Das Ziel ist klar. Markdorf will dem Strukturwandel in der Innenstadt wirkungsvoll begegnen. So hat es Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing, jüngst in einem Papier für den Gemeinderat formuliert.
Bei ihrem Kampf gegen den Strukturwandel in der Markdorfer Innenstadt hat Lucie Fieber Unterstützung bekommen. Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium fördert sogenannte Innenstadtberater. Das sind Fachleute, die den lokalen Akteuren aus der Verwaltung und aus der Wirtschaft beim Entwickeln tragfähiger Zukunftskonzepte helfen sollen.
Außer auf dem Einzelhandel soll dabei auch ein Augenmerk auf der Situation der Innenstädte liegen. Ist der Ortskern attraktiv? Lädt er zum Verweilen ein? Zieht das Zentrum Menschen von auswärts an? Halten sich die Menschen dort gerne auf?
Gute Sichtbarkeit der Betriebe auf Google Maps
Innenstadtberater für Markdorf ist Josef Röll von der Industrie- und Handelskammer Ulm. In einem ersten Schritt hat das städtische Standortmarketing in Zusammenarbeit mit Josef Röll eine Bestandsaufnahme gemacht. Wie sieht der Markdorfer Branchenmix aus? In welchen Bereichen arbeiten die örtlichen Unternehmen? Wie Josef Röll in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates ausführte, sind die meisten Betriebe im Sektor Handel angesiedelt – 44 Prozent.

Es folgen die Dienstleistungen mit 34 Prozent, dann die Gastronomie mit 16 Prozent. Aufgeführt sind auch die innerstädtischen Leerstände, fast sechs Prozent. Untersucht wurde außerdem, ob und wie die Markdorfer Innenstadtbetriebe im Internet auftreten. Abgesehen von der Gastronomie verfügen sie zu mehr als der Hälfte über eigene Webseiten.
Die Sichtbarkeit auf den Landkarten der Suchmaschine Google ist sehr hoch, liegt zwischen 92 bis 100 Prozent. Weniger stark vertreten sind die Markdorfer Betriebes auf dem sozialen Netzwerk Facebook – der Handel zu 38, die Dienstleistungsunternehmen zu 40 und die Gastronomie zu 56 Prozent.

Warnung vor Doppelstrukturen
Kerstin Mock, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Rat, begrüßt es, „dass jemand von außen auf Markdorf blickt“. Das relativiere die eigene, subjektive Wahrnehmung. Sie sei gespannt auf die weiteren Untersuchungsergebnisse. Uwe Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD, verspricht sich gleichfalls eine relativierende Wirkung von der Unterstützung durch den Innenstadtberater – insbesondere bei der Diskussion darüber, was zu tun ist.
Christiane Oßwald von der Umweltgruppe wünscht sich, dass keine Doppelstrukturen geschaffen werden und dass die bereits vorhandenen Gremien und das Stadtmarketing enger zusammenarbeiten.
In diesem Zusammenhang betonte Bürgermeister Georg Riedmann, das ganz gewiss keine zusätzlichen Strukturen geschaffen werden sollen. Die Zusammenarbeit der vorhandenen funktioniere gut. Und das Ziel, eine lebendige Innenstadt zu schaffen, würde ohnehin von allen Beteiligten im Auge behalten.
Corona-Pandemie und Internethandel erschweren die Lage
Dietmar Bitzenhofer, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, brachte ein, dass Kennzahlen zwar aufschlussreich seien, die Schwierigkeiten jedoch im Detail lägen – zum Beispiel bei den Öffnungszeiten der Gastronomiebetriebe. Im Übrigen setze er aufs altbewährte Kundengespräch. Sein Eindruck: Gegen die Folgen der Pandemie sowie der Kundenbewegung hin zum Onlinehandel anzuarbeiten, werde überaus schwierig.
Bitzenhofers Fraktionskollege Markus Gantert erkundigte sich nach dem Stellenwert der Mobilität. Sie sei wesentlich, erklärte Josef Röll. „Eine Stadt wie Markdorf hat keine Chance, wenn sie nicht erreichbar ist.“
Ums Erreichen ging es bei den dem, was Jens Neumann (Freie Wähler) und Kerstin Mock dem Innenstadtberater mit auf den Weg gaben. Neumann riet zur „persönlichen Ansprache“ der Geschäftsleute, aber auch der Kunden.