Die Fußgängerzone in der Marktstraße wird für den Fahrradverkehr geöffnet. Das hat der Gemeinderat jüngst entscheiden. Somit dürfen Radfahrer zwischen Rathaus und Untertor fahren – allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit. Der SÜDKURIER hat Fahrradfahrer und Geschäftsleute zu dem Thema befragt.
Das Stimmungsbild bei der Straßenumfrage fällt positiv aus. Die meisten begrüßen die Entscheidung des Gemeinderates. Einwände gibt es zwar, aber nur wenige. Einige Befragte wünschen, dass die Fahrradfreigabe beobachtet und wenn nötig nachjustiert wird.
Alles hängt an der Rücksichtnahme
Sandra Feiner, Inhaberin des Cafés „Marktgeflüster“ in der Marktstraße, ist noch unentschieden. „Sowohl als auch ...“, antwortete sie auf die Frage, ob sie für oder gegen das Radeln vor ihrer Ladentür sei. Die Geschäftsfrau bringt die harte Realität ins Spiel. „Was ich regelmäßig beobachte, dass Menschen zum Teil mit hoher Geschwindigkeit auf Scootern über die Marktstraße rauschen – manchmal allein, manchmal zu zweit auf dem Trittbrett.“
Sehr viel weniger gefahren beziehungsweise unfallträchtiger als das Fahrradfahren könne das auch nicht sein. Der Unterschied: Roller dürfen auf der Marktstraße fahren, Velos nicht. Sandra Feiner klingt durchaus etwas resigniert, wenn sie den Sinn des derzeit noch bestehenden Radfahrverbots in der Fußgängerzone bezweifelt. „Es hält sich ja ohnehin kaum jemand dran.“ Verbot hin, Freigabe her – „ganz wichtig ist doch, dass Rücksicht genommen wird.“

Hinarbeiten auf bessere Einsicht
Schräg gegenüber bei Parfümerie und Fotografie Strauch vertritt Inhaberin Beatrice Strauch dieselbe Meinung. Auch sie ist eher unentschieden. Auch sie beobachtet Tag für Tag Menschen, die sich an die Regeln halten und Menschen, die mit ihrem Rad übers Pflaster rasen, „als gäbe es keine Kinder, die mal eben in den Weg laufen könnten“.

Es bräuchte Appelle an die Einsicht. Doch welcher Art müssten die sein, um zu wirken? Ratlosigkeit – zumindest momentan. Schilder allein werden aus Beatrice Strauchs Sicht das Problem nicht lösen.
Platz ist in der Marktstraße vorhanden
Heinrich Schwegler begrüßt den Ratsentscheid zur Radfreigabe. „Das ist ein positives Signal für den Radverkehr“, sagt der Markdorfer. Die Straße sei breit genug. Und für die Markttage schlägt er vor, dass weitere Abstellplätze angelegt werden. „Mit Dächern darüber, dann wäre allen gedient“. Von hinreichendem Platz für Radfahrer, spricht auch Tourist Ronald Schulz. „Wenn jeder ein bisschen acht gibt, sollte das doch gut gehen hier“, sagt der Oberpfälzer.

Frieder Staerke schiebt sein Fahrrad durch den Torbogen und er schiebt es auch auf der Marktstraße. Sogar wenn die verhältnismäßig unbelebt ist – so wie an diesem Nachmittag. „Selbst wenn sich die Rechtslage nun verändert, verändert sich an der Situation vergleichsweise wenig“, so Staerke. Die wenigsten steigen vom Rad ab, sondern fahren einfach weiter. Sie seien aber auch quasi eingeladen durch die Schilder, die den Velo-Verkehr über die Marktstraße leiten.
Die ist der meisten Zeit recht frei, sodass Fußgänger und Fahrradfahrer gut aneinander vorbei kommen. Das finden auch Patricia und Luca Manarin, Inhaber des Eiscafés Zoldana in der Marktstraße. „Manchmal fahren Leute zu schnell“, beobachtet Patricia Manarin, „vor allem jüngere.“

Radler erhöhen die Frequenz in der Innenstadt
Wenn die Schrittgeschwindigkeit eingehalten wird, dann sollte die neue Regelung doch eigentlich gut funktionieren, findet Helmut Schweizer vom Dekorations- und Geschenkgeschäft „des und sell“. Er sieht sogar einen zusätzlichen Mehrwert in der Freigabe. „Für uns ist das eine gute Entscheidung“, erklärt der Geschäftsmann. „Das wird mehr Frequenz in die Marktstraße bringen.“ Selbst wenn das geplante barrierefreie Mobilitätsband ins Straßenpflaster eingezogen sein wird, sieht Schweizer keine neuen Probleme.

„Jeder kann hier seiner Wege gehen oder fahren“, sagt Sylvia Westermann, Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft. Sie beobachtet zwar auch, dass Scooter, Roller übers Pflaster flitzen. Schlimmer noch: „Die Biker, die die Pfarrtreppe oder gar die Stufen zum Hexenturm herunterrattern.“ Ganz überwiegend aber werde Rücksicht genommen. „Und für den neuen Fahrradladen ist die Freigabe sogar sehr gut“, so Westermann.

Für Kunden des Fahrradgeschäftes ist die Freigabe perfekt
HonarNaser ist der Inhaber dieses neuen Fahrradgeschäftes. „Für mich ist das super“, da er demnächst nicht mehr in Erklärungsnöte kommt. Dass seine Kunden die paar Meter bis zum Geschäft schieben müssen, sei nicht das Problem. Schwierig werde es beim Probefahren – und dem fortfallenden Versicherungsschutz in der Fußgängerzone.