Die Besucher der jüngsten Vernissage des Kunstvereins in der Markdorfer Stadtgalerie wissen es bereits. Bürgermeister Georg Riedmann hatte es in seiner Begrüßungsrede zur aktuellen Paul-Schwer-Ausstellung angesprochen. Bernhard Oßwald, Vorsitzender des Kunstvereins und einer seiner Mitbegründer und Motoren, will nicht mehr für das Amt kandidieren, das er inzwischen seit 19 Jahren innehat. Er will den Vorsitz weitergeben – „nach Möglichkeit an jemanden, der oder die einen Überblick über das gegenwärtige Kunstgeschehen hat, sich Kunst zu beurteilen traut und die vielfältigen und zeitaufwendigen Aufgaben gern übernimmt“, erklärt der 70-Jährige.
Und wie er nun berichtet, hätten sich auch schon Interessenten bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen. „Niemand aus dem derzeitigen Vorstand“, erklärt Oßwald. Doch viel mehr mag Oßwald nicht verraten. Nur dass sich der Vorstand des Kunstvereins nun in der Phase des Austauschs mit den Kandidaten, die bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im nächsten März zur Wahl stehen, befindet. Denn es sei sehr wichtig, dass die Vorstellungen von den Aufgaben und der Arbeit des Markdorfer Kunstvereins zwischen dem künftigen Vorsitzenden und dem Vorstand auch weiterhin übereinstimmen.

Positive Entwicklung von Anfang an
„Im Grunde ist es immer aufwärts gegangen“, blickt Bernhard Oßwald auf die Ausstellungstätigkeit des 2005 gegründeten Vereins zurück. Zunächst war da „die Idee von Herbert Schnekenburger und mir“, erinnert sich Oßwald, „anlässlich des 90. Geburtstags sowie des 20. Todestags von Roland Litzenburger im Jahr 2007 diesem doch recht bedeutenden Künstler aus Markdorf eine Ausstellung zu widmen.“ Oßwald und Schnekenburger, damals noch beide im Schuldienst, trugen ihre Idee dem damaligen Bürgermeister Bernd Gerber vor. Der stets zur Förderung von Kunst bereite Gerber zeigte sich sogleich angetan.
Doch fehlten geeignete Ausstellungsräume. Bis Christiane Oßwald der Gedanke kam, die leer stehenden Räumlichkeiten des ehemaligen Leuchtengeschäfts Maier in der Ulrichstraße zu nutzen. Es sei dann aber Bürgermeister Gerbers Vorschlag gewesen, das Geschäft zu einer städtischen Galerie zu machen. „Und uns war klar, dass es dann eines Kunstvereins bedurfte, der sich um den Ausstellungsbetrieb kümmert.“ Denn Geld für Angestellte sei von Anfang an keines eingeplant gewesen. Die Umbaukosten, rund 200.000 Euro, die Miete und ein zugesagter jährlicher Zuschuss für den Ausstellungsbetrieb mussten genügen.
Beständiger Wechsel statt Dauerausstellung
„Unser ursprünglicher Plan war ja, eine Dauerausstellung mit den vier renommierten Markdorfer Künstlern zu machen – also mit Arbeiten von Roland Peter Litzenburger, von Marianne Wälischmiller, von Bruno Müller und von dem noch lebenden Harald Häuser“, erinnert sich Bernhard Oßwald. Indes wurde bald klar, dass das auf Dauer nicht ausreichen konnte. Um die Markdorfer öfter in ihre neue Stadtgalerie zu locken, bedurfte es eines regelmäßigen Wechsels. „Zum Glück hatten wir den hilfreichen Beistand“, erklärt Oßwald.
In seinen Lehrjahren bekam der Kunstverein wichtige Ratschläge von Kunst-Experten wie Axel Heil, Professor an der Karlsruher Kunstakademie, oder Burkhard Leismann, dem Direktor des Kunstmuseums Ahlen. Leismanns Leitsatz habe er sich quasi ins Stammbuch geschrieben: „Man darf als Aussteller alles machen“, zitiert Oßwald, „doch nach nur einer einzigen schlechten Ausstellung ist der Ruf dahin.“ Hilfreich sei auch der Kontakt zu Titus Koch gewesen, dem Kopf der „Experimentellen“ im südwestdeutschen Raum. Nicht zuletzt dieser Zusammenarbeit sei zu verdanken, dass Werke so bekannter Künstler wie Dieter Krieg, Felix Droese oder Melanie Richter in Markdorf zu sehen waren.

Gegenständliches lockt an
Nein, „einen Flop hatten wir keinen“, erklärt der Vorsitzende. Indes betont er, dass er nie vor „schwierigen Ausstellungen“ zurückgeschreckt habe. „Wenn Figürliches gezeigt wird, wenn es Porträts zu sehen gibt, dann zieht das natürlich die Besucher stärker an.“ Nicht Gegenständliches habe der Verein dennoch ausgestellt. Und sowohl das Gästebuch als auch die Gespräche mit Besuchern hätten ihm gezeigt, dass der eingeschlagene Weg der richtige gewesen sei.
Neue Herausforderungen im Blick
„Sind die 70 erreicht, sollte man sich überlegen, was man mit der restlichen Lebenszeit noch machen will“, erklärt Bernhard Oßwald. Deshalb möchte er künftig mehr Zeit für andere Projekte nutzen. Etwa für seine biografischen Studien, zum Beispiel über den Markdorfer Geistlichen Ignaz Valentin Heggelin, zu dem er in Archiven interessante Dokumente zu einem von der Kirche gegen ihn geführten Prozess gefunden habe. Oder für Publikationen zu philosophischen und theologischen Themen.
Im Kunstverein will Oßwald sich aber auch noch weiter einbringen, „gerne im Ausstellungsteam oder beim Ausstellungsaufbau“. Und was sich Bernhard Oßwald darüber hinaus noch für den Kunstverein wünscht: „Dass wir künftig mehr jüngeres Publikum ansprechen!“