„Schunkle hin, schunkle her“, singen sie, eingehakt und fröhlich. „Schunkeln das ist schön, schunkle bis das Herz dir lacht“, das muss man hier nicht zweimal sagen. Auch nicht, dass das Schunkeln „dich froh und glücklich macht“. Ganz ohne eine gewisse Anschubhilfe kommt dieses Glück nicht, ebensowenig wie die Fröhlichkeit. Da braucht‘s schon jemanden, der sich dafür ins Zeug legt. Und Uwe Schulz von der Historischen Narrenzunft Markdorf ist so einer. „Man muss heutzutage schon was tun.“
Nachwuchs schnellt jeden Samstag in der Stadt
Der Hänseler-Major spricht freilich von der Jugend, vom Nachwuchs. „Der will abgeholt werden, sonst schlafen die Aktivitäten ein.“ Und Schulz holt sie ab. In diesen Wochen an jedem Samstag zum „Schnellen“ in der Stadt. Zum Schwingen der meterlangen Hanf-Karbatsche oder „Goisel“, deren mit einem Seidenbändchen verknotetes dünnes Ende Überschallgeschwindigkeit erreicht und das für die Fasnachtszeit in Markdorfs Straßen so typische laute Knallen erzeugt.

Besuch beim Seiler-Meister Hubert Guffert
An diesem Samstagnachmittag ist das Schnellen immer mal wieder in der Innenstadt, aber auch in den Wohngebieten zu hören. Ein Besuch bei Seiler-Meister Hubert Guffart steht auf dem Programm. Vor seinem Haus soll geschnellt werden. Guffart hat so gut wie alle Markdorfer Karbatschen in seiner Seiler-Werkstatt oder später im heimischen Keller geflochten. Vor einiger Zeit hat er aufgehört und das Flechten und den fasnachtlichen Teil seines Handwerks in die Hände von Christoph Blaschke gelegt.
Guffart, selbst Hänseler seit über 70 Jahren, trägt die bläzlebesetzte Narrenkappe. Auch haben sich Freunde eingefunden, die sich das laute Spektakel in keinem Falle entgegen lassen wollten. Nach dem letztem, krachenden Schnellen wird geschunkelt. Zum Markdorfer Schunkelwalzer, den der kleine – durch einige Kaujohle – verstärkte Hänseler-Trupp vom mitgebrachten Gerät abspielt.
In der Pandemie ist Jugendarbeit wichtiger denn je
Die Erwachsenen werden von den Guffarts zum Kaffee ins Haus gebeten. Für den Nachwuchs gibt es Kakao. Uwe Schulz freut sich über die strahlenden Gesichter, die sein Schnell-Kommando erzeugt hat. „Jugendarbeit ist gerade in der Pandemie ganz, ganz wichtig“, erklärt der Hänseler-Major. Ohne Kontakt zur Zunft drohe die Tradition abzureißen. Seine Erfahrung ist: „Die Jungen kommen gerne.“ Gerne auch im Häs – so wie hier zu den Guffarts und so wie zuvor, als der Hänseler-/Kaujohlentrupp am Seniorenheim vor Althänseler Bruno Rid geschnellt hat. Was tun, so erklärt Uwe Schulz, müsse man für die Jugend, aber auch für die Alten. Nur so bleibe der Zusammenhalt erhalten.