Markdorf – Der Markdorfer Bauträger Betz und Weber möchte den in seinem Besitz befindlichen Heggbacher Hof in der Spitalstraße abreißen lassen. Einen Abbruchantrag habe man bei der Stadtverwaltung eingereicht, sagt Geschäftsführer Alexander Weber auf Anfrage des SÜDKURIER. Der Abbruchantrag, der dieser Zeitung vorliegt, datiert auf den 24. November 2017. Er sei damals zusammen mit einem Baugesuch für ein Mehrfamilienhaus angefertigt worden für den Fall, dass das Baugesuch abgelehnt werden würde. Im Rathaus ging der Abbruchantrag nun am 26. Januar ein.
Bei dem drei Tage zuvor, am 23. Januar, abgelehnten Bauantrag ging es um ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten und einer Tiefgarage, das Betz und Weber auf demselben Grundstück in direkter Nachbarschaft des historischen Hofes errichten wollte. Der Gemeinderat hatte vor der Entscheidung über den Bauantrag auf Vorschlag der Verwaltung eine Veränderungssperre für das Grundstück beschlossen, nach der für die Dauer von zwei Jahren oder bis zum Inkrafttreten eines Bebauungsplanes keine baulichen Veränderungen auf dem Grundstück vorgenommen werden dürfen. Auch der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan Stadtgraben für diesen Innenstadtbereich wurde in der Sitzung an jenem Dienstag gefällt (wir berichteten).
Aufgrund der Veränderungssperre sind die Pläne, die Betz und Weber für das Grundstück hatte, auf Eis gelegt. Das Unternehmen hatte Grundstück und Hof vor rund acht Jahren für 300 000 Euro von Privat erworben und wollte den Hof umbauen. Dem schob aber das Landesamt für Denkmalpflege einen Riegel vor. Zwischenzeitlich wollte Betz und Weber den Hof deshalb an die Stadt weiterverkaufen. Die Stadt lehnte aber die Angebote als nicht akzeptabel ab (siehe Infotext). Der Heggbacher Hof ist im Ursprungsbau rund 660 Jahre alt, ein Teil der Kellermauer stammt noch aus dieser Zeit.
Ob der Heggbacher Hof tatsächlich abgebrochen werden darf, muss das Landesamt für Denkmalpflege entscheiden. Die Stadt hat hier keine Entscheidungsbefugnis. In seiner Antwort an Weber vom 30. Januar weist das Stadtbauamt darauf hin: Der Landesbauordnung zufolge handele es sich um ein Gebäude, das verfahrensfrei abgebrochen werden könne. Der Ball läge damit bei der Denkmalpflege in Tübingen, die beurteilen muss, ob der Heggbacher Hof tatsächlich nicht mehr wirtschaftlich tragbar erhalten werden kann und ein Abriss aus diesem Grunde vertretbar wäre.
Wie bereits vor der Ratssitzung, so erhebt Weber auch nun schwere Vorwürfe gegenüber der Stadt. "Müssen 200 000 Euro Steuergelder verschleudert werden, um dringend benötigte Wohnungen zu verhindern?", fragt er mit Blick auf den Bebauungsplan, den er in diesem finanziellen Rahmen ansiedelt. Sein Wohnbauvorhaben hingegen hätte sich nach der letzten von mehreren Überarbeitungen an die Umgebungsbebauung angepasst, da es gleich hoch wie der Heggbacher Hof gewesen wäre. Er habe nun einen "namhaften" Anwalt beauftragt und erwäge bezüglich der Veränderungssperre eine Klage gegen die Stadt, sagt Weber. "Dieser Bebauungsplan wird nicht so einfach durchlaufen", kündigt er an.
Die Verwaltung hingegen hatte in ihrer Begründung der Veränderungssperre argumentiert, das Neubauvorhaben würde die Fassaden der drei denkmalgeschützten Gebäude in der Spitalstraße – Heggbacher Hof, Waldseer Hof und Kloster – beeinträchtigen. Zudem weiche die beabsichtigte Bebauung "markant" von der vorhandenen Bebauung ab und würde "das historisch gewachsene Ortsbild beeinträchtigen".
Das waren die Pläne von Betz und Weber
- .Der Bauantrag: Betz und Weber beantragten im Gemeinderat am 23. Januar die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit sechs Wohneinheiten und Tiefgarage auf der westlichen Grundstückshälfte des Heggbacher Hofes. Die Planung sah ein Satteldach sowie eine Wandhöhe von 6,20 Meter und eine Firsthöhe von 12 Meter vor.
- .Die Vorgeschichte: Eine erste Bauvoranfrage hatte der Technische Ausschuss am 26.
- .Angebote an die Stadt: Vor dem 23. Januar hatte Betz und Weber der Stadt vier Angebote gemacht: 1) Kauf des Hofes für 600 000 Euro. 2) reduzierte Bebauung bei höherer Firsthöhe plus 200 000 Euro für den Hof. 3) Tausch gegen das Gebäude Spitalstraße 2 (gegenüber Waldseer Hof). 4) Betz und Weber erwirbt die letzten 13 Grundstücke in Markdorf-Süd III zum qm-Preis von 300 Euro und reduziert dafür den Kaufpreis des Hofes.