Philipp König, geschäftsführender Gesellschafter von Reschl Stadtenticklung, dem von der Stadt beauftragten Stuttgarter Planungs- und Beratungs-Büro, warnte vor falschen Schlüssen: Die beim Bürgerbeteiligungsabend in der Stadthalle aushängenden Pläne seien sehr viel vorläufiger, als es die ausgefeilte Digitaltechnik vortäusche. Arbeiten Architekten mit der neuen Planungs-Software, sähen ihre Entwürfe immer sehr detailliert und überaus konkret aus. So wie die am Mittwochabend gezeigten Pläne für die neue Grundschule im Bereich Untere Breitwiese/Trendsportanlage, südlich von der Ensisheimer Straße.

Bürger um Mithilfe gebeten
Stadtplaner König beruhigte die von der Markdorfer Stadtverwaltung zur Bürgerbeteiligung eingeladenen Anwohner: Noch könnten sie sehr viel stärker beeinflussen, als es die scheinbar so fertigen Entwürfe vermuten lassen. Noch könnten sie ihre Bedenken, aber auch ihr Wissen einbringen, wichtige Entscheidungshilfen bieten. Entscheidungshilfen für den Gemeinderat, der am Ende den Bebauungsplan beschließt – nicht ohne eine dann aber formelle Bürgerbeteiligung bei der öffentlichen Auslegung aller Pläne im Rathaus. So wie sie das Baurecht vorschreibt.

Der Bring- und Holverkehr schreckt die Nachbarn
Bürgermeister Georg Riedmann verhehlte nicht, dass es im Vorfeld durchaus zu „gewissen Spannungen“ gekommen sei. Die Aussicht auf eine nahe Nachbarschaft mit einer neuen Grundschule behagte keineswegs allen Anwohnern.

Einige berichteten, dass sie bereits jetzt Probleme mit Schülern hätten, die, wenn sie morgens zum nahen Bildungszentrum laufen oder nachmittags nach Hause. Die erste Sorge der Anwohner ist aber die Zunahme des Verkehrs. Insbesondere die Anlieger der Paracelsusstraße befürchten Autoschlangen kurz vor Schulbeginn und nach Schulschluss. „Bei uns in der Paracelsusstraße ist es jetzt schon eng, wenn dann noch parkende Elternfahrzeuge hinzukommen, wird es noch enger“, erklärte ein Anwohner im Publikum.

Gemeinsame Suche nach Lösungen
Gabriele Schulze, Verkehrsplanerin und Lärmschutzgutachterin aus Markdorf, bezeichnete den mit dem Grundschulbetrieb zusätzlich auftretenden Kraftfahrzeugverkehr als „nur sehr geringfügig“. Im Blick hatte sie dabei die Ensisheimer Straße und das Verkehrsaufkommen in 24 Stunden. Doch räumte Schulze ein, dass es morgens vor und mittags nach dem Unterricht auch zu Spitzen kommen könne.

Zu Spitzen, für deren Abflachung die geladenen Anwohner beim Themenkreis „Verkehr, Erschließung und Betriebsablauf“ eine ganze Reihe Vorschläge machten. Etwa darauf zu achten, dass der Unterricht nicht parallel zum Bildungszentrum beginnt und endet. Oder darauf zu achten, dass hinreichend viele Parkplätze angelegt werden. Skeptisch schauten die Anwohner auf die Anlage eines sogenannten „Kiss-and-go“-Parkplatzes, auf dem Mütter und Väter ihre Kinder aus dem Auto springen lassen. Frühzeitige Verkehrserziehung oder der Einsatz von Schülerlotsen kam als Alternativ-Vorschlag.

Der Themenkreis „Verkehr, Erschließung und Betriebsablauf“ war indes nur einer von drei „Marktplätzen“ oder Gesprächsrunden, die das Stuttgarter Planungs- und Kommunikationsbüro für den Bürgerbeteiligungsabend in der Stadthalle vorgeschlagenen hatte – neben den Bereichen „Städtebau und Architektur“ und „Natur und Begrünung“.

Schulgebäude kann aufgestockt werden
Alles sei keineswegs schon so konkret, wie es aussehe, räumte auch Architekt Tobias Müller ein. Sein Büro arbeitet derzeit auch am Umbau der Jakob-Gretser-Grundschule. Er stellte das Grobkonzept vor. Danach wird das Schulgebäude zweigeschossig sein, eine Mensa mit Blick zum Schulhof bekommen. Angeordnet werden die Räume nach pädagogischen Gesichtspunkten. Und sollte später weiterer Bedarf entstehen, könnte die Schule partiell aufgestockt beziehungsweise nach Süden erweitert werden. Müller denkt bei den Wänden an eine Holzkonstruktion. Die hilft, CO2 einzusparen.

Stadt als ökologisches Vorbild für die Bürger
Überhaupt könnte die Stadt mir ihrer neuen Grundschule ein ökologisches Vorbild sein. An die Umwelt gedacht wurde in der Arbeitsgruppe Natur. Regenwassermanagement, Dachbegrünung, Bepflanzung in den Außenanlagen waren die von den Anwohnern diskutierten Themen.
Sorgenvoll schaut Manfred Raming in die Zukunft. „Wir hatten schon zwei Mal starke Hochwasserschäden, einmal stand das Wasser 80 Zentimeter an der Hauswand hoch. Werden diese Gefahren mit bedacht bei der Schule?“ Planer Philipp König versprach, dass alle Sorgen und Anregungen der Anwohner festgehalten werden. Und Bürgermeister Georg Riedmann gab ein erstes Beispiel für einen fruchtbaren Denkanstoß: An den Müllverkehr in der Paracelsusstraße habe man gedacht. Die Müllfahrzeuge müssten künftig zu anderen Zeiten anfahren, nicht am Morgen, wenn die Grundschüler zur Schule gehen.