Insgesamt vier Wochen dauert die Lese in den Weinbergen, die der Winzerverein Hagnau bewirtschaftet. Dazu gehört seit 2018 auch die Wanger Halde in Markdorf – die rund 7 Hektar große Fläche hat die Stadt verpachtet. „Dieses Jahr hatten wir kein so stabiles Lesewetter“, erklärt Tobias Keck, Geschäftsführer des Winzervereins. Mitte September ging es los, in Markdorf standen am Ende 13 komplette Rebarbeitstage auf dem Papier.
„Wir hatten allerdings auch nicht so den Druck“, erklärt Keck. Wichtig sei vor allem, dass die Lese beim trockenen Wetter stattfindet und in der Anlage kein Schaden entsteht. „Denn Wasser vergärt nicht zu Wein“, sagt Tobias Keck und lacht. Rebmeister Hubert Gutemann hatte bei der Lese Unterstützung von neun Erntehelfern. „Wir suchen jedes Jahr nach Helfern. Da kann man sich jederzeit bei uns melden, wenn man Interesse hat mitzuhelfen“, so Gutemann.

Weinreben mögen Sonne und Trockenheit
Entscheidend für die Qualität des Weins sind die Wochen kurz vor der Lese Ende August/Anfang September. Bleibt es sonnig und trocken, steigt der Oechsle-Grad. Dieser bezeichnet den Zuckergehalt im Most. Mit ihm lässt sich auch der Alkohol des künftigen Weines berechnen. „Zu viel ist aber auch nichts, den Fall hatten wir vor drei Jahren“, erinnert sich Tobias Keck. In diesem Jahr sei der Oechsle-Grad laut Keck „ein Traum“ – 95 beim Spätburgunder, 81 beim Müller Thurgau.
Die Qualität also top – einziger Wermutstropfen: der Ertrag. Dieser fällt in diesem Jahr geringer aus, was an der ungünstigen Wetterlage zur Blütephase der Reben im Juni liege. „Das ist das empfindlichste Stadium und ertragsbeeinflussend“, erklärt Rebmeister Hubert Gutemann, der selber keinen Einfluss darauf nehmen kann. „Das ist die Natur“, so Gutemann. Auch wenn er es mittlerweile gelassener nimmt, so „ärgere ich mich jedes Mal“. In diesem Jahr kam es zu einer Verrieselung. Kalte Temperaturen und Regen führten zu einer gestörten Befruchtung, sodass einige Beeren einer Traube normal befruchtet werden, während andere klein und unreif bleiben. „Das kannst du nicht ändern. Es gibt gute und schlechte Jahre“, fügt Tobias Keck hinzu. „Wir können aber dennoch relativ zufrieden sein.“ Bei der Lese sei ein Gesamtertrag von rund 50.000 Kilogramm zusammengekommen – ein durchschnittliches Ergebnis.

Jahrgang 2024 ab Ostern im Verkauf
Der Markdorfer Wein wird dann in Hagnau verarbeitet. Hier gilt es während der Lese Zeitpläne einzuhalten und entsprechend zu liefern, damit in der Traubenabnahme alles reibungslos läuft. In diesem Jahr hat sich der Winzerverein von seiner alten Technik verabschiedet, wie Geschäftsführer Tobias Keck berichtet. 2025 wird es eine neue Annahmestelle geben. „Dieses Jahr wäre ein sehr gutes Rotweinjahr gewesen“, sagt Keck. Allerdings sei die Nachfrage nach Rotwein stark zurückgegangen. Die Kunden bevorzugen eher Weißwein und Rosé. Den 2024-Jahrgang wird es dann voraussichtlich ab Ostern 2025 im Handel geben.
An der Wanger Halde werden auf 7 Hektar die Sorten Müller-Thurgau, Spätburgunder, Weißburgunder, Ruländer und Kerner angebaut. Seit der Winzerverein Hagnau die Flächen 2018 von der Stadt Markdorf gepachtet hat, wurde viel in die Weiterentwicklung und Umstrukturierung investiert. „Die Umstellung der alten Rebanlagen ist abgeschlossen“, sagt Tobias Keck. Die Jungreben befinden sich auf einem guten Weg. „Da dauert es einfach mindestens drei Jahre, bis sie Ertrag bringen“, sagt Keck. Die Jungreben müssen zunächst in die Tiefe wachsen, damit die Wurzeln tief genug sind, später dann in die Höhe.
Neue Rebsorte wird im Frühjahr 2025 gepflanzt
Auf einer 18 Ar großen Fläche (1 Ar sind 100 Quadratmeter) wird im Frühjahr eine neue Rebsorte gepflanzt – der Souvignier gris, eine pilzwiderstandsfähige Weißweinsorte, die 1983 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg neu gezüchtet wurde. „Souvignier gris ist eine unkomplizierte Rebsorte, die keinen bis minimalen Pflanzenschutz benötigt“, so Keck.

Markdorfer Wein soll bekannter werden
Markdorf bringen die wenigsten mit einer Weinregion in Verbindung – anders als Hagnau und Meersburg. Daher möchte der Winzerverein den Markdorfer Wein bekannter machen und arbeitet an einem höheren Bekanntheitsgrad. „Wir müssen den Wein auch mehr in die Stadt bringen“, sagt Tobias Keck. Die Wanger Halde gestaltet sich als Veranstaltungsort schwierig, so stehen zum Beispiel keine Parkplätze oder Sanitäranlagen zur Verfügung. Eine zweite Auflage der langen Markdorfer Tafel musste dieses Jahr wetterbedingt abgesagt werden. Über Ideen für kurzfristige Veranstaltungen 2025 mache man sich derzeit Gedanken.

Im Weinberg kehrt nun Ruhe ein, die Reben gehen in den Winterschlaf. Rebmeister Hubert Gutemann bereitet noch einige Arbeitsschritte vor, bevor es dann an die Büroarbeit geht – und schließlich in den wohlverdienten Urlaub.