Gegner und Befürworter der Südumfahrung haben sich in Initiativen organisiert. Gegen die Umfahrung ist das Aktionsbündnis Stop Südumfahrung, für die Neubaustraße ist die Interessengemeinschaft pro Südumfahrung. Beide Initiativen beharkten sich in den vergangenen Wochen und Monaten teils heftig. Das Bündnis gegen die Umfahrung organisiert aktuell ein Bürgerbegehren, mit dem es einen neuen Bürgerentscheid über die Südumfahrung herbeiführen möchte, der dann als Grundlage der Stellungnahme der Stadt an den Landkreis zum Baubeschluss für die Südumfahrung dienen soll.

Die Gegner der Umfahrung haben sich auf breiter Front organisiert

Die Umfahrungsgegner haben sich an breiter Front organisiert. Dem Bündnis gehören eine Reihe von organisierten Gruppierungen an: Der BUND Markdorf, Bündnis 90/Die Grünen, die Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf, Pro Kluftern, die Umweltgruppe (UWG) Markdorf, Vertreter des Ortsverbandes des Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Parents for Future sowie Landwirte aus dem Süden der Stadt.

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Die Umfahrungsgegner argumentieren vor allem damit, dass sich seit dem Bürgerentscheid von 2003 nahezu alle wichtigen Rahmenbedingungen gravierend geändert hätten. Aus dieser Grundprämisse leiten sich ihre Argumente ab. In einer „Gesamtabwägung“, heißt es auf der Internet-Homepage der Umfahrungsgegner, „passt der damalige Mehrheitsbeschluss zum Straßenbau aus unserer Sicht heute nicht mehr“.

Im Juli kündigten die Umfahrungsgegner ein eigenes Bürgerbegehren an. Damit wollen sie auf diesem Wege doch noch einen neuen ...
Im Juli kündigten die Umfahrungsgegner ein eigenes Bürgerbegehren an. Damit wollen sie auf diesem Wege doch noch einen neuen Bürgerentscheid zur Südumfahrung herbeiführen. | Bild: Helmar Grupp

So macht das Aktionsbündnis geltend, dass sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Südumfahrung „extrem verschlechtert“ habe. Für die Stadt hätten sich die Kosten seit 2003 bisher mindestens verfünffacht (von 1,7 auf 8,45 Millionen Euro). Auf der anderen Seite würde den jüngsten Prognosen zufolge trotz Südumfahrung ein hoher Restverkehr von 14 400 Fahrzeugen im Ort verbleiben. Die erwartete Entlastungswirkung sei also nur halb so groß wie beim Bürgerentscheid 2003 noch angenommen.

Des weiteren, so argumentieren die Gegner, werde die Umfahrung ein Torso bleiben, da es absehbar keine Weiterführungen in Richtung Bermatingen und Kluftern geben werde. Demgegenüber stünde ein Raubbau an Umwelt und Natur, würde die K 7743 neu gebaut werden: Wertvolle Natur werde versiegelt, es gäbe negative Auswirkungen auf den Artenschutz (im Grüngürtel südlich der Stadt gibt es die streng geschützten Zauneidechsen und Bachmuscheln), auf Landwirtschaft, die Erholungslandschaft und den Klimaschutz.

Die „doppelte Zerschneidung“ im Markdorfer Süden

Während mit den Neubauprojekten B-31-neu und Südumfahrung eine „doppelte Zerschneidung“ zwischen der Stadt und dem See drohe, entstünden durch die zusätzlichen Verkehre noch stärkere Belastungen für die Bewohner von Ittendorf, Riedheim und Kluftern, argumentiert das Aktionsbündnis. Eine Entlastung für die Anwohner der B-33-Ortsdurchfahrt erkaufe man sich also mit einer Mehrbelastung der Anwohner in den Nachbarorten.

Die Befürworter machen in einer Interessengemeinschaft mobil

Die Interessengemeinschaft (IG) pro Südumfahrung hat sich auf Initiative und unter der Leitung von Rainer Zanker, Inhaber und Geschäftsführer des Markdorfer Druckhauses Zanker, formiert. Zankers Unternehmen befindet sich in der Gutenbergstraße, direkt an der Einmündung in die B-33-Ortsdurchfahrt. Zanker ist also selbst direkt Betroffener vom Durchgangsverkehr in der Markdorfer Bundesstraßendurchfahrt. Der IG gehören Privatpersonen und Geschäftsleute an, die als Anwohner direkt betroffen sind. Während die UWG die Straßengegner unterstützt, stehen Stadträte der CDU und der Freien Wähler und FDP-Stadtrat Rolf Haas Zankers Gruppierung nahe.

Mit Gasmasken und Plakaten demonstrierten die Südumfahrungsbefürworter im Mai gegen die Belastung der B-33-Anwohner durch die Abgase des ...
Mit Gasmasken und Plakaten demonstrierten die Südumfahrungsbefürworter im Mai gegen die Belastung der B-33-Anwohner durch die Abgase des Verkehrs. | Bild: Jörg Büsche

Die IG will eine schnellstmögliche Realisierung der Südumfahrung, weil in ihren Augen nur so eine wirksame Entlastung der Durchfahrt zu erreichen sei. Sie argumentiert mit den tausenden Fahrzeugen täglich, deren Emissionen und Lärm die Anwohner ausgesetzt sind. Sie pocht darauf, dass der Bürgerentscheid von 2003 für die Politik nach wie vor bindend sei, als Votum der Markdorfer Bürger, das nach 18 Jahren nach wie vor umgesetzt werden müsse.

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Auf ihrer Homepage hat die IG ihre Argumente in Stichworten gebündelt: Täglicher Stau morgens, mittags und abends, eine dauerhafte Lärmbelastung Tag und Nacht, Dreck- und Feinstaubbelastung für die Anwohner, eine Gefahr für die Kinder auf ihrem Schulweg und eine Verkehrssituation, die seit Jahrzehnten eine Innenstadtentwicklung verhindere und dem Ausbau des innerstädtischen Radverkehrsnetzes entgegenstehe. Das sind die Kernargumente der Südumfahrung-Befürworter.

Nicht nur die Ortsdurchfahrt, auch Nebenstrecken ersticken in Verkehr

Werde die Südumfahrung gebaut, habe zudem auch die auf Eis gelegte Umfahrung Bermatingen wieder größere Chancen auf Realisierung. Käme dies, wäre die ursprünglich geplante Netzfunktion zumindest in den Westen hergestellt. Doch die IG hat nicht nur die B-33-Ortsdurchfahrt und deren Anwohner im Blick, sondern vor allem auch die parallelen Nebenstrecken, die „Schleichwege“ über die Ensisheimer und die Bernhardstraße. Auch dort, argumentieren die Befürworter, habe der Ausweichverkehr inzwischen gravierende Ausmaße angenommen: Fahrer, die die verstopfte Ravensburger Straße umgehen wollen, würden zunehmend die Querspange südlich der Bahnlinie nutzen, um durch die Stadt zu kommen.

Der Markdorfer Unternehmer Rainer Zanker, dessen Druckhaus direkt an der B-33-Ortsdurchfahrt liegt, organisiert die Befürworter der ...
Der Markdorfer Unternehmer Rainer Zanker, dessen Druckhaus direkt an der B-33-Ortsdurchfahrt liegt, organisiert die Befürworter der Südumfahrung. | Bild: Toni Ganter

Dafür hat die IG eigens eine Verkehrszählanlage angeschafft und mit ihr in den vergangenen Wochen die Verkehre auf diesen Ausweichstrecken gemessen. Die Ergebnisse stehen bereits auf der Internetseite der IG zur Verfügung. Danach passieren etwa die Bernhardstraße täglich bereits 4500 Fahrzeuge, den Schießstattweg 3300 und die Hahnstraße 1600. Auch diese Ausweichverkehre seien eine Folge der überlasteten Ortsdurchfahrt und würden die dortigen Anwohner ebenso belasten, argumentieren die Verfechter des Umfahrungsbaus.

Auch dieses Bild gehört zum Streit um die Südumfahrung dazu: Immer wieder zerstörten Unbekannte in den vergangenen Monaten die ...
Auch dieses Bild gehört zum Streit um die Südumfahrung dazu: Immer wieder zerstörten Unbekannte in den vergangenen Monaten die Hinweistafeln auf dem Info-Pfad der Umfahrungsgegner im Süden der Stadt. Die Debatte um das Vorhaben hat in diesem Jahr an Schärfe nochmals deutlich zugelegt. | Bild: Umweltgruppe

Die IG wendet sich vehement gegen den vom Aktionsbündnis Stop Südumfahrung angestrebten neuerlichen Bürgerentscheid und will stattdessen ein Votum des Gemeinderates als Grundlage für die Stellungnahme der Stadt an den Landkreis zum Baubeschluss über die Südumfahrung. Im Gemeinderat hatten bei vergangenen Abstimmungen über die Jahre hinweg stets die Befürworter der Umfahrung die Mehrheit.

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