Wirklich ganz verlassen stand sie nie da – auch nicht während der Ende 2018 abgeschlossenen mehrjährigen Rück- und Umbauphase. Zumindest die Ministranten und Jugendgruppen blieben im Keller der Mittleren Kaplanei, dem Gemeindehaus der Pfarrei St. Nikolaus.

Mittelpunkt des Gemeindelebens

Spätestens seit vergangenem Dezember, seit dem Ende der Arbeiten im Inneren, und nach der offiziellen Einweihung im März pulst dort wieder das Gemeindeleben. Und jüngst hat sich der Bauförderverein Mittlere Kaplanei aufgelöst. Welche Rolle er für den Umbau gespielt hat, das macht jene Broschüre deutlich, die nun veröffentlicht wurde.

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Auf 58 Seiten gibt sie Auskunft über die Rolle, die das Gebäude spielt. Das schmale Büchlein wirft auch einen Blick in die Baugeschichte. Bauhistorikerin Karin Uetz skizziert die vergangenen 200 Jahre. Architekt Gerhard Lallinger beschreibt den baulichen Anschluss in der Gegenwart. Doch bleibt es nicht beim architektonischen Blick. Betrachtet wird auch der Alltag in der Mittleren Kaplanei.

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Hier ist es der Theologe Bernhard Oßwald, der gleich drei sehr unterschiedliche Phasen näher beleuchtet. Oßwald schaut auf das Ende der 50er Jahre und die Folgejahrzehnte, als sich die katholische Jugend in dem historischen Gemäuer ihr Jugendheim einrichtete. Später entstand das „High-Life“, der eigene Partyraum im Gewölbekeller. Hier lag die Keimzelle einer Jugendarbeit.

Auch ein dunkles Kapitel wird thematisiert

Ein dunkleres Kapitel spricht Bernhard Oßwald mit Kaplan Friedrich Morath an. Von Anfang 1940 bis Mitte 1941 in der sogenannten Nachprediger-Kaplanei wohnend, leitete er die Gruppenstunden und Bibelabende im Kaplaneigebäude. Aus seiner Ablehnung der NS-Ideologie machte der junge Geistliche keinen Hehl. Nach der Denunziation durch Jugendliche aus seinen Gruppen geriet Morath ins Räderwerk der Gestapo. 1943 fiel er als Sanitätssoldat an der Ostfront.

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In einem dritten Aufsatz geht Oßwald der Frage nach, ob die Mittlere Kaplanei Wohnsitz der Markdorfer Chorherren gewesen ist, wie es eine Internetveröffentlichung des Landesarchivs nahelegt. Oßwald stellt dies infrage.

Die Festschrift ist zum Preis von 6 Euro in der Seelsorgeeinheit erhältlich.