Philipp König, geschäftsführender Gesellschafter von Reschl Stadtenticklung, dem von der Stadt beauftragten Stuttgarter Planungs- und Beratungs-Büro, warnte vor falschen Schlüssen: Die beim Bürgerbeteiligungsabend in der Stadthalle aushängenden Pläne seien sehr viel vorläufiger, als es die ausgefeilte Digitaltechnik vortäusche. Arbeiten Architekten mit der neuen Planungs-Software, sähen ihre Entwürfe immer sehr detailliert und überaus konkret aus. So wie die am Mittwochabend gezeigten Pläne für die neue Grundschule im Bereich Untere Breitwiese/Trendsportanlage, südlich von der Ensisheimer Straße.

Architekt Tobias Müller erläutert den gekommenen Bürgern, warum die Schule nur teilweise aufgestockt werden kann.
Architekt Tobias Müller erläutert den gekommenen Bürgern, warum die Schule nur teilweise aufgestockt werden kann. | Bild: Jörg Büsche

Bürger um Mithilfe gebeten

Stadtplaner König beruhigte die von der Markdorfer Stadtverwaltung zur Bürgerbeteiligung eingeladenen Anwohner: Noch könnten sie sehr viel stärker beeinflussen, als es die scheinbar so fertigen Entwürfe vermuten lassen. Noch könnten sie ihre Bedenken, aber auch ihr Wissen einbringen, wichtige Entscheidungshilfen bieten. Entscheidungshilfen für den Gemeinderat, der am Ende den Bebauungsplan beschließt – nicht ohne eine dann aber formelle Bürgerbeteiligung bei der öffentlichen Auslegung aller Pläne im Rathaus. So wie sie das Baurecht vorschreibt.

Die Bürgerbeteiligung bietet Raum, um Anregungen, aber auch Einwände mitzuteilen: Die Stadthalle war beim Informationsabend der Stadt ...
Die Bürgerbeteiligung bietet Raum, um Anregungen, aber auch Einwände mitzuteilen: Die Stadthalle war beim Informationsabend der Stadt gut besucht. | Bild: Jörg Büsche

Der Bring- und Holverkehr schreckt die Nachbarn

Bürgermeister Georg Riedmann verhehlte nicht, dass es im Vorfeld durchaus zu „gewissen Spannungen“ gekommen sei. Die Aussicht auf eine nahe Nachbarschaft mit einer neuen Grundschule behagte keineswegs allen Anwohnern.

Dietmar Greiwe, Anwohner: „Mir scheint, dass über die Verkehrssituation in der Paracelsusstraße noch gründlich nachgedacht werden ...
Dietmar Greiwe, Anwohner: „Mir scheint, dass über die Verkehrssituation in der Paracelsusstraße noch gründlich nachgedacht werden muss. Wo können die Kinder langgehen? Wie fließt der Verkehr? Was kommt, wenn die in der Nähe geplanten 44 Wohnungen erst fertig sind? Dann kommen ja noch mehr Autos aus der Tiefgarage.“ | Bild: Jörg Büsche

Einige berichteten, dass sie bereits jetzt Probleme mit Schülern hätten, die, wenn sie morgens zum nahen Bildungszentrum laufen oder nachmittags nach Hause. Die erste Sorge der Anwohner ist aber die Zunahme des Verkehrs. Insbesondere die Anlieger der Paracelsusstraße befürchten Autoschlangen kurz vor Schulbeginn und nach Schulschluss. „Bei uns in der Paracelsusstraße ist es jetzt schon eng, wenn dann noch parkende Elternfahrzeuge hinzukommen, wird es noch enger“, erklärte ein Anwohner im Publikum.

Interessierte Anwohner der beschlossenen neuen Grundschule in der Stadthalle: Auch mit Maske wird konzentriert an den vorläufigen Plänen ...
Interessierte Anwohner der beschlossenen neuen Grundschule in der Stadthalle: Auch mit Maske wird konzentriert an den vorläufigen Plänen gearbeitet. | Bild: Jörg Büsche

Gemeinsame Suche nach Lösungen

Gabriele Schulze, Verkehrsplanerin und Lärmschutzgutachterin aus Markdorf, bezeichnete den mit dem Grundschulbetrieb zusätzlich auftretenden Kraftfahrzeugverkehr als „nur sehr geringfügig“. Im Blick hatte sie dabei die Ensisheimer Straße und das Verkehrsaufkommen in 24 Stunden. Doch räumte Schulze ein, dass es morgens vor und mittags nach dem Unterricht auch zu Spitzen kommen könne.

Nicht erfreut sind viele Anwohner in der schmalen Paracelsusstraße unterhalb der Ensisheimer Straße über die Aussicht auf mehr künftigen ...
Nicht erfreut sind viele Anwohner in der schmalen Paracelsusstraße unterhalb der Ensisheimer Straße über die Aussicht auf mehr künftigen Bring- und Abholverkehr für die Schüler. | Bild: Jörg Büsche

Zu Spitzen, für deren Abflachung die geladenen Anwohner beim Themenkreis „Verkehr, Erschließung und Betriebsablauf“ eine ganze Reihe Vorschläge machten. Etwa darauf zu achten, dass der Unterricht nicht parallel zum Bildungszentrum beginnt und endet. Oder darauf zu achten, dass hinreichend viele Parkplätze angelegt werden. Skeptisch schauten die Anwohner auf die Anlage eines sogenannten „Kiss-and-go“-Parkplatzes, auf dem Mütter und Väter ihre Kinder aus dem Auto springen lassen. Frühzeitige Verkehrserziehung oder der Einsatz von Schülerlotsen kam als Alternativ-Vorschlag.

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Mario Seibold vom Planungsbüro Reschl hält die Diskussionsergebnisse in Stichpunkten fest. Sie werden demnächst auf der Internetseite ...
Mario Seibold vom Planungsbüro Reschl hält die Diskussionsergebnisse in Stichpunkten fest. Sie werden demnächst auf der Internetseite der Stadt Markdorf zu sehen sein. | Bild: Jörg Büsche

Der Themenkreis „Verkehr, Erschließung und Betriebsablauf“ war indes nur einer von drei „Marktplätzen“ oder Gesprächsrunden, die das Stuttgarter Planungs- und Kommunikationsbüro für den Bürgerbeteiligungsabend in der Stadthalle vorgeschlagenen hatte – neben den Bereichen „Städtebau und Architektur“ und „Natur und Begrünung“.

Planer Tobias Müller hofft, dass die neue Grundschule zum Schuljahr 2025/26 fertig ist.
Planer Tobias Müller hofft, dass die neue Grundschule zum Schuljahr 2025/26 fertig ist. | Bild: Jörg Büsche

Schulgebäude kann aufgestockt werden

Alles sei keineswegs schon so konkret, wie es aussehe, räumte auch Architekt Tobias Müller ein. Sein Büro arbeitet derzeit auch am Umbau der Jakob-Gretser-Grundschule. Er stellte das Grobkonzept vor. Danach wird das Schulgebäude zweigeschossig sein, eine Mensa mit Blick zum Schulhof bekommen. Angeordnet werden die Räume nach pädagogischen Gesichtspunkten. Und sollte später weiterer Bedarf entstehen, könnte die Schule partiell aufgestockt beziehungsweise nach Süden erweitert werden. Müller denkt bei den Wänden an eine Holzkonstruktion. Die hilft, CO2 einzusparen.

Michael Dörmann, Anwohner: „Mir als Anwohner ist es eigentlich egal, wie die Schule innen aussieht. Mich interessiert vor allem ...
Michael Dörmann, Anwohner: „Mir als Anwohner ist es eigentlich egal, wie die Schule innen aussieht. Mich interessiert vor allem die Außenwirkung. Und da war es bisher nicht zum Besten bestellt mit der Transparenz.“ | Bild: Jörg Büsche

Stadt als ökologisches Vorbild für die Bürger

Überhaupt könnte die Stadt mir ihrer neuen Grundschule ein ökologisches Vorbild sein. An die Umwelt gedacht wurde in der Arbeitsgruppe Natur. Regenwassermanagement, Dachbegrünung, Bepflanzung in den Außenanlagen waren die von den Anwohnern diskutierten Themen.

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Sorgenvoll schaut Manfred Raming in die Zukunft. „Wir hatten schon zwei Mal starke Hochwasserschäden, einmal stand das Wasser 80 Zentimeter an der Hauswand hoch. Werden diese Gefahren mit bedacht bei der Schule?“ Planer Philipp König versprach, dass alle Sorgen und Anregungen der Anwohner festgehalten werden. Und Bürgermeister Georg Riedmann gab ein erstes Beispiel für einen fruchtbaren Denkanstoß: An den Müllverkehr in der Paracelsusstraße habe man gedacht. Die Müllfahrzeuge müssten künftig zu anderen Zeiten anfahren, nicht am Morgen, wenn die Grundschüler zur Schule gehen.