Nach zweijähriger Bauzeit ist die Sanierung der Mittleren Kaplanei nun abgeschlossen. Die Wohnung im Erdgeschoss ist bereits bewohnt, die 90-Quadratmeter-Wohnung darüber hat die katholische Kirchengemeinde bisher noch nicht vermietet. Im großen Saal hat am vergangenen Wochenende bereits die erste öffentliche Veranstaltung stattgefunden.
Der Markdorfer Huancaray-Kreis gab zum Jubiläum des Verbunds mit der katholischen Partner-Gemeinde in Peru einen Rück- und Überblick über seine Arbeit. Und auch das Team und die Helfer der Pfarrbibliothek begannen am Freitag damit, im Erdgeschoss des Nordflügels der Kaplanei die Bücher-Regale einzuräumen. "Dass noch an einigen wenigen Details gewerkelt werden muss", wie Architekt Gerhard Lallinger erklärt, fällt daher kaum auf.
Gelassen und äußerst zufrieden klingt auch Gebhard Geiger, wenn er über das Resultat der umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten spricht. "Unser Ziel haben wir fast erreicht", erklärt der Vorsitzende des "Baufördervereins Mittlere Kaplanei". Eine Spendensumme von etwa 300 000 Euro einzusammeln, hatte sich der Verein als Ziel gesetzt.
Zwar fehlen noch immer einige tausend Euro, doch Gebhard Geiger ist zuversichtlich, auch diesen Restbetrag noch zusammenbringen zu können. Seine Hoffnung ist, dass das überzeugende Ergebnis der Kaplanei-Neugestaltung den Markdorfern noch einmal die Geldbeutel öffnet.

Ursprünglich war die Sanierung Gemeindehauses mit einer Summe von 3,1 Millionen Euro veranschlagt worden. Damit sollte ein zeitgemäßer Brandschutz installiert, Fluchttreppenhäuser eingerichtet, eine neue Heizung neben neuen Sanitäranlagen eingebaut, das Gesamtgebäude barrierefrei gemacht und der Versammlungssaal unter dem Dach vergrößert werden.
Am Ende ließ sich die geschätzte Kostensumme aber nicht halten. Zu viele Überraschungen hatten sich im Verlauf der Bauphase in dem Gebäude ergeben, das in seinen ältesten Teilen aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Bohlen im Bodenbereich etwa waren verrottet, auch bei den Decken war ein erheblicher Mehraufwand erforderlich. Gestiegene Handwerkerpreise trieben die Kosten noch zusätzlich in die Höhe.
Stadt beteiligte sich an den Gesamtbaukosten von 3,4 Millionen Euro mit dem Betrag von 300.000 Euro. Der Rest, so erläuterte Gebhard Geiger, werde von der Kirche getragen. Den Löwenanteil trage die Erzdiözese. Aber über die Pfarrei Markdorf hinaus beteiligten sich auch die übrigen fünf Pfarreien der Seelsorgeeinheit an der Finanzierung des für die gemeinsame Nutzung offenen Gemeindehauses, so Geiger.

"Eigentlich besteht die Mittlere Kaplanei ja aus drei Häusern, die in unterschiedlichem Zustand waren", erläutert Gebhard Geiger. Von außen ist das zum Teil durch die Fachwerkfassade zu erkennen, die sich nicht über den gesamten Komplex erstreckt, sondern nur über die beiden südlichen Kaplanei-Drittel.
"Wir hätten das Fachwerk auch überputzen können", erklärt Architekt Lallinger. Das hätte der ursprünglichen Konzeption entsprochen. Stattdessen blieb die Sicht auf die Balken, da genau diese für viele Markdorfer das Sinnbild der Mittleren Kaplanei seien.

Ein neues Element ist jedoch bildprägend: Der stählerne Rahmen, der die Nordtür zum Haupteingang umrahmt. Bei Veranstaltungen erstrahlen Lampen, die den Besuchern den Weg weisen.

Über das in sattem Gold-Gelbton gehaltene Treppenhaus geht es hinauf unters Dach, für Rollstuhlfahrer gibt es einen Aufzug. Auch ein Lichtplaner wurde einbezogen, der das Raumkonzept optisch unterstrich. Das zeigt sich besonders im Treppenhaus und im Saal, dessen offenliegende Dachkonstruktion von schwarzen Elementen, aber auch vom hellen Weiß der Zwischenraum-Füllungen betont wird. Besonderes Augenmerk verwandte der Architekt dabei auf die Gauben, die überraschend viel Licht in den 130-Plätze Saal fallen lassen.
Architekt Gerhard Lallinger im Interview
Hatten Sie bei der Sanierung der Mittleren Kaplanei überhaupt Raum für eigene Kreativität?
Es handelt sich ja gar nicht um eine reine Sanierung. Erhebliche Teile galt es umzubauen, anderes war zu erweitern. Meine eigenen Ideen konnte ich vor allem in vielen Details einbringen. Detail-Lösungen, die unterstreichen, was das Wichtigste ist bei der Mittlere Kaplanei: Dass sie vor allem ein Gebäude ist, das ihre Funktion für die Gemeinde erfüllt.
Haben Sie die Mittlere Kaplanei als Gebäude angesehen, mit dem sich die Markdorfer, insbesondere die katholischen Markdorfer, identifizieren?
Unbedingt. Zum Beispiel haben wir das Sichtfachwerk erhalten. Das hätte man aus bauhistorischen Erwägungen durchaus auch verputzen können. Aber inzwischen gehört es einfach zum Stadtbild. Und dass sich die Markdorfer stark identifizieren mit der Mittleren Kaplanei, das ist auch während der Bauphase deutlich geworden. Es gab vielfältige Hilfe – von der freiwilligen Zwischenreinigung bis zum Mittun beim Aufbau der Möbel.
War für Sie die Mittlere Kaplanei eine ganz normale Baustelle?
Sicherlich nicht. Dieses Gemeinschaftsgefühl, diese Zusammenarbeit vieler hat auch mich berührt. Fast schon emotional. Man freut sich über jede Weiterentwicklung, als wäre es ein Kind.
Fragen: Jörg Büsche