Lang ist sie. Spitz ist sie. Und neugierig sei sie obendrein. Letzteres sagt Birgit Beck. Die Zunftmeisterin der Historischen Narrenzunft Markdorf bezieht sich damit auf die Nase des Hänselers, jener so typischen Figur der Markdorfer Fasnet, neben dem Kaujohle. Neugier und Vorwitz des Hänselers fänden denn auch ihren Ausdruck in der langen Nase, die aus Leder gefertigt wird, wie Uwe Schulz, der Hänseler-Major, erklärt.
Man kann es sehen, ja fühlen – im Obertor, dem Zunfthaus der Markdorfer Narren, wo in den Februar-Wochenenden das Narrenmuseum im Obergeschoss offen steht und außerdem im großen Saal des ersten Stocks die Besucher einen Eindruck davon bekommen, wie viel handwerkliches Geschick erforderlich ist, damit die Masken, die Häser und unverzichtbaren Attribute und Beigaben der Figuren entstehen können.
„Das B steht für Blaschke“, erklärt Uwe Schulz und weist auf den eingefrästen Buchstaben auf dem Karbatschen-Griff in seiner Hand. Christoph Blaschke heißt jenes Mitglied der Narren-Zunft, das in die Fußstapfen von Sailermeister Hubert Guffart getreten ist und nun Hanfschnüre zu Karbatschen flicht.

Wie viele Arbeitsschritte dafür nötig sind, wie viel Geduld es erfordert, bis der Griff geschnitzt, mit Leder verziert und schließlich mit der langen Peitschenschnur aus Hanf verbunden ist, das ahnt, wer die ausgelegten Werkstücke – in den unterschiedlichen Fertigungsstufen – auf den Tischen im Zunftsaal genauer betrachtet.
Lob der soliden Handarbeit
Seine Begeisterung ist Uwe Achilles anzusehen. Der gelernte Goldschmiedemeister kann sich über solides Handwerk freuen. „Finde ich ganz toll, was hier zu sehen ist“, erklärt er. Zum Beispiel die hölzernen Halbschalen, die Zimmermeister Andreas Beck gedrechselt hat.

Der Block liegt da, auch ein Achtkant, ein weiterers, nun kürzeres Stück Holz, aus dem der Stahl bereits ein Rund herausgearbeitet hat. Und die fertige, aus den beiden Hälften zusammengefügte Glocke liegt ebenfalls da.
Ja, man sei schon ziemlich stolz, erklärt Zunftmeisterin Birgit Beck, „dass so vieles von Zunftmitgliedern gemacht wird“. Ob es die hölzernen Schellen für den Glockengürtel der Kaujohle sind, ob es die Karbatschen sind oder ob es die Gesichtsmaske des Hänseler ist. Die schneidet Zunftmitglied Christian Amann aus Filz. „Hat er sich alles selbst beigebracht, Schritt für Schritt, Erfahrungen sammelnd“, erklärt Uwe Schulz mit anerkennendem Unterton. Wenn die Markdorfer Narren sich so sehr mühen, sei das ein deutliches Zeichen dafür, „wie sehr sie sich mit der Zunft identifizieren“, findet der Hänseler-Major.

Jede Hänseler-Maske besteht aus zahlreichen Teilen
Rund 40 verschiedene Teile fügen sich zum Hänseler-Gesicht zusammen – inklusive der ledernen Nase, die mit dem Falzbein über einem Holzstück in Form gebracht wird, in drei verschiedenen Größen: klein, mittel und groß. Am Häs, das heißt an dessen Kapuze, wird die Maske übrigens mit Druckknöpfen befestigt, wie Schulz erzählt. Schulz erinnert sich noch ganz genau, wie Maß genommen werden musste, damit die Druckknöpfe an den richtigen Stellen sitzen und nicht drücken oder gar schmerzen.
Das Museum zeigt auch den Wandel der Zeit
Dass die Masken der Markdorfer Hänseler und Kaujohle sich im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, zeigt sich unterm Dach des Obertors. Endlich wieder, denn nach mehrjähriger Pause steht das dortige Museum nun wieder den Besuchern offen, nach Voranmeldung natürlich beziehungsweise an den vier Ferienwochenenden der diesjährigen Fasnet, wie Inge Schupp erläutert.
Sie hat die „Schatzkammer“ der Zunft wieder mit hergerichtet, aufgeräumt, geordnet. „So manches musste wieder besorgt werden“, berichtet sie. Aber dafür sei ja hinreichend Zeit gewesen während der langen Corona-Ruhe.

Hier oben gibt es mancherlei Interessantes zu entdecken. Etwa jene Drahtmasken, hinter denen sich die frühen Kaujohle verbargen, bevor sie ein aus Holz geschnitztes Gesicht bekamen. Und auch das hat sich verändert. „Früher war die Kaujohle-Maske viel größer“, erklärt Inge Schupp. Sie ist froh über die historischen Stücke und außerdem auch dankbar. „Oft fällt es den Familien ja gar nicht so leicht, sich davon zu trennen.“ Schließlich hingen stets viele gute Erinnerungen dran.