Die Zusammenarbeit ist eng. Sogar sehr eng, wie Renate Hold betont. Die studierte Sozialarbeiterin leitet gemeinsam mit Waltraud Zeller-Fleck das Mehrgenerationenhaus (MGH) in der Markdorfer Spitalstraße. Sie bezieht sich auf die Kooperation zwischen dem "Freundeskreis Flucht und Asyl" und dem MGH. Diese hat von Anfang an bestanden. Die Mitarbeiter des MGH gehörten zu jenen, die bereits die allerersten Kriegsflüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft in der Rudolf-Diesel-Straße mitbetreut haben. Und sie nahmen auch teil an den Gesprächsrunden, in denen sich die Mitspieler aus Verwaltung, Hilfseinrichtungen, den beiden großen Kirchen und die ehrenamtlich engagierten über gemeinsame Ziele, Verfahren und Vorgehensweisen in Bezug auf die Geflüchteten beziehungsweise Asylbewerber in Markdorf verständigt haben.
Alsbald gründete sich der "Freundeskreis Flucht und Asyl". Er organisierte Patenschaften. Er half bei Behördengängen. Er gab Sprachunterricht – als Vorbereitung auf die offiziellen Integrations-Kurse. Weitere Aufgabenfelder kamen hinzu. Etwa die Freizeitangebote für Jugendliche oder die "Arbeitsmöglichkeiten", ein Kreis, der den Geflüchteten den Weg auf den Arbeitsmarkt ebnet. Und mit der Zeit kam auch manche Veränderung im Kreis der Unterstützer. Neue Helfer stießen zum Freundeskreis, andere gingen oder wechselten ihren Arbeitsschwerpunkt. Außerdem verschoben sich zum Teil auch die Aufgabenbereiche. So erreicht derzeit, wer die E-Mail-Adresse des Bereichs "Bekleidung" des Freundeskreises Flucht und Asyl anschreibt, die "Kleiderkiste" des Mehrgenerationenhauses.
Die aber sei, so erklärt Renate Hold, "keineswegs nur für die Geflüchteten da." Mäntel, Jacken, Hosen und Blusen – vor allem für Kinder – verteilen die drei ehrenamtlichen Mitarbeiter der Kleiderkiste, unter ihnen zum Teil selber Geflüchtete, grundsätzlich an alle Bedürftigen.
Ebenso verhält es sich mit dem "Möbel-Kreisel". Auch hier dürfen sich neben den Geflüchteten und Asylsuchenden, die von der Gemeinschafts- in eine Anschlussunterkunft, eine eigene Wohnung umgezogen sind solche Möbel aussuchen, die ihnen noch fehlen. Was gleichfalls für alle anderen Menschen mit schmalem Geldbeutel gilt, erklärt Renate Hold – insbesondere für Alleinerziehende oder Arbeitslosengeld-II-Empfänger, Empfängern der Grundsicherung.Koordiniert wird der Möbelkreisel inzwischen von Angelika Moritz, dies auf Minijob-Basis. Sie sichtet die Angebote, die um großen Teil per E-Mail und mit beigefügtem Bild im MGH eingehen. "Zum Glück können wir die Spender auch oft motivieren, die Möbel selbst vorbeizubringen", erklärt Renate Hold. Denn obgleich Ralf Holverscheid und seine Unterstützer von den Markdorfer Rotariern oftmals den Transport von alten Sofas oder Betten übernehmen, kommt es trotzdem zu Engpässen, sofern die Spender ihre Möbelspenden nicht selber bringen. Und auch hier beteiligen sich inzwischen auch Geflüchtete am Möbelkreisel. Der, so erzählt Renate Hold, "mittlerweile wirklich ein Kreisel geworden ist."
Geflüchtete, die – wie jüngst geschehen – aus ihrer Anschlussunterkunft umziehen, etwa in die Nähe von Verwandten in einem anderen Bundesland, die geben ihre Spenden-Möbel wieder zurück an den Kreisel. Auf dass sie weitergereicht werden können. Was auch von daher überaus sinnvoll sei, so Renate Hold, als die Qualität der Schränke, Betten, Tische in der Regel außerordentlich gut sei.
Vom Mehrgenerationenhaus werden nicht nur Möbel und Kleidung gesammelt. Um den Geflüchteten die Mobilität zu erleichtern, gibt es inzwischen auch eine Werkstatt, die gespendete Fahrräder wieder fahrtauglich macht. Desgleichen hat sich unterdessen auch ein "PC-Kreisel" etabliert, der Familien mit alten Rechnern ausstattet.
Serie und Freundeskreis
- Die Serie: Dasein und helfen. So heißt eine in unregelmäßiger Folge erschienene Serie der Markdorfer Lokalredaktion des SÜDKURIER, die heute mit dem Blick aufs Markdorfer Mehrgenerationenhaus (MGH) ihren Abschluss findet. Sie zeigt, was ehrenamtliche Helfer aus Markdorf unternehmen, um verfolgte Menschen und Flüchtlinge aus den aktuellen Krisengebieten nach ihrem Eintreffen im Bodenseegebiet zu begleiten.
- Der Freundeskreis Flucht und Asyl umfasst etwa 90 Personen. Entstanden ist er im Frühjahr 2015. Dies mit dem Ziel, die Hilfe der sich ehrenamtlich Engagierenden in Markdorf zu koordinieren. Dabei haben sich insgesamt zwölf kleinere Helferkreise mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten gegründet.
- Hilfe für Flüchtlinge: Welche Hilfe für Flüchtlinge ist im Moment nötig? An wen kann ich mich wenden, wenn ich helfen möchte? Um diese Fragen zu beantworten, hat der SÜDKURIER eine umfassende Online-Datenbank für die Flüchtlingshilfe in der Region eingerichtet. Informationen im Internet: www.suedkurier.de/skhilft