„Trotz Schwierigkeiten gut gegangen“, lautete die Bilanz von Markdorfs Bürgermeisterstellvertreterin Christiane Oßwald für das Jahr 2019. Oßwald sprach von Katerstimmung, die zu Beginn des vergangenen Jahres nach dem Bürgerentscheid gegen den Rathausumzug ins Bischofsschloss geherrscht habe.
„Es war auch nicht abzusehen, wie die Enttäuschung verarbeitet und die Kernstadtentwicklung fortgeführt werden würde. Der Prozess der Bürgerbeteiligung erbrachte keinen stringenten Lösungsansatz“, sagte Oßwald. Doch gegen Jahresende sei Stadtverwaltung und Gemeinderat das weitere Vorgehen klar gewesen: Sich von einem Großen Wurf zu verabschieden und kleinere Schritte zu gehen – dies auch mit Blick auf den städtischen Haushalt.
Auch die geplante Erweiterung und Sanierung der Jakob-Gretser-Grundschule habe sich als misslich erwiesen. „Die Kostenberechnung des Architekturbüros zeigte an, dass sich ein finanzielles Abenteuer anbahnen könnte. Die endgültige Entscheidung des Gemeinderats steht in dieser Sache noch aus, aber ich bin mir sicher, dass wir auch hier gemeinsam eine verantwortbare Lösung finden“, so Oßwald.
„Miteinander ist wichtig, nicht das Gegeneinander“
Oßwald richtete einen Appell an die Bürger und Einwohner Markdorfs: „Bei allen Schwierigkeiten, die sich auftun, ist ein Miteinander wichtig und nicht ein Gegeneinander. Das hat uns in Markdorf immer schon ausgezeichnet.“ In einer Demokratie sei es wichtig, für etwas einzustehen und klare Position zu beziehen.
Dem Auseinanderdriften entgegenwirken
„Auch in Leserbriefen, bei einem Bürgerdialog oder bei einem Bürgerentscheid. Konträre Themen wie Straßenplanung oder Maßnahmen zum Klimaschutz werden uns sicher weiter beschäftigen. Bei allen Meinungsverschiedenheiten sollte man aber immer bedenken – gleichgültig welche Seite man vertritt –, dass es auch andere Meinungen gibt, die ebenso ihr Recht haben, vertreten zu werden, und dass uns das nicht spalten darf.“ Das Auseinanderdriften der Gesellschaft habe eine neue Dimension erhalten. „Dem müssen wir uns entgegenstellen, auch hier vor Ort.“
Kommunale Verwaltungen leiden unter Fachkräftemangel
Oßwald lobte die Stadtverwaltung. „Dem Gemeinderat ist bewusst, dass der Fachkräftemangel längst auch die kommunalen Verwaltungen erreicht hat und dass wir an unterbesetzte Büros nicht immer noch mehr Aufgaben verteilen können. Und wir dürfen nicht erwarten, dass alles immer gleich und sofort angegangen werden kann.“ Das sei dem Gemeinderat zwar bewusst, aber nicht immer präsent.

„Lieber kleinere Brötchen backen als große Torten“
„Das müssen wir Gemeinderäte noch üben, da haben wir 2020 noch viel Zeit dazu.“ Die Verwaltung habe auch unter schwierigen Bedingungen überaus gut mit dem Gemeinderat zusammengearbeitet. „Wir bedanken uns auch bei unserem Kämmerer, der als steter Mahner uns lieber kleine Brötchen backen lässt als große Torten.“
Nichts überstürzen, auch wenn die Zeit drängt
Oßwalds Wunsch: „Für das Jahr 2020 wünsche ich mir, dass wir, Verwaltung und Gemeinderat, nichts überstürzten, auch wenn die Zeit zu drängen scheint. Dass wir uns auf nüchternes Arbeiten verlegen, Dilemmata aushalten und die Vernunft walten lassen. In diesen Wunsch eingeschlossen ist auch die Bürgerschaft.
Bei allen Interessen auch aufs Gemeinwohl achten
Es ist verständlich und legitim, seine eigenen Interessen zu vertreten und entsprechende Forderungen zu erheben. Aber man sollte immer bereit sein, zugunsten des Gemeinwohls die eigenen Interessen dem Diskurs auszusetzen und sie gegebenenfalls auch zurückstellen. Dann könnte das Jahr 2020 ein Jahr werden, in dem Markdorfs Zukunft in nachhaltige Bahnen gelenkt wird, für alle Generationen, auch für die nachkommenden.“