Während die Sonne am Nachmittag auf den Asphalt der Markdorfer Ortsmitte brennt, hat es in dem schattigen Waldstück auf dem Gehrenberg angenehme 26 Grad. Ein Mountainbiker – er trägt Protektoren an Ellenbogen und Knien sowie einen schwarzen Fahrradhelm – fährt durch das hölzerne Tor des Gehro-Trails. Nach wenigen Sekunden verschwindet der Sportler zwischen Bäumen und Büschen.
„Der Gehrenberg ist ein El Dorado für Mountainbiker in der Region“, sagt Ansgar Oker. Der 57-Jährige ist Initiator und Sprecher der Gruppe, die sich um den Gehro-Trail kümmert. Und er ist selbst begeisterter Radsportler. Nach der Arbeit verbringt er oftmals mehrere Stunden auf dem Trail, der ersten und einzigen legalen Mountainbike-Strecke am Gehrenberg.
Projekt von Stadt und Forst unterstützt
Die Idee zu einer legalen Mountainbike-Strecke stammt von Markdorfs Stadtförster Jörn Burger. Ins Rollen gebracht wurde der Wunsch vor einigen Jahren dann von den Mountainbikern Ansgar Oker, Stefan Looser und den Brüdern Andreas und Peter Schöttke. Das Ziel aller Parteien: Eine offizielle Strecke schaffen, um die illegalen Trails einzudämmen. Aus diesem Grund hat die Stadt das Projekt unterstützt, das 27.000 Euro gekostet hat. Auch von der Waldbesitzerin Carmen Müller-Diepolder sowie von hiesigen Jägern gab es Zustimmung.
Den Eingang des Gehro-Trails ziert ein hölzerner Torbogen. Direkt daneben ist eine große Infotafel aufgebaut, sie enthält Regeln und Sicherheitsvorkehrungen. Darunter der Hinweis: „Die Benutzung der Strecke erfolgt auf eigene Gefahr!“
Wie gefährlich es im Wald werden kann, wenn beispielsweise ein Unwetter aufzieht, zeigte sich in der Region erst Ende Juni. Innerhalb kürzester Zeit wurde der kleine Muldenbach zu einem reißenden Fluss – und die Wassermassen beschädigten etliche Waldwege rund um den Gehrenberg.
Bei Unwetter glimpflich davon gekommen
„Wir sind im Verhältnis gut weggekommen“, sagt Ansgar Oker rund einen Monat nach dem Unwetter. Der Trail sei im Frühjahr schon aufgeweicht gewesen und der starke Regen habe ihn zwar noch weicher gemacht. „Wir hatten aber nicht diese massiven Spülschäden wie andere Waldwege“, so der 57-Jährige.
„Das war aber auch aufgrund der guten Vorarbeit“, fügt Oker an. „Das Wasser kann hier gut ablaufen.“ Trotzdem habe er den Weg mehrere Male wegen des Regens sperren müssen. „Das ist zu gefährlich, rutschig wie Schmierseife.“

Strecke soll attraktiv bleiben
Den bislang eher verregneten Sommer nimmt Oker also gelassen. Doch etwas anderes treibt den 57-Jährigen um. Damit der Trail ein „El-Dorado“ für Radsportler bleibt, müsse sich etwas ändern, betont er.
Der Gehro-Trail sei so angelegt, dass jeder ihn befahren könne, so Oker. „Familien, Kinder, aber auch ambitionierte Sportler mit teils sehr hohem Niveau.“ Um die Strecke auch für sie attraktiv zu halten und illegale Trails am Gehrenberg einzudämmen, müsse man sie mit weiteren Elementen ausbauen, sagt Oker.
Elemente wie Drops – also Sprünge den Hang hinunter, Tables – abgeflachte Erdhaufen, bei denen Absprung und Landung mit einem flachen Mittelstück verbunden sind, oder auch Doubles – Sprungrampen, bei denen Absprung und Landung aus zwei einzeln gebauten Rampen bestehen. „Dazu bräuchte man Maschinen, aber das Budget haben wir nicht“, bedauert Oker.
Budget für den Ausbau fehlt
Vor rund drei Jahren hatte die Truppe, die sich dem Schwäbischen Albverein angehört, erstmals einen Ausbau der Strecke geplant und war zwecks finanzieller Unterstützung bei der Stadt vorstellig geworden. Diese wurde zugesagt. Bei weiterer Nachfrage im Herbst 2022 musste die Stadt jedoch einen Rückzieher machen; das Haushaltsloch sei durch einen Rückgang von Gewerbesteuereinnahmen doch zu tief gewesen, wie Oker vor einem Jahr berichtete.
Deshalb hat sich die Gruppe des Themas Sponsoring angenommen, um finanziell unabhängiger zu werden. Lokalen Firmen und Gastronomiebetrieben bietet Oker so nun an, ihre Werbeschilder gegen eine Gebühr für ein Jahr an das Eingangstor zu hängen. Ein paar der Schilder hängen dort schon, weitere Betriebe habe er angeschrieben, so Oker.

Rund 15 Stunden pro Woche investiere die fünfköpfige Gruppe von Radsportlern in den Erhalt und den Ausbau der Strecke, so Oker. „Alles ehrenamtlich.“ Dazu gehöre auch die regelmäßige Pflege des Trails. „Freiwillige sind immer gern willkommen“, ergänzt der 57-Jährige und lacht. Ein bis zweimal im Monat trifft sich die Gruppe, um etwa gemeinsam die Äste zurückzuschneiden oder den Weg auf Gefahren zu kontrollieren.

Andere Unterstützung gab es beispielsweise vom Team des Wirthshofs: Aus einem ehemaligen Kühlbehälter entstand vor einiger Zeit die „Gehro-Toolbox“, eine kleine Hütte, in der Werkzeug, Schubkarren und Schaufeln untergebracht sind. So müsse man die Geräte für kleine Reparaturen und Arbeiten am Trail nicht immer mitbringen, sagt Oker.

Strecke sehr beliebt bei Radsportlern
Insgesamt werde der Trail aber „unheimlich gut“ angenommen, sagt Oker. „An guten Tagen sind es mit Sicherheit 150 bis 200 Fahrten.“ Während der Corona-Pandemie seien es noch mehr gewesen.
Oft werde er angesprochen, wenn er auf dem Gehrenberg unterwegs ist, fügt Oker an. Zuletzt von einer mehr als zehnköpfigen Mountainbike-Gruppe aus Bad Waldsee, die eigens für die Strecke angereist war. „Wir haben den Trail zwar primär für die Markdorfer gemacht, aber er zieht weite Kreise“.