Die beiden großen christlichen Gemeinden haben am Mittwochabend zu einer Mahnwache geladen. Sie wollten ein Zeichen setzen, gegen den wieder wachsenden Antisemitismus im Land und für den Frieden in Israel und Palästina. Bürgermeister Georg Riedmann bedankte sich bei den rund 200 Teilnehmern an der Linde am Kirchplatz, dass sie gekommen waren.

„Wir Deutsche stehen aufgrund unserer Geschichte in einer niemals endenden Verantwortung“, erklärte Riedmann. In der besonderen Verantwortung, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten, die Souveränität des israelischen Staates anzuerkennen und auf Einhaltung der Menschenrechte zu drängen. All dies gehöre zu den Grundprinzipien der Bundesrepublik. „Und wer sich in die bundesdeutsche Gesellschaft eingliedern möchte, von dem dürfen wir erwarten, dass er sich zu diesen Grundprinzipien bekennt.“

Es sei nicht zu ertragen, so Pfarrer Tibor Nagy, „dass 80 Jahre nach dem Holocaust jüdische Menschen bei uns angefeindet werden.“ Ähnlich äußerten sich auch Doris Käser, Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats, und Stadtrat Uwes Achilles. Unerträglich sei auch der Schrecken, den die Mordanschläge der Hamas in Israel angerichtet hätten, so Nagy. Er erinnerte indes auch an das Leid des palästinensischen Volkes, das die israelische Militäraktion in Gaza verursache. „Wir stehen am Rande und können nur beten und hoffen.“ Sein katholischer Amtskollege Pfarrer Ulrich Hund teilt diese Hoffnung, dass die „entfesselte Gewaltmaschinerie“ sich bremsen lasse. Er unterstrich, wie wichtig es auch hierzulande sei, „zu einer besseren Gesprächskultur zurückzufinden“, damit holzschnittartiges Schwarzweiß-Denken nicht die Demokratie bedrohe. Die Zeichen seien vor Ort zu setzen, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule, zitierte Pfarrerin Kristina Wagner Eleonore Roosevelt, Menschenrechtsaktivistin und US-Präsidentengattin, mit einem Satz, den sie vor 75 Jahren gesagt hatte.