Das historische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wird seit zwei Jahren grundlegend renoviert und zum Teil erneuert. Als überaus sanierungsbedürftig hatte sich die Balkenkonstruktion des Daches erwiesen. Daneben galt es, den veränderten brandschutztechnischen Maßstäben gerecht zu werden. Außerdem mussten Elektrikund Sanitäranlagen erneuert und für Barrierefreiheit gesorgt werden.
Pfarrer Ulrich Hund als Vertreter der Hausherrin, der katholischen Kirche, machte keinen Hehl aus seiner anfänglichen Skepsis, ob die hochgesteckten Baupläne auch tatsächlich zu realisieren seien. Rückblickend bedankte er sich für die Hilfe, die das Projekt erfahren habe. Hund nannte die Kommune, er erwähnte die vielen Bürger, die den Umbau durch ihre Spenden unterstützten. Und er hob den Bauförderverein, dessen Vorstand und insbesondere den Vorsitzenden Gebhard Geiger hervor, der maßgeblich dazu beigetragen habe, "dass das ganze Unternehmen nicht nur die spinnerte Idee einiger weniger geblieben ist".
Hund deutete auch die finanziellen Unwägbarkeiten an. So seien zuletzt die bislang auf 3,1 Millionen Euro geschätzten Kosten des Umbaus auf 3,4 Millionen Euro angestiegen. Wie Architekt Gerhard Lallingerder, der die Arbeiten geplant hat und leitet, und Baufördervereinsvorsitzender Gebhard Geiger ausführten, sei dieser Kostenanstieg zum einen eine Folge der generellen Preissteigerungen im Baugewerbe. Es sei es zu einigen unvorhergesehenen "Überraschungen" – Wortwahl Geiger – im Deckenbereich des nördlichen Gebäudeteils gekommen.
Pfarrer Hund betonte, wie sehr er sich über den Zuspruch seitens der Freiburger Erzdiözese gefreut habe. Die betrachte das Kaplanei-Unterfangen in gutem Licht. "Kirche braucht Orte der Kommunikation", laute die das Bauvorhaben stützende Kernbotschaft. Freiburg, so die gute Nachricht vom letzten Markdorf-Besuch der erzbischöflichen Baubeauftragten im vergangenen November, wird auch die Mehrkosten von 300 000 Euro mit einem Zuschuss von 90 000 Euro abfedern.
"Die genannte Summe schreckt mich nicht", erklärte Bürgermeister Georg Riedmann. Ganz im Gegenteil sei er eher verwundert, dass die ursprünglich veranschlagten 3,1 Millionen Euro lediglich um 300 000 überschritten werden. Daran lasse sich ablesen, wie umsichtig und mit wie viel Weitblick von Bauleiter Gerhard Lallinger geplant worden sei. Auf der anderen Seite zeigten die Kostenentwicklungen – zum Teil auf Unwägbarkeiten im Umgang mit der historischen Substanz der Kaplanei zurückzuführen – wie schwer es für private Bauherren sei, ein denkmalgeschütztes Gebäude zu erhalten. Riedmann verwies dabei auf den Heggbacher Hof in der Spitalstraße – und schränkte später ein: "Wirtschaftliche Interessen sind wohl kaum in Baudenkmälern zu verfolgen – nur privater Idealismus."
Idealismus wird es für die Mittlere Kaplanei auch weiterhin brauchen. Denn vom geplanten Spendenziel will der Bauförderverein nicht abrücken. Die erhoffte Zuschusssumme beziffert Gebhard Geiger weiterhin auf 290 000 Euro. "Aber und fehlen noch 60 000", berichtete der Vorsitzende. Er zeigte sich zuversichtlich, die 290 000 Euro durch weitere Spenden-Aktionen in den kommenden Monaten noch zu erreichen – "vielleicht ja auch 300 000 oder noch ein bisschen mehr." Sobald die Bauarbeiten im katholischen Gemeindehaus soweit abgeschlossen sind, dass Besucher hindurch geführt werden können, bekomme die Spendenfreude der Markdorfer sicher neuen Auftrieb, hofft Geiger. In diesem Zusammenhang ist auch die Schaffung eines neuen Vorstandsamtes zu sehen: Mit Maria Stump verfügt der Verein künftig auch über eine Event-Managerin.
Die Mittlere Kaplanei
Die Mittlere Kaplanei soll grundlegend saniert werden. Dazu gehören neue sanitäre Einrichtungen, ein verbesserter Brandschutz und die geplante Barrierefreiheit. Im Erdgeschoss des südlichen Gebäudeteils entstehen zwei Wohnungen à 100 und 125 Quadratmeter für Familien mit mehreren Kindern. Überlegt wird, eine der Familien mit Hausmeisteraufgaben zu betreuen. Weiterhin sollen 55 Quadratmeter eventuell vom Dekanatsjugendbüro genutzt werden können. Im großen Saal ist Platz für 130 Stühle mit Bühnenraum, Küche und Garderobe. Ein kleinerer Saal bekommt 36 Sitzplätze.
Die Finanzierung des nun auf 3,4 Millionen geschätzten Umbaus trägt vor allem die Kirche. 2,7 Millionen kommen aus kirchlichen Steuer-Mitteln – darin ist auch der Ertrag aus dem Verkauf des Gasthof-Gebäudes "Adler" enthalten 420000 Euro steuern die Pfarreien Markdorf, Bergheim, Hepbach, Ittendorf, Bermatingen und Kluftern, aus der Seelsorgeeinheit bei. 300000 Euro schießt die Stadt zu. Weitere 29000 sollen durch Spenden aufgebracht werden.