Bernhard Oßwald, der Vorsitzende des Markdorfer Kunstvereins, klingt zufrieden. Offenbar hat er allen Grund dazu. Denn die Besucherzahlen der zurückliegenden fünf Ausstellungen in diesem Jahr seien spürbar angestiegen, auf 2500 Menschen, die die Räume in der Stadtgalerie, Ulrichstraße 5, aufgesucht haben, um Bilder, um Skulpturen oder Installationen anzuschauen. Darunter Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet, die der Kunstverein einlädt – in der Regel, nachdem die sich zuvor dafür beworben haben.
Die Besucher-Delle von 2022 – einen wirklichen Einbruch habe es nicht gegeben, nachdem die Corona-Pandemie überwunden und die Stadtgalerie wie die Museen und Ausstellungshallen überall wieder offen standen –, diese Delle sei somit wieder ausgeglichen, erklärt Oßwald. Im Vorjahr waren zu ebenfalls fünf Ausstellungen gesamt rund 2000 Besucher gekommen.

Berliner Kollektiv lockte viele Besucher an
Die meisten Besucher habe im vergangenen Frühjahr das Berliner „Aambulanz-Kollektiv“ angelockt. „Das lag sicherlich auch am Thema“, erklärt Irina Stengele, die stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins. „Back to the Future“, so der Ausstellungstitel, stellte einen Rückgriff auf die Phantasien von Pubertierenden dar. „Was alle Menschen kennen, was sie spezifisch berührt, das interessiert sie auch“, erläutert Stengele. Und Oßwald ergänzt noch einen weiteren Grund für den starken Andrang zu den Aambulanz-Arbeiten. „Zwei Künstlerinnen der Berliner Gruppe stammen aus der Region.“ Kathrin Landa und Alex Tennigkeit seien hier durchaus keine Unbekannten und bekannt überdies für ihre künstlerische Fertigkeit. Wenn die sich dann gar in Porträtbildern niederschlägt, gewissermaßen realen Menschen, dann kommen die Besucher in der Regel lieber als vor Leinwände mit Abstraktem.
Ausstellungsjahr beginnt mit Salemer Künstlerin
Auch gegenständlicher Kunst werden die Besucher in der nächsten Ausstellung des Kunstvereins im Januar 2024 begegnen. Dann werden Arbeiten von Carla Chlebarov in der Stadtgalerie zu sehen sein. „Nonstop“ lautet der Titel der Ausstellung. Bekannt ist die in Uhldingen-Mühlhofen lebende Malerin zwar vor allem für ihre ausdrucksstarken Farbkompositionen, vielfach gestisch ausgeführt. Die Künstlerin befasst sich aber auch mit Landschaft. Und Bernhard Oßwald verspricht die Begegnung mit Carla Chlebarov „als hervorragender Zeichnerin“. Einen Vorgeschmack auf die Kunst von Chlebarov bekommt, wer die „Reloadet“-Ausstellung vom 1. bis 10. Dezember der Donaueschinger Künstlergilde im Donaueschinger Bartoksaal besucht. Dort zählt die Salemer Malerin zu den ausgestellten Gastkünstlern.

Frisches aus Meersburg
Ab Mitte März stellen dann junge Künstler aus der Meersburger Jugendkunstschule in der Stadtgalerie aus – dies im „Intermezzo“-Format des Kunstvereins. Die Jugendkunstschule verstehe sich als Sprungbrett zu kreativen Studiengängen, erklärt Irina Stengele, die sich dort selber auf den Besuch der Kunsthochschule vorbereitet hat – und die heute auch an der Jungendkunstschule unterrichtet. Nach zwei Ausstellungen aus Akademie-Klassen, zu denen der Kunstverein bereits eingeladen hat, folge nun eine weitere Präsentation mit Werken von jungen, noch nicht etablierten Künstlern. „Das verheißt Versuche, frische Arbeiten mit ganz viel Offenheit“, kündigt Irina Stengele an.
Pflanzen, Meister und Kunststoff-Kunst
Florales folgt im Mai. Wenn Martina Geist und Anne Carnein in ihrer Doppelausstellung Pflanzenskulpturen aus Stoff sowie großformatige Holzschnitte mit Blumen- und Pflanzenmotiven ausstellen. Martina Geist arbeitet in Ostfildern, Anne Carnein in Freiburg-Waltershofen.
Im Juli dann lädt der Kunstverein zu einer Werkschau mit Arbeiten von Emil Kiess ein. Der 1930 in Trossingen Geborene zähle zu den ganz Großen in Baden Württemberg, wenn nicht bundesweit, erklärt Oßwald. Mit Kiess begegne einer, der sowohl mit Farbflächen experimentiert als auch figurativ malt. Sehr beeindruckt habe ihn eine von Kiess ausgeführte Pièta, erklärt Oßwald. „Eine Installation, die in unsere Räumlichkeiten passt“, habe der Düsseldorfer Paul Schwer dem Kunstverein für die Stadtgalerie in Aussicht gestellt. Solche „ortsbezogenen Arbeiten“ liefert der im Schwarzwald geborene Künstler öfter ab. Er stellt von Celle bis München und Istanbul bis London aus. Und im September nächsten Jahres werden Schwers farbintensive Kunststoff-Objekte in Markdorf zu sehen sein.