Wenn eine Bundesstraße, die durch einen kleinen Ort führt, sechs Wochen lang gesperrt ist, sollte es im Ort eigentlich ein wenig ruhiger zugehen – eigentlich. So ganz trifft das auf Ittendorf dieser Tage aber nicht zu. Ja, der übliche Verkehr der B33 bleibt den Anwohnern erspart. Dafür hämmert, bohrt und rüttelt es gewaltig auf der Ortsdurchfahrt.
Seit Mitte Juni ist diese nämlich wegen Breitbandausbau gesperrt. Dazu kommen Fahrbahnerneuerungen auf der B33 ab dem Ortsausgang bis nach Markdorf. Anlieger und Busverkehr konnten in den ersten Wochen der Baustelle noch die B33 nutzen, seit Anfang Juli ist diese aber endgültig dicht. Stattdessen werden Busse und Anlieger nun über den engen Wirtschaftsweg neben der Bundesstraße geleitet.
Hauptteil der Bauarbeiten hat begonnen
Dass der Verkehr entsprechend des ursprünglichen Zeitplans am 2. Juli von der B33 auf den Begleitweg umgestellt wurde, ist zunächst eine positive Nachricht. Laut Matthias Aßfalg, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Tübingen, befinden sich die Arbeiten trotz der starken Regenfälle der vergangenen Wochen weiter im Zeitplan. „Günstige Witterung vorausgesetzt, sind die Arbeiten Ende Juli abgeschlossen.“

Und der Blick auf das gesperrte Stück zeigt: Die Fahrbahn ist auf den 2,8 Kilometern zwischen dem Ortsausgang von Ittendorf bis zur Unteren Gallusstraße zumindest schon mal abgefräst und bereit zur Erneuerung.
Es wird eng für Anlieger
Der Fortschritt der Baustelle macht auf der anderen Seite aber die Verkehrsführung für die Anwohner von Ittendorf und Besucher der Geschäfte und Restaurants ein Stück komplizierter. Der Busverkehr zwischen Markdorf und Meersburg verläuft nun über den Wirtschaftsweg neben der B33. Autos, die aus Markdorf kommend etwa zu den Hofläden wollen, werden auf denselben Weg gelotst.
Im Verlauf der Strecke sind immer wieder kleinere Ausweichbuchten ausgehoben worden. An manchen Stellen müssen Fahrzeuge aber auch auf die Wiese ausweichen, damit sie aneinander vorbeipassen.
Anlieger-Umleitung wird auch als Schleichweg genutzt
Teilweise werden die Wirtschaftswege aber nicht nur von Anliegern genutzt, sondern auch von Autofahrern, die die Sperrung umgehen wollen, sagt Landwirt Bruno Stotz vom Stotz Hof in Wirrensegel. Das Polizeipräsidium Ravensburg berichtet davon, dass bereits einzelne Beschwerden in dieser Hinsicht eingegangen sind. Das sei aber „schon fast üblich“ bei derartigen Sperrungen. „Insbesondere der dort zuständige Polizeiposten hat diese Angelegenheit im Blick und kontrolliert zu unregelmäßigen Zeiten gezielt“, sagt Pressesprecher Simon Göppert vom Polizeipräsidium Ravensburg.
Der Stotz Hof hat während der Zeit der Sperrung seine Öffnungszeiten angepasst, sagt Bruno Stotz weiter. Die Ankündigung der Bauarbeiten sei für den Hof ein „herber Schlag“ gewesen. Bislang sei die Lage auch eher „befriedigend bis ausreichend“, was die Zufahrt angeht. Denn nicht immer hätten die Bauarbeiter Autofahrer auf den Wirtschaftsweg fahren lassen.
Beschilderung irritiert
Auch für die Anwohner ist in den ersten Wochen der Sperrung nicht immer ganz klar, wer wie weit fahren darf. Karl Wiest etwa ist regelmäßig in Markdorf, sei es für Erledigungen oder für seine Tätigkeit als Hausmeister im Feuerwehrhaus. An manchen Sperrhinweisen in der Stadt steht „Anlieger frei“, an anderen wiederum nicht. Die zusätzlichen Hinweise zu den erreichbaren Hofläden sind auch nicht überall angebracht.
Karl Wiest und seine Frau denken derzeit zweimal nach, ob sie wirklich für eine Erledigung nach Markdorf müssen. Wenn Wiest in die Stadt fährt, dann vornehmlich über Bermatingen. „Ich bin am Anfang ein oder zweimal noch über die B33 nach Markdorf. Jetzt ist mir das mit dem Wirtschaftsweg zu riskant. Ich will auch die Baustelle nicht stören oder die Busse dort aufhalten. Die müssen ja auch ihre Zeiten einhalten.“
Auch wenn die Verkehrslage aktuell nervenaufreibend ist und Ittendorf ein wenig von der Außenwelt abgeschnitten ist, hat Wiest Verständnis für die Arbeiten: „Wir wollen ja auch gute Straßen und die nächste Generation will auch schnelles Internet.“
Kundeneinbruch zur Hochsaison
In Sachen Beschilderung haben sich die Hofläden in und um Ittendorf selbst beholfen und in Markdorf Hinweisschilder angebracht, dass Kunden weiter zu ihnen kommen können. Dennoch findet Monika Steffelin vom Obsthof Steffelin die Situation nicht ideal: „Wir sind schon abgeschnitten.“
Beim Obsthof beginnt langsam die Hauptsaison. Einige Stammkunden, Gruppen und Feriengäste lassen sich auch von der Baustelle nicht irritieren, sagt Monika Steffelin. Allerdings hatte sie kürzlich auch Gäste, die zwei Tage früher abgereist sind, weil im Ort durch den Breitbandausbau so wenig los ist.
Piero Pellegrini, Pächter des Restaurants „Il Paese“ an der Ortsdurchfahrt, nimmt in den ersten drei Wochen der Baustelle einen deutlichen Schwund an Kunden wahr: „Wir spüren die Auswirkungen der Baustelle sehr. Der Sommer ist die schlimmste Phase für solche Einschränkungen.“ Die spontane Kundschaft und Urlauber fehlen dem Restaurant sehr, sagt Pellegrini weiter.
Er selbst pendelt täglich aus Markdorf in sein Restaurant. Den Wirtschaftsweg nutzt er aber nur abends in Richtung Stadt. In die andere Richtung ist es ihm morgens mit den entgegenkommenden Bussen zu eng. Dann fährt er über Bermatingen. Piero Pellegrini hofft darauf, dass die Prognose aus Tübingen stimmt und das Quetschen und Slalomfahren in und um Ittendorf mit dem Juli endet. Darauf verlassen will er sich allerdings nicht.