Im Wasser glitzert und leuchtet es, ein farbenfrohes Getümmel bewegt sich Richtung Beckenrand. Die Fische scheinen zu spüren, dass es gleich etwas zu fressen gibt. Richard Hilble wirft Futter ins Wasser, die Tiere recken ihre Mäuler danach. „Es ist noch das gleiche Außenbecken, das wir gleich zu Beginn gebaut haben. Zwischenzeitlich wurde es nur vergrößert und die Pflanzen drum herum sind gewachsen“, erinnert sich der Fischzüchter an die Anfänge seiner Koi-Karriere, die 1990 in Markdorf begann.

Die Tiere reagieren auf Hilble, sie lassen sich streicheln und knabbern an seinen Fingern.
Die Tiere reagieren auf Hilble, sie lassen sich streicheln und knabbern an seinen Fingern. | Bild: Heike Gumsheimer

Als Sohn eines Forellenzüchters sei ihm der Berufsweg ein wenig in die Wiege gelegt worden. Aber Forellenzucht ist hart, kalt und nass, sagt Hilble. „Ich wollte etwas Besonderes machen. Und so kamen mein Bruder und ich auf die Idee, hochwertige Kois nach Deutschland zu importieren und zu verkaufen“, beschreibt er die Anfänge. Es sei anfangs vor allem ein gutes Geschäftsmodell gewesen, das ihn reizte. „Wir mussten in den ersten Jahren richtige Pionierarbeit leisten und uns einerseits mit Fragen der artgerechten Aufzucht und andererseits mit dem Aufbau von Vertriebs- und Vermarktungsstrukturen beschäftigen.“

1997: Richard Hilble bei der Arbeit mit seinen Kois. Das Reinigen und Sauberhalten des Teichs ist sehr wichtig. 2022: Richard Hilble auf ...
1997: Richard Hilble bei der Arbeit mit seinen Kois. Das Reinigen und Sauberhalten des Teichs ist sehr wichtig. 2022: Richard Hilble auf seiner Terrasse beim Füttern der Kois. | Bild: Heike Gumsheimer/privat
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Seine Kunden seien damals aus ganz Deutschland nach Markdorf zum Koi-Kauf gekommen, erzählt Hilble. „Die Leute haben sich früher mehr Zeit für ihr Hobby genommen und sie haben mehr Kraft investiert, um es zu verwirklichen“, beschreibt der Fischzüchter das Freizeitverhalten. Davon abgesehen, gebe es mittlerweile viel mehr Koi-Händler, sodass sein Einzugsgebiet heute rund 300 Kilometer sei.

1995: Das Außenbecken war anfangs ungefähr halb so groß. In der Zwischenzeit wurde auch optisch umgestaltet. 2022: Das Außenbecken ist ...
1995: Das Außenbecken war anfangs ungefähr halb so groß. In der Zwischenzeit wurde auch optisch umgestaltet. 2022: Das Außenbecken ist noch an derselben Stelle wie zu Beginn von Hilbles Koi-Karriere. Der Teich ist etwas erweitert worden und auch die Mauer mittlerweile bewachsen. | Bild: Heike Gumsheimer/privat

Teichpflege ist von zentraler Bedeutung

Die Pflege des Teichs sei damals wie heute zentrales Thema bei der Koi-Haltung, berichtet Hilble. „Die Menschen wollen ihre Fische ja sehen, wollen sich an der Farbenpracht erfreuen, also darf der Teich nicht voller Algen sein“, erklärt der Fachmann. Funktioniere ein Teich perfekt, spare man Zeit bei der Reinigung und Geld für den Tierarzt.

„Und in diesem Bereich hat sich ganz viel weiterentwickelt, vor allem hinsichtlich des Umweltgedankens. Früher hat man Pflegemittel mit Kupfer benutzt. Die Algen wurden dadurch zwar zerstört, aber sie gaben beim Sterben Nitrat ans Wasser ab. Das wirkte wie Dünger und neue Algen wuchsen nach.“ Aus ökologischer Sicht heute seien die Mittel von damals weder für das Wasser, den Teich und die Erde gut gewesen, aber man habe sich weniger Gedanken gemacht und es gab wenige Alternativen, beschreibt Hilble die Möglichkeiten in den 1990ern.

Der Showa-Koi, schwarzgrundig mit Rot und Weiß, ist der aktuelle Modetrend bei den Käufern. Witzigerweise war er das auch in den ...
Der Showa-Koi, schwarzgrundig mit Rot und Weiß, ist der aktuelle Modetrend bei den Käufern. Witzigerweise war er das auch in den Anfängen von Hilbles Koi-Geschäft. Dazwischen waren über die Jahre alle Farbvarianten mal im Trend. | Bild: Heike Gumsheimer

„Heute werden Bakterien eingesetzt. Sie funktionieren rein biologisch und sorgen dafür, dass dem Wasser überschüssiges Nitrat entzogen wird und damit keine Algen wachsen“, beschreibt er die heute Teichreinigung. Die Bakterien kommen aus Übersee, Hilble vertreibt sie von Markdorf aus. Durch neue Techniken sei auch der Strombedarf um rund 25 Prozent geringer als noch vor 30 Jahren und ebenfalls habe sich der Wasserverbrauch auf ein Minimum reduziert. „‘Aus ökologischer Sicht kann man sich einen Koi-Teich heute mit gutem Gewissen anschaffen.“

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Tiere werden 30 bis 70 Jahre alt

Der Koi habe in Deutschland nie den Stellenwert eines Statussymbols gehabt, wohl aber sei er sehr beliebt aufgrund seiner schönen Farben. „Man kann sich der Ästhetik der Tiere kaum entziehen, man kann sie aus der Hand füttern und es ist unglaublich entspannend, sie einfach zu beobachten. Durch ihr individuelles Aussehen können die Besitzer die Fische leicht auseinanderhalten, und damit ihre unterschiedlichen Charaktere erkennen“, erklärt er. Aus all diesen Gründen würden seine Kunden Beziehungen zu den Fischen aufbauen.

„Über die Jahre waren eigentlich alle Farbkombinationen mal in, aktuell ist der Showa-Koi Mode. Er ist schwarzgrundig mit roten und weißen Flecken. Und tatsächlich lag der auch in den 90ern im Trend.“
Richard Hilble, Koi-Züchter

Nicht zuletzt, weil die Tiere zwischen 30 und 70 Jahre alt werden und ihre Besitzer damit fast ein Leben lang begleiten können. Manche seiner Kunden kommen seit 30 Jahren zu ihm und betreiben ihr Hobby immer noch. Die Frage, ob es Farbmodetrends gibt, bestätigt Hilble. „Tatsächlich gibt es Trends und wie in der Bekleidung kommt alles wieder“, sagt er und lacht. „Über die Jahre waren eigentlich alle Farbkombinationen mal in, aktuell ist der Showa-Koi Mode. Er ist schwarzgrundig mit roten und weißen Flecken. Und tatsächlich lag der auch in den 90ern im Trend.“

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