Bereits im April 2023 hat der Gemeinderat die Sanierung zweier historischer Gebäude in der Innenstadt beschlossen: Hexenturm und das Haus, in dem die Touristinformation untergebracht ist. Während die Mitarbeiterinnen der Touristinformation weiter auf die Umsetzung der Baumaßnahme warten müssen, kommt beim Hexenturm Bewegung in die Sache.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) in Bonn unterstützt dank zahlreicher Spenden sowie durch Erträge der Lotterie Glücksspirale die Sicherung der Fassade des Hexenturms mit 75.000 Euro. Das Bauwerk gehört zu den rund 410 Projekten, die die private DSD in Baden-Württemberg fördern konnte, teilt die Stiftung in einer Pressemitteilung mit. In dieser heißt es weiterhin, dass „starke Tragwerkschäden im oberen Dachbereich und im Bereich der Außenfassade nun zum Handeln zwingen“.

Im Vordergrund das Gebäude, in dem die Touristinformation untergebracht ist, im Hintergrund sind Teile des Hexenturms zu sehen.
Im Vordergrund das Gebäude, in dem die Touristinformation untergebracht ist, im Hintergrund sind Teile des Hexenturms zu sehen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Freude über Fördersumme von 75.000 Euro

In der Stadtverwaltung freut man sich über die Fördersumme. „Das war natürlich eine tolle Nachricht“, sagt Jacqueline Leyers vom Stadtbauamt. Einige Wochen zuvor hatte ein Markdorfer Team bei einem Vor-Ort-Termin den Besuchern aus Bonn den Hexenturm gezeigt. Der Hexenturm wurde als Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage in der Stauferzeit um 1250 errichtet. Es handelt sich um einen rechteckigen, hohen Steinturm mit Staffelgiebeln und Buckelquadern an den Ecken. Der Eingang zum Turm lag ursprünglich stadteinwärts im dritten Stockwerk. Spätestens seit dem letzten Jahrhundert besteht der ebenerdige Eingang. Der Turm ist Teil der historischen Wehranlage mit wertvollem Holztragwerk aus dem 16. Jahrhundert und einer historischen Eindeckung.

Woher der Name kommt? Hexenprozesse seien nicht auszuschließen, jedoch sprechen die beengten Verhältnisse im Turm und der Blick auf die unmittelbare Nähe zum Wohnbereich gegen die Durchführung solcher Prozesse. Nachgewiesenermaßen diente er viele Jahrhunderte als Gefängnis. Derzeit wird der Turm als Museum genutzt.

Spätestens seit dem letzten Jahrhundert besteht der ebenerdige Eingang.
Spätestens seit dem letzten Jahrhundert besteht der ebenerdige Eingang. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Sanierung steht schon länger auf der Agenda

Die Sanierung des Hexenturms steht schon seit einigen Jahre auf der Agenda der Stadtverwaltung. Die gesamte Dacheindeckung, die Zinnen am Staffelgiebel des Hexenturms und die Fassaden zeigen deutlich Spuren von Undichtigkeiten und Wassereinbrüchen, sodass eine dringende Sanierung der Dacheindeckung, Zinnen und Fassade unumgänglich ist. Die letzten Renovierungsarbeiten hat der mittlerweile aufgelöste Förderverein für Instandhaltung von Kulturdenkmälern zwischen 1980 und 1984 durchgeführt.

Der Zimmerei- und Restauratorbetrieb Holzbau Schmäh aus Meersburg wurde 2018 beauftragt, eine Schadenskartierung des Holztragwerks und der Dacheindeckung anzufertigen. Nach Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde sollte weiterhin die Fassade durch einen Gutachter untersucht werden. Hierzu wurde das Büro für Restaurierung und Kunst, Jürgen Schulz Lorch beauftragt.

Die gesamte Sanierungsmaßnahme zum Hexenturm wurde seinerseits bereits mit Maria Graf von der Unteren Denkmalbehörde des Gemeindeverwaltungsverbandes und Linda Heinze vom Landesamt für Denkmalpflege in Tübingen abgestimmt. Im April 2023 erklärte Restaurator Sebastian Schmäh in einer Gemeinderatssitzung, dass das Gebäude in einem schlechten Zustand sei. Damals ging man von einer zügigen Umsetzung der Maßnahme aus, die rund 330.000 Euro kosten sollte.

Der Hexenturm wurde als Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage in der Stauferzeit um 1250 errichtet.
Der Hexenturm wurde als Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage in der Stauferzeit um 1250 errichtet. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Abstimmungen mit BUND aufgrund des Artenschutzes

Allerdings musste noch auf Fördergelder gewartet werden sowie Abstimmungen mit dem BUND infolge des Artenschutzes bezüglich der vorhandenen Nistplätze der Turmfalken erfolgen, erklärt Jacqueline Leyers. Aufgrund einer erfolgten Untersuchung wurden mit der unteren Naturschutzbehörde folgende Maßnahmen getroffen: Die Drähte vor der Brutnische werden entfernt, des Weiteren bleiben die Quartiere unverändert. Der Dachstuhl soll – wenn nötig, mit fachlicher Begleitung – für Fledermäuse zugänglich sein. Die Einrüstung des Turmes soll im Spätsommer erfolgen, dies wird demnächst der Fall sein. Die Arbeiten sollen bis zur Rückkehr der Tiere im März abgeschlossen sein. Die Kosten liegen mittlerweile bei rund 360.000 Euro.