Mit Weihwasser und Bittgebet hat Pfarrer Ulrich Hund am Sonntagvormittag die Mittlere Kaplanei gesegnet. Der Einweihung war ein Festgottesdienst in der St.-Nikolaus-Kirche vorangegangen. Das Gemeindehaus der St.-Nikolaus-Pfarrei dient als Treffpunkt für die verschiedenen kirchlichen Gruppen. Darüber hinaus ist es das Begegnungszentrum innerhalb der Seelsorgeeinheit Markdorf.

Nach mehrjähriger Planungsphase hatte die Mittelere Kaplanei in der Bauphase von 2016 bis 2018 einen erheblich vergrößerten Gemeindesaal, modernisierte Sanitäranlagen sowie eine zeitgemäße Gebäudetechnik erhalten und sie war außerdem auf den aktuellen Stand des Brandschutzes gebracht worden. Insgesamt hatte das 3,4 Millionen Euro gekostet.

Bürgermeister Georg Riedmann sprach an, was er bereits bei der Wiedereröffnung des katholischen Gemeindehauses gesagt hatte. „Über die Kostensteigerungen bei den Sanierungs- und Umbauarbeiten kann ich mich nicht allzu sehr wundern.“ Wer beobachte, wie sich derzeit die Baupreise entwickeln, der staune kaum, wenn die Bausummen wachsen.
Riedmann lobte das „gute Miteinander“ der an dem Umbau Beteiligten: von Planern, dem Bauausschuss der Kirchengemeinde, aber auch der Stadt beziehungsweise dem Baurechtsamt, dessen Leiter, Torsten Schneider, eine wichtige Rolle beim Zusammenarbeiten mit dem Landesdenkmalamt inne hatte. „Eine wichtige Rolle hat auch die Bürgerschaft gespielt“, hob Bürgermeister Riedmann hervor.
Er blicke mit „Wehmut“ auf die durch den Bürgerentscheid vom vergangenen Dezember hinfällig gewordenen Chancen, das Bischofsschloss „zu einem weiteren Eckstein“ im historischen Innenstadt-Ensemble zu machen – und mit Leben zu erfüllen, wie dies im Baudenkmal Mittlere Kaplanei geschehe.

Von „lebendigen Steinen“ hatte auch Pfarrer Hund bei seiner Begrüßungsrede gesprochen. Die bauliche sei nur die eine Seite. Ebenso wichtig sei die Begegnung darin: das Zusammentreffen von Menschen, die den Glauben weitergeben.
Hund blickte zurück auf die Umbaupläne 2006 – und verhehlte nicht seine Skepsis, ob das kostspielige Projekt gelingen könnte. „Drei Anläufe hat es gebraucht“, bis die Erzdiözese das Vorhaben genehmigte. Das Engagement der Gemeinde, auch der politischen, habe keine unerhebliche Signalwirkung für Freiburg gehabt.
Auf Wirkungen ganz anderer Art hofft Gebhard Geiger, Vorsitzender des Baufördervereins. Wenn sich die Diözese auf einen Strukturwandel einstelle, ausgelöst durch den Priestermangel, so plädierte Geiger für die Öffnung der Weiheämter auch für Frauen.
Von seiner Faszination für die Mittlere Kaplanei sprach Gerhard Lallinger, der ausführende Architekt. Er schwärmte für den besonderen Charme der alten Bausubstanz, die für ihn zur Herausforderung geworden sei.
Dies insofern, als es galt, das historische Material mit zeitgemäßen Formen zu verbinden und beides den zeitgemäßen Ansprüchen an ein Gebäude gerecht werden zu lassen. „Es geht hier auch um den Repekt vor der Tradition“ – einer Tradition, an die die mitarbeitenden Gewerke mit großer Fertigkeit angeknüpft hätten, so Lallinger.
Bettina Sutter-Peters vom Erzbischöflichen Bauamt in Konstanz erinnerte an den Beitrag der fünf übrigen Pfarreien in der Seelsorgeeinheit, ohne die der Umbau kaum begonnen worden wäre.

Mittlere Kaplanei
Das aus drei unabhängigen Teilen bestehende historische Gebäude in der Markdorfer Kirchgasse wurde grundlegend saniert. Die ursprünglich mit 2,1 Millionen Euro veranschlagten Gesamtkosten belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro.
2,8 Millionen Euro kommen aus Kirchenmitteln, 300 000 Euro trägt die Stadt, die durch den Ankauf des Adlers einen wichtigen Anschub leistete, und 34 5000 Euro kamen durch Spenden zusammen. Zudem wird mit einem fünfstelligen Zuschuss von der Denkmalbehörde gerechnet.