Der Starkregen in der letzten Juniwoche hat im Wald am östlichen Gehrenberhang große Schäden angerichtet. Anfang Juni hatten die Mitarbeiter des Stadtforsts durch ihren Dauereinsatz am Gehrenberg Schlimmeres gerade noch abwenden können, nicht aber am 26. Juni, als die Niederschläge kaum gekannte Ausmaße annahmen. Lag die Niederschlagsmenge am Mittwochmorgen in Markdorf bei etwa 45 Liter in der Stunde, so rauschten bei Gangenweiler bis zu 90 Liter nieder.

Den Muldenbach brachte das zum Toben. Im Wald riss er Altholz, teils Stämme mir mehr als 40 Zentimeter Durchmesser, und sogar große Steine mit. Unterhalb der Bundesstraße überspülte er große Teile des Campingplatzes, machte weite Wiesenflächen zur Seeenlandschaft. „Vom Regierungspräsidium wurden die Ereignisse als Katastrophe kategorisiert“, erklärte nun Stadtförster Jörn Burger, in dessen Zuständigkeitsbereich sowohl der kommunale Wald als auch die jene Waldstücke am Gehrenberghang gehören, die in privatem Besitz sind.

Hier haben die Wassermassen ein ganzes Wegstück forgerissen und die Dohle mit 1,50 Metern Durchmesser gänzlich verstopft, berichtet ...
Hier haben die Wassermassen ein ganzes Wegstück forgerissen und die Dohle mit 1,50 Metern Durchmesser gänzlich verstopft, berichtet Stadförster Jörn Burger. | Bild: Jörg Büsche

Katastrophen-Einordnung beschleunigt

Die Tübinger Katastrophen-Einordnung ist für Stadtförster Burger insofern wichtig, als er nun sofort handeln darf. Er kann Unternehmen mit dem Beheben der Schäden am Wegenetz beauftragen, ohne zuvor erst Anträge im Regierungspräsidium zu stellen. Und abzuwarten, ob Tübingen Fördermittel für die dringlichen Reparaturarbeiten bewilligt.

Ihre Dringlichkeit, so erläuterte Burger dem Gemeinderat bei dessen jüngster Sitzung, ergebe sich schon allein aus der Notwendigkeit, geschlagenes Holz abzufahren. Unter Zeitdruck steht Burger, weil liegende Stämme, nicht abgefahrene Holzpolter zu Brutstätten des Borkenkäfers werden können. Derzeit können die schweren Holztransporter die Waldwege an vielen Stellen nicht nutzen. „Rund 80 Prozent des Wegenetzes“, schätzt Burger, „mussten wir absperren.“ Was im städtischen Forst – einem „Wirtschaftswald“, wie der Förster ausdrücklich betont – zu erheblichen Einbußen führen würde.

Hier war vor dem Unwetter ein Wanderweg.
Hier war vor dem Unwetter ein Wanderweg. | Bild: Jörg Büsche
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Boden wird überprüft

Das rot-weiße Flatterband gilt auch für Radfahrer und Fußgänger, betont der Förster. Bestehe dort doch Gefahr weiterer Hangrutschungen. Zur Sicherheit wurde deshalb unmittelbar nach dem letzten Starkregen auch der Waldkindergarten geschlossen. Die Kinder kamen zwischenzeitlich in der Stadthalle unter, können inzwischen aber wieder in den Wald. Der Gehrotrail, die Downhillstrecke für Moutainbike-Radler, war ohnehin schon gesperrt, weil die wiederholten Regenfälle den Untergrund aufgeweicht und sich überdies Rinnen in den Boden gefressen hatten. Die Festigkeit des Bodens im Bereich der Forst- sowie der benachbarten Waldkindergarten-Schutzhütte prüft unterdessen ein Bohr- und Geotechnikunternehmen aus Bad Wurzach.

Die Forstmitarbeiter haben die Wassermassen im Video festgehalten.
Die Forstmitarbeiter haben die Wassermassen im Video festgehalten. | Bild: Jörg Büsche

Reparatur geschieht in drei Phasen

Im Wald geht Jörn Burger nun in drei Schritten vor. Zunächst lässt er Baggerunternehmen dafür sorgen, dass der Muldenbach wieder in sein altes Bett findet. Geröll und mitgerissene Stämme haben ihn sich neue Rinnen graben lassen. Dann sollen die Waldwege wieder befahrbar gemacht werden – für Holztransporter wie für Waldbesitzer. Mit noch mehr Aufwand sei dann verbunden, jene Wegstücke wieder herzurichten, die durch Hangrutschungen zerstört worden sind.

All dies leisten in den nächsten Wochen die damit beauftragten Unternehmen. „Schwer genug ist es, welche zu bekommen“, erklärte Burger. Und dann erst würden sich seine beiden Mitarbeiter, unterstützt vom städtischen Bauhof ans Ausbessern der Wanderwege im Gehrenbergwald machen. Vorläufig beziffert der Förster die Reparaturkosten mit rund 130.000 Euro. Bürgermeister Georg Riedmann fürchtet, dass das Beheben der Unwetterschäden deutlich mehr kosten wird.

Michael Tetzlaff steuert die Bohrmaschine, die einen Befund zum Untergrund bei der Schutzhütte des Waldkindergartens ermöglichen soll.
Michael Tetzlaff steuert die Bohrmaschine, die einen Befund zum Untergrund bei der Schutzhütte des Waldkindergartens ermöglichen soll. | Bild: Jörg Büsche

Warnung vorm Waldbesuch

„Bei uns hat sich noch keiner beschwert“, erklärte Claudia Herzer-Schneider von der Markdorfer Touristinformation. „Es ist halt etwas schlammig“, habe ein Gast angemerkt. Aber mit festem Schuhwerk komme man gut voran – auf den nicht abgesperrten Wegen. Im Gemeinderat riet Förster Jörn Burger jedoch vorläufig grundsätzlich vom Waldbesuch im östlichen Gehrenbergwaldgebiet ab. Man könne gut ins Gehau ausweichen beziehungsweise auf den westlichen Bereich um den Sportlehrpfad oberhalb von Fitzenweiler.