So manche Markdorfer Freunde des Tennissports erinnern sich noch daran: Auf den Tag genau heute vor 33 Jahren, am 23. November 1987, richtete die Stadtverwaltung unter Leitung von Bürgermeister Eugen Baur für Tennisstar „Bumm-Bumm-Boris“ Becker sowie für weitere Spieler des Turniers „Waterford Crystal Young Masters“ und geladene Gäste einen offiziellen Empfang im Rittersaal des Bischofschlosses aus.

Auf ein Schwätzle so oft es geht (von links): Ernst Arnegger, Boris Becker, Albert Weber mit Sohn Christian und Manager Ion Tiriac.
Auf ein Schwätzle so oft es geht (von links): Ernst Arnegger, Boris Becker, Albert Weber mit Sohn Christian und Manager Ion Tiriac. | Bild: Archiv Familie Weber

Angesichts der Erfolge von Boris Becker schwappte eine Riesenwelle der Tennisbegeisterung über Markdorf – wie überall in der Bundesrepublik. Gar nicht einfach, an den Weltrangspieler heranzukommen. Wie das geklappt hat und warum Becker, dessen Manager Ion Tiriac sowie weitere junge Tennisgrößen im Markdorfer Hotel Bischofsschloss geweilt haben, das weiß der Markdorfer Unternehmer Albert Weber, der zum Gelingen dieses Ereignisses beigetragen hat.

Da kommt Freude auf: Der Markdorfer Unternehmer Albert Weber blättert im Privatarchiv der Familie und betrachtet Fotos und Unterlagen ...
Da kommt Freude auf: Der Markdorfer Unternehmer Albert Weber blättert im Privatarchiv der Familie und betrachtet Fotos und Unterlagen vom „Waterford Crystal Young Masters“-Turnier, das vom 24. bis 28. November 1987 in Friedrichshafen stattgefunden hat. Damals ist das Markdorfer Hotel Bischofsschloss Spielerhotel für Boris Becker und weitere Tennis-Größen. | Bild: Ganter, Toni

„Wir als ganze Familie waren schon vor Beckers großen Zeiten tennisbegeistert und spielten im Tennis-Club Markdorf. So ab 1984 war es für uns wie Urlaub, große Turniere zu besuchen. Es waren auch Erlebnisse, zu sehen, wie Steffi Graf die Tenniswelt erobert hat.“ Unter anderem habe die Familie der Tenniselite bei Masters- oder Daviscup-Turnieren zugeschaut. „Um auch das Drumherum zu erleben, haben wir uns in Spielerhotels einquartiert, die ein oder anderen zwanglosen Gespräche mit den Stars gehabt und so einiges über die Hintergründe der Turniere erfahren“, erzählt Albert Weber.

Chance genutzt und Glück gehabt: Hotel Bischofsschloss als Spielerhotel

Dann, im Sommer 1987, nutzt Albert Weber eine Chance, die Unternehmerfamilie hat wesentliche Teile des Schlossareals mit Hotel und Restaurant erworben. „Das Young Masters sollte im November in Stuttgart ausgetragen werden. Doch es gab eine Terminüberschneidung mit einem Reitturnier.“ Also brauchte es einen alternativen Austragungsort für das Tennisturnier. „Ich habe mitbekommen, dass Friedrichshafen ausgewählt wurde und Kontakt mit der Messe Stuttgart aufgenommen, um für das Hotel Bischofsschloss als Spielerhotel zu werben“, blickt Weber zurück.

Und tatsächlich schauten sich Vertreter der Stuttgarter Messe in Markdorf um. „Ich konnte sie davon überzeugen, dass das Hotel Bischofsschloss die richtige Adresse als Spielerhotel ist“, freut sich Weber noch immer. „Ein Hotelstart mit solch Prominenz, besser geht‘s ja nicht.“ Und trainiert wurde in der Tennishalle im Markdorfer Süden, das war schnell mit Investor Helmut Scheffknecht geklärt und sichergestellt.

Häfler Oberbürgermeister Bernd Wiedmann schon etwas neidisch

„Im Ritterssaal war ja auch die Gruppenauslosung des ‚Young Masters‘“, berichtet Weber weiter. Zufällig begegnete ihm aus diesem Anlass an jenem Tag der amtierende Friedrichshafener Oberbürgermeister Bernd Wiedmann im Schlosshof. „Er war wohl schon etwas neidisch, dass er herkommen musste und sagte ‚Markdorf wird demnächst eingemeindet‘ .“

Tennis-Club Markdorf stellt Fahrer für Boris Becker und Co.

Bei bedeutsamen Tennisturnieren braucht es auch ortskundige Fahrer, die die Spieler chauffieren. Das wird von Mitgliedern des Tennis-Clubs Markdorf liebend gern übernommen. Albert Weber: „Das ist immer wieder Gesprächsthema im Verein, wenn Mitglieder erzählen, wie großartig es war, Boris Becker, Carl-Uwe Steeb oder Thomas Muster im Auto auf der Rückbank zu haben. Für Markdorfer Tennisfans natürlich ein Erlebnis, eine große Sache.“

Rudi Öxle: „Boris Becker, Ion Tiriac und die anderen waren sehr angenehm im Umgang, fast schon freundschaftlich.“
Rudi Öxle: „Boris Becker, Ion Tiriac und die anderen waren sehr angenehm im Umgang, fast schon freundschaftlich.“ | Bild: Ganter, Toni

Rudi Öxle, damals Chefkoch, erinnert sich gerne: „Fast das ganze Hotel war ausschließlich für die Tennisprominenz reserviert. Boris Becker, Ion Tiriac und auch die anderen waren sehr angenehm im Umgang, fast schon freundschaftlich. Das hat alles wunderbar geklappt. Bei den Gerichten waren keine ausgefallenen Sonderwünsche dabei.“

Szene im Restaurant des Hotels Bischofsschloss (von links): Joachim Rohwedder vom Tennis-Club Markdorf und einst Bundesligaspieler, der ...
Szene im Restaurant des Hotels Bischofsschloss (von links): Joachim Rohwedder vom Tennis-Club Markdorf und einst Bundesligaspieler, der Markdorfer Investor Helmut Scheffknecht und Carl-Uwe Steeb. | Bild: Archiv Familie Weber

Doch dann gab es eines Morgens eine böse Überraschung, erzählt Öxle: „Alle Räder von Boris Beckers Mercedes waren weg, abmoniert. Das Auto stand im Schlosshof. Ich habe gleich die Niederlassung in Ravensburg angerufen. Kurzerhand wurden neue Räder montiert, damit sich die Zeitverzögerung möglichst in Grenzen hielt.“

Der Landtagsabgeordente Ernst Arnegger (rechts) hat während des sehr kurz geratenen Empfangs Glück und bekommt ein Autogramm von Boris ...
Der Landtagsabgeordente Ernst Arnegger (rechts) hat während des sehr kurz geratenen Empfangs Glück und bekommt ein Autogramm von Boris Becker. | Bild: Zimmermann, Ingrid

Der Markdorfer Ernst Arnegger, damals CDU-Landtagsabgeordneter und heute noch bekannt als Organisator der Reihe „i mein halt“, ergreift während des städtischen Empfangs die Chance beim Schopf und bittet Becker um ein Autogramm. Arnegger erinnert sich vage: „Jedenfalls war der Rittersaal genagelt voll. Das war ja die reinste Becker-Euphorie... Und irgendwie hat es sich ergeben, dass ich in seine Nähe kam.“ Das Autogramm schenkt Arnegger dem ältesten Sohn Martin, damals 9 Jahre jung und natürlich begeisterter Becker-Fan.

Das Gästebuch vom Empfang im Rittersaal anlässlich des „Waterford Crystal Young Masters“ bleibt am 23. November 1987 ...
Das Gästebuch vom Empfang im Rittersaal anlässlich des „Waterford Crystal Young Masters“ bleibt am 23. November 1987 ohne Einträge des Tennisstars Boris Becker und seines Managers Ion Tiriac, weil beide wegen des Turniers gleich nach Bürgermeister Eugen Baurs Ansprache weiter müssen. | Bild: Zimmermann, Ingrid

Wo das Autogramm abgeblieben ist? Nach 33 Jahren nicht mehr nachvollziehbar. Ein kurzer Blick ins Internet zeigt, dass die in Kleinanzeigen je nach verwendetem Karten- oder Bildmotiv und Zustand durchaus mit 149 Euro gehandelt werden. Für einen Tennisschläger mit Originalautogramm verlangt ein Anbieter 225 Euro.