss und Trainingsanzüge erhalten. Allerdings bin ich mit der Gegenleistung einiger Spieler absolut nicht zufrieden.

Gab es für Sie ein Vorbild?

Ich war totaler Fan von Franz Beckenbauer, dem Libero der Welt. Eine Type. Ich mag Typen, deswegen gefällt es mir immer noch, wenn Mario Basler oder Mehmet Scholl etwas sagen und die halbe Welt regt sich darüber auf. Ich mag auch Thomas Müller. Der ist immer spaßig und sagt, was er denkt. Solche Typen gibt es kaum mehr. Die Leute werden zunehmend in eine Schiene gepresst; früher war vieles authentischer.

Was sagt Ihre Familie zu ihrem großen Fußballengagement?

Sie steht hinter mir. Die ganze Familie ist fußballbegeistert und wir sind Fans derselben Vereine.

Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im Amateurfußball verändert?

Die A-Jugendlichen ab 15 und älter sind mobiler geworden. Das ist schön, führt aber dazu, dass sie sprunghafter sind und nicht mehr so vereinstreu. Ein Jugendtrainer muss eine Art Dompteur und Bespaßer sein, gleichzeitig ein guter Fußballlehrer. Die Aufgabe ist so schwierig wie nie zuvor. Deswegen haben wir in diesem Alter Nachwuchsprobleme. Es wird zunehmend schwieriger, Jugendliche zu begeistern. Auch die Wettbewerbsbereitschaft lässt nach. Wird etwas schwierig, läuft man weg, anstatt sich der Situation zu stellen. Der Trainingsfleiß hat deutlich nachgelassen.

Früher trainierten sie jeden Tag – und trotzdem hatten Sie gesundheitliche Probleme, in den letzten zehn bis 12 Jahren eine größere HNO-OP und eine Herz-OP. Wie kam das?

Das hatte Gott sei Dank nichts mit dem Sport zu tun. Das waren bei mir tatsächlich Dinge, die "statistisch" gesehen zehn bis 25 Prozent aller Menschen ereilt. Diese Anlagen hatte ich, ohne dass es spürbar gewesen war oder den Sport eingeschränkt hätte. Aber diese Dinge sind dank der guten Medizintechnik tatsächlich komplett "behoben".

Haben Sie eine Lehre aus dem "Vorfall" gezogen, leben Sie bewusster?

Ja und nein. Denn alles ist zu 100 Prozent "repariert". Ich lebe ohne Unruhe oder Furcht. In manchen Gesprächen wie diesem hier oder in ruhigen Momenten bin ich meinem Schutzengel dankbar. Denn es stand "Spitz auf Knopf" und es hätte jeden Moment das "Aus" bedeuten können.

Seit kurzem haben Sie Teile aus dem Ersatzteillager bezogen, laufen seit 2016 mit zwei neuen Hüften herum. Sind Sie damit so beweglich wie früher, wie sieht es mit Sport aus?

Die Beweglichkeit ist wieder voll da – meinem Alter entsprechend. Die täglichen Schmerzen sind tatsächlich weg. Ich spüre nur noch in ganz wenigen Situationen etwas.

Fragen: Christiane Keutner

Zur Person

Gerhard Klank, 57 Jahre, ist in Waldkirch geboren und mit vier Geschwistern aufgewachsen. Nach Abitur und Bundeswehr hat er sein Studium an der FH Furtwangen als Diplomingenieur Elektrotechnik abgeschlossen. Es folgten Praktikum und Diplomarbeit bei Dornier in Immenstaad. Dort begann er 1988 als Entwicklungsingenieur im Bereich Raumfahrt, wechselte in die interne EDV und über Nortel in die dxc.technology. Seit 2002 ist er im mittleren und oberen Management beschäftigt. Mit dem Kicken begann er beim SV Waldkirch, SV Yach, SC Gutach-Bleibach, FC Simonswald und zum Schluss beim SC Markdorf. Als Hobby nennt er EDV-Technik und Home-Automation. Gerhard Klank ist verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von 24 und 26 Jahren. (keu)