Die Debatte um den Antrag zu einem Bürgerentscheid zur Südumfahrung am Dienstagabend in der Stadthalle war kein Ruhmesblatt für den Gemeinderat. Zu Beginn betonten die Sprecher aller Fraktionen, dass es an diesem Abend nicht um das leidige Ja oder Nein zur Südumfahrung gehe, sondern alleine darum, in welcher Form die Stadt ihre Stellungnahme an den Landkreis abgeben soll. Im selben Atemzug beklagten sie die Kultur der öffentlichen Auseinandersetzung, die nur noch von Falschbehauptungen und Angriffen unter die Gürtellinie dominiert sei.

Eine tiefere Diskussion um Sinn und Ziel eines Bürgerentscheids oder eines Bürgerbegehrens? Fehlanzeige

Und was passierte dann? Dann verfielen die Stadträte in genau dieses altbekannte Strickmuster, das sie eben selbst noch kritisiert hatten: Knapp 50 Minuten dauerte die Debatte, und drei Viertel der Zeit wurden wieder die sattsam bekannten Argumente der Straßenverfechter und der Straßengegner ausgebreitet. Eine tiefere Diskussion um Sinn und Ziel eines Bürgerentscheids oder eines Bürgerbegehrens? Fehlanzeige. Das eigentliche Thema des Abends wurde mit ein paar Sätzen gestreift.

Stattdessen ging es hin und her, mal redeten die Befürworter, dann meldeten sich wieder die Gegner und im Zuge der Diskussion wurde der Ton schärfer, die Reaktionen empörter und die Auslassungen persönlicher. Während FDP-Mann Rolf Haas von „gülleverseuchten Feldern“ im Süden der Stadt sprach und Landwirtin und CDU-Frontfrau Kerstin Mock postwendend von ihm das Bodengutachten dazu einforderte, bezichtigte CDU-Rat Alfons Viellieber Andersdenkende, in früheren Ratssitzungen „geträumt“ oder „geschlafen“ zu haben, worauf es von der UWG-Bank wiederum empörte Zwischenrufe gab. Wie im echten Markdorfer Leben also, in der Kneipe nebenan oder an der Straßenecke, wenn Hans und Heinz debattieren.

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Und der Bürgerentscheid? Über den wurde dann auch noch abgestimmt, kurz und schmerzlos. Fast hatte man den Eindruck, dass es den Stadträten zuvor wichtiger gewesen war, eine erneute Grundsatzdiskussion zu führen. SPD-Chef Uwe Achilles wird es am Ende der Debatte wohl ebenso empfunden haben, als er an mehr Sachlichkeit in der Diskussion appellierend sagte: „Wir im Gemeinderat sind auch nicht unbedingt das leuchtende Beispiel.“

So jedenfalls, wie der Streit im Gemeinderat weiter gehen wird, so wird die Südumfahrung auch in der Öffentlichkeit noch lange über den Baubeschluss hinaus noch für Zwist und Unmut sorgen. Es gibt Gräben, die sind so tief, da ist es mit einer hastig hingeworfenen Schaufel Erde nicht getan.