Burkhard Hole, Facharzt für Innere Medizin in Markdorf, stellt fest, dass es aktuell viele Corona-Infizierte gibt. „Die meisten haben relativ wenig Beschwerden, aber häufig dauert die Infektion länger als gedacht“, stellt er fest. Manche seiner Patienten hätten zwei bis drei Monate mit Beschwerden zu kämpfen, unabhängig von der Zahl ihrer Impfungen. „Auf den Intensivstationen finden wir aber nach wie vor deutlich mehr ungeimpfte Patienten“, unterstreicht Hole. Froh sei er, dass es mittlerweile Medikamente wie Paxlovid gebe, die insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Patienten den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung mildern.

„Aktuell ist das Ansteckungsrisiko relativ hoch. Das Virus hat es leicht und seinen Schrecken verloren.“
Burkhard Hole, Internist

Aus Burkhard Holes Sicht ist es ein großes Problem, dass die verpflichtende Quarantänezeit auf fünf Tage verkürzt wurde. „Die verfügbaren Tests sind zwar gut, um eine Infektion zu erkennen, aber weniger gut, um sie auszuschließen“, erläutert der Internist. Da es aktuell deutlich weniger PCR-Tests gebe, schätzt er die tatsächliche Infektionslage etwa dreimal so hoch wie die offiziell angegebene Inzidenz. „Aktuell ist das Ansteckungsrisiko relativ hoch. Das Virus hat es leicht und seinen Schrecken verloren.“

Angst verbreiten, wäre unangemessen: Internist Burkhard Hole aus Markdorf setzt auf die Impfung und auf gut wirksame Medikamente ...
Angst verbreiten, wäre unangemessen: Internist Burkhard Hole aus Markdorf setzt auf die Impfung und auf gut wirksame Medikamente (Archivbild). | Bild: Jörg Büsche

Für Menschen über 60 Jahren empfiehlt Hole die vierte Impfung. Ansonsten ist er der Ansicht, die Maske lieber einmal mehr zu tragen. Über die vielen Feste freue sich das Virus. „Andererseits sind natürlich alle froh, wieder etwas unternehmen zu können“, weiß der Mediziner. Mit Blick auf den Herbst setzt Hole auf den angekündigten neuen Impfstoff. Ansonsten gebe es viele Spekulationen. „Ich halte es jedoch für unangemessen, jetzt Angst zu machen. Wir haben die Impfung und gut wirksame Medikamente.“

PCR-Tests nur im Ausnahmefall

Florian Sattler, Allgemeinmediziner in der Familienpraxis Kluftern, stellt seit etwa vier Wochen sehr viele Corona-Fälle fest. „Insbesondere infizieren sich Erwachsene im mittleren Alter, Jugendliche und Kinder und sind glücklicherweise nicht ganz so schwer krank. PCR-Tests gebe es nur in Ausnahmefällen. Auch Sattler geht von einer extrem hohen Dunkelziffer aus. Neben Patienten mit Sommergrippe hatte er in der Familienpraxis auch welche mit richtiger Influenza. „Das ist im Sommer sehr selten“, stellt er fest.

Florian Sattler, Allgemeinmediziner in der Familienpraxis Kluftern, geht in Sachen Corona-Infektionen von einer extrem hohen ...
Florian Sattler, Allgemeinmediziner in der Familienpraxis Kluftern, geht in Sachen Corona-Infektionen von einer extrem hohen Dunkelziffer aus (Archivbild). | Bild: Claudia Wörner

Ebenso wie sein Markdorfer Kollege setzt er auf die gängigen Hygienemaßnahmen, insbesondere in Innenräumen. „Wir sind froh, dass in Arztpraxen die Maskenpflicht noch gilt und wollen sie auch weiter beibehalten.“ Seit ein paar Wochen werde in der Familienpraxis auch wieder vermehrt geimpft. „Zunehmend kommen auch Jüngere zur vierten Impfung“, berichtet Sattler.

Symptome der Sommergrippe ähneln Corona-Infektion

Als Rätselraten bezeichnet Beatrix Popp, Inhaberin der Gangolf-Apotheke in Kluftern, die aktuelle Situation. „Wir hören vermehrt von Corona-Fällen, viele haben aber auch eine Sommergrippe und sind nicht corona-positiv.“ Jedenfalls gebe es mehr grippale Infekte als beispielsweise im März, als alle noch die Maske getragen hätten. „Die Symptome sind sehr ähnlich mit Halskratzen und Kopfschmerzen, allerdings sind viele Corona-Patienten noch deutlich schlapper als bei einer herkömmlichen Grippe“, sagt Popp.

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Falle der Test positiv aus, gelte es zu Hause zu bleiben und Ruhe zu bewahren, erklärt die Apothekerin. Es sei nicht schlecht, Medikamente wie Paracetamol daheim zu haben. „Wir bringen Arzneimittel bei Bedarf aber auch an die Haustür.“ Aktuell und mit Blick auf den Herbst empfiehlt Popp, größere Menschenansammlungen zu meiden und auf gesunde Ernährung zu setzen. „Auch die Einnahme von Zink und Vitamin C ist hilfreich, um das Immunsystem zu stärken.“

Klassische Pandemieartikel wieder stärker nachgefragt

„Die Welle ist bei uns angekommen“, stellt Apotheker Markus Gantert von der Bären- und der Panda-Apotheke in Markdorf fest. So seien die klassischen Pandemieartikel wie Corona-Selbsttests und Masken wieder deutlich stärker nachgefragt. Daneben sieht er aktuell ebenfalls eine Zunahme an grippalen Infekten. Da jetzt bereits einige der Mitarbeiter im Urlaub seien, könne schon von einer belastenden Phase in den beiden Markdorfer Apotheken gesprochen werden. „Aber es ist noch zu bewältigen.“

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Mit Blick auf überfüllte Züge und Busse empfiehlt Gantert auf jeden Fall das Tragen von Schutzmasken. Sie seien im ÖPNV zwar nach wie vor vorgeschrieben, aber bei Großereignissen wie beispielsweise jüngst beim Seehasenfest kaum kontrolliert. Aktuell würden die Arztpraxen wieder mehr Impfstoff bestellen. „Jeder sollte für sich überlegen, inwieweit für einen eine weitere Impfung sinnvoll ist“, sagt der Apotheker. Im Moment sehe er die Situation aber entspannt. Mit Blick auf den Herbst sei er gespannt, wie sich die Situation entwickeln werde. „Wir haben vor Kurzem jedenfalls nochmals eine größere Menge an Masken bestellt und wollen vorbereitet sein.“