Der Rathausverwaltung fehlt es an Arbeitsfläche. Zur Zeit verteilen sich die 60 Mitarbeiter auf rund 1560 Quadratmeter. Optimal wären 2330 Quadratmeter. So rechnete es Klaus Westhauser, Mitarbeiter eines Kommunalberatungs-Unternehmens, dem Gemeinderat bei dessen jüngster Sitzung vor. Die aktuelle Vorplanung für die Rathaussanierung misst den Verwaltungs-Mitarbeitern 2100 Quadratmeter zu, um die Verwaltungsabläufe angemessen gestalten zu können. Mithin ergibt sich eine beträchtliche Differenz zur gegebenen Situation im Rathaus. Es fehlen 370 Quadratmeter. Der Gemeinderat sucht jetzt Abhilfe. Bereits in seiner Augustsitzung befasste sich der Rat mit dem ehemaligen Gasthof Adler. Im Gespräch steht das sich in städtischer Hand befindende Gebäude als mögliches neues Domizil für das Stadtbauamt. Bewertet wurden indessen noch drei weitere Gebäude. Auch sie gehören der Stadt: die Alte Kaplanei, das Haus Weinsteige 2 und die sogenannte Schlossscheuer.
Diesmal ohne heftig geführte Diskussion
Anders als bei vorangegangenen und bisweilen sehr heftig geführten Diskussion um „Raumbedarfsplanung“ für das zu sanierende Rathaus, tauschten sich die Gemeinderats-Fraktionen über die möglichen Ausweich-Varianten für die Verwaltung in moderatem Ton aus. Bald wurde klar, dass eigentlich nur zwei Optionen in Betracht kommen. Allein Rolf Haas (FDP) sah das anders. „Aus meiner Sicht gibt es nicht nur zwei Varianten, die ernsthaft infrage kommen“, wandte er ein. Es gelte zu prüfen, ob nicht die eine oder andere derzeit leer stehende Räumlichkeit als mögliche Verwaltungs-Arbeitsfläche tauge.
Dachgeschoss in privatem Eigentum

Monika Schneider, Mitarbeiterin des städtischen Hochbauamts, hatte den Ratsmitgliedern Gebäude für Gebäude das Für und Wider einer Nutzung durch die Verwaltung beschrieben. Weder in der Alten Kaplanei noch im Wohngebäude Weinsteig 2 stünde hinreichend Bürofläche zur Verfügung. Hinzu kommt, dass sich das Dachgeschoss des Weinsteigs 2 sich noch in privatem Eigentum befindet. Überdies wäre dort auch nicht genügend Fläche, um das Stadtarchiv unterzubringen.
Keine Barrierefreiheit im Inneren möglich

Gleiches gilt für die Alte Kaplanei. Auch dort gäbe es keinen Platz fürs Archiv. Zudem verunmögliche die denkmalgeschützte Raumstruktur die angestrebte Barrierefreiheit im Inneren. Andererseits könnten für einen Umbau Mittel aus der Städtebauförderung beantragt werden, erklärte Schneider.
CDU will Adler-Gebäude weiter als Gastronomiebetrieb

Solche Fördermittel flössen gleichfalls, würde der Rat sich für den Gasthof Adler entscheiden. Der böte hinreichend Platz für die fehlende Büroflächen. Und auch für das Stadtarchiv, das laut Monika Schneider, „im zweiten Untergeschoss ideal untergebracht werden könnte“, in der dortigen früheren Kegelbahn. Die Sorge von Umweltgruppen-Stadträtin Christiane Oßwald, im Keller könnte es zu feucht sein, hielt Schneider den Befund Gerhard Lallingers entgegen. Der Architekt hatte die Räumlichkeiten untersucht. Martina Koners-Kannegießer (CDU) pochte für ihre Fraktion darauf, dass im Adler Raum für einen Gastronomiebetrieb bleibe. „Das hat für uns Priorität.“
Schlossscheuer bietet Platz für Bauamt und Stadtarchiv
Als vierte Variante kommt die Schlossscheuer in Betracht. Sie gehöre zur „Sachgesamtheit“ des Markdorfer Schlosses. Historisch, so erläuterte Schneider, seien lediglich fünf Außenwände. Schon steht fest, dass die Verwaltung während der Sanierungsarbeiten im Rathaus in die Scheuer ausweicht. Mittelfristig, so Schneider, ließe sich aber auch das Bauamt unterbringen – und das im Dachgeschoss. Im Erdgeschoss sei Fläche fürs Stadtarchiv vorhanden. Für die Schlossscheuer-Variante gäbe es auch Fördermittel. Für eine der Varianten entscheiden wird sich der Gemeinderat in einer späteren Sitzung.
Zum Hintergrund
- Per Bürgerentscheid wurde im Dezember 2018 der geplante Umzug der Verwaltung vom Rathaus ins Bischofsschloss abgelehnt.
- Im März 2019 gab es einen Bürgerdialog zur Innenstadtentwicklung.
- Im Oktober 2019 beschloss der Gemeinderat, das Rathaus aus den 60er-Jahren zu sanieren.
- Im Dezember 2019 vergab der Rat Architektenleistungen an ein Freudenstädter Architekturbüro, das seine Vorplanungen im August 2020 präsentierte.
- Im September 2020 folgte der Baubeschluss. Die weiteren Planungen übernimmt nun ein Architekturbüro, das eng mit den Fachplanern zusammenarbeiten wird.